Es ist wahrscheinlich einfach nur menschlich. Nämlich, dass man bei seiner Aktienauswahl neben anderen Aspekten oftmals auch auf einen optisch billigen Kurs achtet. Angenommen, man interessiert sich für die Aktien zweier Firmen, die beide auf demselben Gebiet tätig sind. Nicht selten kommt einem dann diejenige mit dem optisch niedrigeren Kurs wesentlich attraktiver vor.
Es ist nun einmal nicht zu leugnen, dass viele von uns bei einer Investition von sagen wir 3.000 Euro lieber 100 Aktien zu 30 Euro pro Stück kaufen als umgekehrt. Aber mit dieser Herangehensweise habe ich leider nicht immer optimale Ergebnisse erzielt. Trotz allem habe ich mich von einem optisch billigen Kurs schon viel zu oft zum Kauf verleiten lassen.
Irgendwann habe ich allerdings erkannt, dass ich das Opfer eines weit verbreiteten Trugschlusses geworden bin. Und zwar geht es hier darum, zu glauben, dass sich eine Aktie mit einem Kurs von 30 Euro eventuell schneller verdoppeln könne als ein Titel, der zum selben Zeitpunkt einen Stückpreis von 300 Euro aufweist. Heute weiß ich allerdings, dass dies natürlich Blödsinn ist.
Billig oder teuer? Alleine an der Höhe ihres Kurses kann man im Grunde genommen nicht feststellen, ob eine Aktie gerade billig oder teuer ist. Man sollte sich hier durchaus noch auf andere Faktoren konzentrieren. Mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und dem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) gibt es zwei Kennzahlen, die man sich an dieser Stelle gerne anschaut. Aber man könnte sich eventuell noch etwas vor Augen führen.
Betrachten wir dazu einfach einmal zwei fiktive Aktiengesellschaften. Gesellschaft Nummer eins hat insgesamt 1 Mio. und Gesellschaft Nummer zwei insgesamt 10 Mio. Aktien ausgegeben. Nehmen wir einmal an, der Aktienkurs von Nummer eins beträgt 100 Euro. Und gehen wir weiterhin davon aus, dass der Aktienkurs von Nummer zwei günstige 10 Euro aufweist. Dann beträgt der Börsenwert jeder der beiden Firmen also genau 100 Mio. Euro.
Was passiert nun, wenn man in jede Gesellschaft 3.000 Euro investiert? Man hätte von jeder Firma natürlich unterschiedlich viele Aktien erworben. Doch gemessen an ihrer Marktkapitalisierung wäre man an beiden Unternehmen trotzdem zu einem gleich großen Teil beteiligt. Ich finde, dass diese Tatsache durchaus beachtenswert ist, obwohl auch ich sie lange Zeit ignoriert habe.
Hohe Kurse muss man nicht fürchten Ein etwas hoher Kurs schreckt mich bei meiner Aktienauswahl mittlerweile kaum noch ab. Ganz im Gegenteil. Kann eine Aktie schon seit Monaten einen ansteigenden Kurs vorweisen, sehe ich erst mal keinen Grund, sie von vornherein für überteuert zu halten. Schließlich könnte dieser Umstand ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei dem dahinter stehenden Unternehmen um eine kerngesunde Firma handelt.
Und so würde in diesem Fall für mich nicht viel dagegen sprechen, dass es mit dem Kurs nicht noch wesentlich länger aufwärts gehen könnte. Und warum sollte die entsprechende Aktie ausgerechnet dann, wenn ich sie erworben habe, ihren Kursanstieg nicht weiter fortsetzen? Vorausgesetzt, die geschäftliche Entwicklung bleibt weiter positiv.
Umgekehrt funktioniert dies aber leider genauso. Gerade wenn eine Firma Probleme hat, kann es passieren, dass ihr Aktienkurs ganz schnell in einen optisch billigen Bereich abrutscht. Hier könnte man nun zwar sicherlich günstig einsteigen. Aber es besteht natürlich die Gefahr, dass es mit der Notierung noch weiter abwärts geht. Und ich muss gestehen, dass mir genau dies nicht nur einmal passiert ist.
Aus meinen Fehlern habe ich gelernt Es ist früher also oft vorgekommen, dass ich in vermeintliche „Schnäppchen“ investiert habe. Doch viele von ihnen haben sich dann erst nach dem Kauf zu wirklich billigen Aktien entwickelt. Aber nun gehe ich einen anderen Weg. Viel wichtiger als der Aktienkurs sind für mich jetzt die Zukunftsaussichten des jeweiligen Unternehmens.
Sollten sich diese als gut herausstellen, ziehe ich einen Kauf selbst dann in Erwägung, wenn der Aktienkurs zuvor schon längere Zeit angestiegen ist. Und ich kann sagen, dass ich dieses Vorgehen bis jetzt noch nicht bereut habe.
Der Artikel Bevorzugst auch du optisch billige Aktien? Also ich habe aus meinen Fehlern gelernt! ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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