Arm und reich sind in gewisser Weise natürlich absolute Begriffe. Ein hohes Vermögen von einer Million oder einer Milliarde Euro würde man weder als durchschnittlich noch als nicht-vermögend bezeichnen. Insofern können wir eine quantitative Komponente nicht leugnen.
Allerdings sind arm und reich trotzdem zwei Adjektive, die wir auch relativ sehen können. Je nachdem, wie man vergleicht, kann man sich unterschiedlich einordnen. Lass uns diese These mit ein wenig Kontext rund um Vergleichswerte unterfüttern.
Arm & reich: Deine Lebenshaltungskosten Ob man arm oder reich ist oder wie man sich selbst einordnet, ist jedenfalls von einem Faktor abhängig: den eigenen Lebenshaltungskosten. Im Endeffekt ist das ein überaus relevanter Faktor, der alleine in Deutschland sehr unterschiedlich sein kann.
Riskieren wir dazu einen Blick auf Extreme: Wer in stark urbanen Regionen wie Berlin, München oder Frankfurt lebt, der besitzt deutlich höhere Lebenshaltungskosten. Das heißt, dass man viel mehr Geld für Miete und Dinge des täglichen Bedarfs ausgibt, als wenn man beispielsweise in einem kleinen Dorf in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen oder im Osten Deutschlands lebt. Eine Erkenntnis, die zu anderen Dingen führt.
Arm und reich könnte daher von den eigenen Lebensumständen abhängig sein. Mit einem Einkommen von 2.500 Euro wird man in Berlin, München oder Frankfurt möglicherweise sogar am Limit leben. In weniger urbanen Regionen deutlich luxuriöser und mit deutlich mehr Potenzial, um sparen und investieren zu können. Die eigenen Lebenshaltungskosten und die örtliche Situation können zu unterschiedlichen Ansichten und Möglichkeiten beim Vermögen führen. Selbst zu unterschiedlichen Sichtweisen, ab wann man arm oder reich ist.
Vergleichswerte sind ebenfalls relevant Arm und reich hängen jedoch auch von den eigenen Vergleichswerten ab. Hier zeigt sich insbesondere, wie relativ diese Begriffe sind. Wer beispielsweise 1 Mio. Euro besitzt, gehört hierzulande zu den ca. 1,5 Mio. Millionären. Und gemessen an den über 83 Mio. Einwohnern zu einer klaren Minderheit. Vergleicht man sich daher mit dem Querschnitt, darf man sich ein wenig elitär fühlen.
Was ist jedoch, wenn wir Vergleichswerte anders definieren? Wer sich mit Milliardären messen möchte, fühlt sich trotzdem vermutlich sehr arm. Auch insofern sind Begriffe rund um das Reich-Sein relativ. Je nachdem, mit wem man sich vergleicht, kommt man zu einer unterschiedlichen Auffassung über das eigene Vermögen.
Arm & reich: Die eigenen Erwartungen Zu guter Letzt definieren die eigenen Erwartungen, ob man arm oder reich ist. Dabei können wir ebenfalls auf extreme Unterschiede zurückgreifen. Ein Frugalist, der es beispielsweise schafft, von weniger als 1.000 Euro zu leben, fühlt sich möglicherweise vermögend, wenn er seine finanzielle Freiheit erreicht. Ein passives Einkommen von über 12.000 Euro könnte dafür ausreichend sein, bei einer Dividendenrendite von netto 3 % reichten 400.000 Euro dafür aus.
Vielleicht ist das nicht das, was du als sehr reich definieren würdest. Allerdings zeigt ein solches Beispiel, dass eigene Ziele und Erwartungen ebenfalls entscheidend sind. Je nachdem, wo du hin möchtest, können arm und reich auch andere Bedeutungskomponenten besitzen.
Der Artikel Arm & reich? Relativ: 3 Faktoren, die Vergleiche bedingen ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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