FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - US-Aktien-Tracker bleiben die Favoriten. Außerdem werden in einem überwiegend positiven Umfeld Technologie- und Energie-ETFs gekauft.
25. Oktober 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dem jüngsten Aufschwung der Aktienmärkte folgen Anleger*innen noch nicht. "Die Zinserwartungen sind weiterhin vorhanden und auch die konjunkturellen Sorgenfalten sind nicht kleiner geworden", begründen Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg von der Helaba. Marktteilnehmer würden aber womöglich auf eine Verlangsamung des Zinszyklus in Richtung Jahresende und 2023 setzen, nicht nur in Europa, sondern auch in den USA.
Hoffnungsträger sind die Gaspreise und deren Auswirkungen auf die Inflation: Der tiefste Stand der Gaspreise seit Mitte Juni, der vor allem auf das milde Herbstwetter zurückgeführt wird, gibt nach Einschätzung von Martin Hartmann von der Commerzbank (ETR:CBKG) Hoffnung, dass der Verbraucherpreisanstieg bald sein Hoch erreicht hat.
Käufe einerseits, Gewinnmitnahmen andererseits
Zwar gestalte sich auch die Berichtssaison besser als erwartet, ergänzt Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN). "Doch die Anleger gehen die klare Marktrichtung noch nicht mit. Sie schwanken zwischen Zuversicht und Skepsis." Entsprechend stünden ETF-Käufen auch Gewinnmitnahmen gegenüber. "Insgesamt sehen wir in dieser Woche einen deutlichen Kaufüberhang."
"Trotz der Erholung sind die Umsätze noch verhalten", fasst Jan Duisberg von der ICF Bank zusammen. "Am ehesten werden Aktien-ETFs gekauft."
Andreas Schröer von Lang & Schwarz berichtet von Zurückhaltung an bestimmten Kursmarken: "Wir sehen, dass Richtung 13.000 Punkten im DAX Gewinne mitgenommen werden und auch bei den Nasdaq-Indizes auf den aktuellen Niveaus."
US-Indizes und globale ETFs bleiben Handels- und Anlagefavoriten
Nach Einschätzung von Schröer wird auch weiterhin spekuliert. So werde in beide Richtungen gehebelt in US-Technologiewerte im NASDAQ 100 investiert. Entsprechend gehören der WisdomTree NASDAQ 100 3x Daily Leveraged (6:QQQ3) und das gegenläufige Short-Produkt (6:QQQS) zu den Umsatzspitzenreitern von Lang & Schwarz. Letzteres zählt auch bei der ICF Bank zu den Titeln mit den höchsten Umsätzen. Außerdem wird laut Lang & Schwarz viel Geschäft mit dem iShares Nasdaq-100-ETF (4:NDXEX) gemacht.
Im Tagesgeschäft der Société Générale ragen US-Aktien-ETFs und globale Aktientracker als Favoriten heraus. Zu den meistgekauften US-Aktientrackern gehöre der Vanguard S&P 500 (3:VUSA). Relativ neu auf der Liste der besonders beliebten Produkte sei die nachhaltige Variante des Index-Klassikers von der UBS (SIX:UBSG), der UBS S&P 500 ESG (4:S5SD).
Aber auch weltweit streuende ETFs sind gefragt. Unter den am meisten gekauften Titeln finde sich der iShares Core MSCI World (3:IWDA), einer der Klassiker.
Hingegen würden andere Regionen überwiegend abgegeben. Bei deutschen Aktien-ETFs berichtet Mohr von Gewinnmitnahmen im iShares Core DAX (4:GDAXIEX), während bei der ICF Bank ein zweifach gehebelter DAX-Short-ETF () sehr beliebt ist.
Asien: Nicht nur Verkäufe
Im Handel bei Lang & Schwarz sind auch asiatische Indexfonds im Fokus. Mit der Sorge vor einer noch ideologischeren Politik von Chinas Staatschef Xi Jinping und schwachen Konjunkturdaten geben vor allem chinesische Aktien nach. "Wir haben am Freitagabend auch noch überwiegend Abgaben gesehen, seit Wochenbeginn weden chinesische Aktien-Tracker wieder gekauft", berichtet Schröer. "Hier haben wir diese Woche deutlich mehr Nachfrage." Schröer führt beispielhaft Käufe des Lyxor FTSE China A50 (5:CBCHNUSD) an. Neben China würde auch Taiwan stärker gehandelt, etwa der Xtrackers MSCI Taiwan (4:XMTW).
Sektoren: Technologie- und Energiewerte (NYSE:XLE) gefragt
Der Technologiesektor, bei dem die Käufe dominieren, ist von den Branchen bei der Société Générale der meistgehandelte der Woche. "Hier wird gekauft", berichtet Mohr. Besonders hohe Nachfrage vermerkt Mohr nach dem First Trust Nasdaq Cybersecurity (3:CIBR) und dem Invesco US Technology Sector (). Der ETF ist auf Wochensicht um mehr als 4 Prozent gestiegen.
Käufe überwiegen nach Mohrs Angaben auch bei Energiewerten, die wie in der Vorwoche die Nummer zwei im Handel mit Branchen-ETFs der Société Générale sind. Hier würden Anleger*innen - ebenfalls wie in der Vorwoche - vor allem den SPDR S&P US Energy Select Sector (104:ZPDE) kaufen. Der Sektor-ETF hat auf Wochensicht fast 6 Prozent an Wert gewonnen.
Schröer berichtet ebenfalls von mehr Umsatz mit Energiewerten. So sei das Interesse am WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (6:3NGL) und am entsprechenden Short-ETF (6:3NGS) groß.
Gewinnmitnahmen bestimmen hingegen bei Mohr den Handel mit dem Klassiker Global Clean Energy (NASDAQ:ICLN) () von iShares. Auf Wochensicht verliert dieser ETF rund 1,7 Prozent, auf Monatssicht 12,7 Prozent.
Mohr ergänzt, dass Grundstoffe (NYSE:XLB) auf Platz 3 der Umsätze unter den Sektoren der Société Générale stehen, hier aber die Verkäufe überhand haben. Abgegeben werde der iShares STOXX Europe 600 Basic Resources (4:SXPPEX).
Edelmetalle: Mehr Nachfrage
Trotz der verhaltenen Entwicklung der Edelmetalle sind Gold- und Silber-ETCs derzeit gesucht. Wie Duisberg berichtet, hat sowohl bei Gold () wie auch bei Silber () die Nachfrage nach Verbriefunfen angezogen.
Desweiteren registriert Duisberg mehr Umsatz bei Ripple, während der Krypto-ETP-Handel ansonsten ruhig verläuft: Für Ripple (5:AXRP) hätten sich zunächst Käufe und Verkäufe ausgeglichen, inzwischen überwiege aber die Verkaufsseite.
Fixed Income: Entspannung bei den Renditen
Am Rentenmarkt sinken die Renditen, vor allem in Großbritannien mit Wechsel des Premierministers.
Mohr berichtet von normalem Handelsvolumen. "Wie in der vergangenen Woche dominieren Staatsanleihen den Handel mit Renten-ETFs." Käufe und Verkäufe seien recht ausgeglichen, etwa von Staatsanleihen der Eurozone (4:XGLE) , (4:C73). Verkäufe beträfen kurzlaufende europäische Staatsanleihen wie im Amundi Govies 0-6 Months EuroMTS Investment Grade (9:C3M) sowie europäische Unternehmensschuldtitel im iShares Core Euro Corp Bond (3:IEAC).
von: Antje Erhard 25. Oktober 2022, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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