Tech-Aktien (NYSE:XLK) wie Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN: 906866) haben aufgrund von enttäuschenden Quartalsberichten innerhalb weniger Tage Hunderte Milliarden US-Dollar an Börsenwert eingebüßt. Die Amazon-Aktie verlor am Tag nach der Zahlenvorlage 6,8 % und stabilisierte sich auch an den folgenden Handelstagen nicht.
An Allerheiligen fiel der Marktwert des Onlinehändlers sogar unter die Marke von einer Billion US-Dollar. Eine Schallmauer, die die Amazon-Aktie Anfang 2020 mit Leichtigkeit durchbrochen hatte.
Wird die Amazon-Aktie nun den Weg anderer Internet-Aktien wie Netflix (NASDAQ:NFLX), Shopify (NYSE:SHOP) und Zalando (ETR:ZALG) gehen und weitere dramatische Kurseinbrüche produzieren?
Amazon-Aktie: Dünne Gewinnmargen und Spar-Rhetorik
Von der Amazon-Aktie sind Anleger aus den letzten Jahren gigantische Wachstumsraten gewöhnt. Darum ist das Entsetzen an der Börse groß, wenn der Internetkonzern, wie dieses Mal, lediglich ein Wachstum um 14,7 % vermeldet. Die Erlöse beliefen sich im abgelaufenen Quartal auf 127,1 Mrd. US-Dollar.
Die operative Marge der Amazon-Aktie lag bei lediglich 2,0 % nach 4,4 % im Vorjahr. Der Nettogewinn war mit 2,9 Mrd. US-Dollar niedriger als erwartet und wäre ohne einen außerordentlichen Gewinn aus der Beteiligung an Rivian (NASDAQ:RIVN) sogar noch kleiner ausgefallen.
Das Management sprach einmal mehr davon, stärker sparen zu wollen. In der Pandemie war Amazon allem Anschein nach über die Maßen gewachsen und muss nun Anstrengungen unternehmen, die Effizienz zu steigern und trotzdem nicht die Kundenerfahrung zu verschlechtern.
Nur eine zyklische oder doch eine dauerhafte Schwäche?
Die Amazon-Aktie steht derzeit unter besonderer Beobachtung. Investoren wollen herausfinden, wie lange das Unternehmen noch operativ schwächeln wird.
Hier lohnt sich ein Blick auf die einzelnen Segmente der Amazon-Aktie. Der Onlinehandel will im Jahr 2022 nicht so recht durchstarten. Sogar im ehemals profitablen US-amerikanischen Markt schreibt Amazon nun Verluste. Die roten Zahlen im internationalen Geschäft haben sich deutlich ausgeweitet. Kurzfristig mögen bei Amazon die Kosten und die Effizienz aus dem Ruder gelaufen sein. Doch langfristig ist der E-Commerce ein Wachstumsmarkt und es ist kaum vorstellbar, dass der Pionier seine Vormachtstellung verliert.
Im gewinnträchtigen Cloud-Geschäft wuchs Amazon so langsam wie noch nie. Derzeit fokussieren sich viele Unternehmenskunden auf Kostenkontrolle. Viele Marktteilnehmer hatten höhere Erlöse und Gewinne im Segment „Amazon Web Services“ erwartet. Doch in der langfristigen Betrachtung bleibt die AWS-Sparte ein Aktivposten von Amazon. Die Cloud-Investitionen vieler Unternehmen sind höchstwahrscheinlich nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.
Immer wichtiger wird für die Amazon-Aktie derweil das Werbegeschäft, wo die Erlöse um ein Viertel auf gut 9,5 Mrd. US-Dollar stiegen. In einer Zeit, in der Digitalkonzerne wie Meta auf der Suche nach dem nächsten Wachstumstreiber sind und ihre starke Abhängigkeit von nur einem Geschäftszweig deutlich wird, ist Amazon in der Lage, seine Geschäftsbasis noch zu verbreitern. Ein Zeichen, dass das Unternehmen auf einem Weg ist, krisenresistenter zu werden.
Geduld ist angesagt
Investoren sollten nicht auf eine schnelle Heilung hoffen, was die Wachstumsraten der Amazon-Aktie angeht. Denn für das Weihnachtsquartal legte der Onlinehändler einen Ausblick vor, der allenfalls einstelliges Umsatzwachstum und keine verbesserte Gewinnsituation vorsieht.
Doch aus einem langfristigen Blickwinkel scheint das Unternehmen weiterhin gut aufgestellt zu sein.
Christoph Gössel besitzt Aktien von Amazon und Zalando. John Mackey, CEO von Whole Foods Market, einer Amazon-Tochter, ist Mitglied des Vorstands von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Amazon, Meta Platforms (NASDAQ:META), Inc., Netflix, Shopify und Zalando. The Motley Fool empfiehlt die folgenden Optionen:Long January 2023 $1,140 Calls auf Shopify und Short January 2023 $1,160 Calls auf Shopify.
Motley Fool Deutschland 2022