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Börse Frankfurt-News: "Die Eskalation um die Ukraine beunruhigt (auch) Anleger"

Veröffentlicht am 21.02.2022, 17:02
© Reuters.
DB1Gn
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FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Fondsmanager Peeters erinnert angesichts der Krisenlage und damit einher gehenden starken Schwankungen an die Weitsicht langfristiger Geldanlage. Die eigene Lebenssituation sei das sinnvollere Kriterium für die Aktienquote als der Versuch, den Markt zu timen.

21. Februar 2022. FRANKFURT (pfp Adisory). Das Jahr 2022 ist noch nicht einmal zwei Monate alt und schon jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Die Covid-19-Pandemie beeinflusst noch immer spürbar unseren Alltag und wurde gerade erst von der eskalierenden Inflation als Leitthema abgelöst, als sich nun der Brennpunkt im Osten Europas endgültig in die Schlagzeilen gedrängt hat. Gefühlt nimmt die Spannung an der Grenze der Ukraine stündlich zu und es ist nicht einmal auszuschließen, dass bei der Veröffentlichung dieser Kolumne bereits ein offener Konflikt losgetreten wurde und die russische Armee die Grenze überschritten hat.

Auch an den Börsen ist der Ukraine-Konflikt gefühlt bereits das dominierende Thema geworden. Das bedeutet, dass die Märkte weit über die Konfliktregionen hinaus spürbar belastet sind. Das verwundert nicht, schließlich sind Börsen Frühindikatoren und antizipieren für gewöhnlich mögliche künftige Entwicklungen nach Wahrscheinlichkeiten gewichtet. In Kontrast zu rein wirtschaftlichen Phänomenen und auch zu sonstigen politischen Einflussfaktoren sind Anleger beim Themenkomplex "Krieg" aus nachvollziehbaren Gründen besonders sensibel.

Da ist einerseits die psychologische Komponente: Ein Krieg ist ein objektiv dramatischeres und tragischeres Ereignis als ein Wirtschaftsabschwung. Anleger lässt das Leid anderer Menschen nicht kalt und pauschal würde ich ergänzen, dass die Sensitivität umso größer ist, je näher der Konflikt "vor der eigenen Haustür" stattfindet. Das andere für die Börsen verstärkende Element ist die Unsicherheit, per se eines der toxischsten Gefühle auf dem Parkett.

Und gerade in der aktuellen Situation sind ja immer weitere Folgewirkungen denkbar. Ein offener Konflikt mit Beteiligung der regulären russischen Armee wäre die nächste Eskalationsstufe, aber vielleicht noch nicht einmal die letzte. Eine Rückkehr des "Kalten Kriegs" und massive wirtschaftliche Beeinträchtigungen auf beiden Seiten durch Sanktionen und gestoppte Wirtschaftsbeziehungen tauchen in den Gedankenspielen von Anlegern, was als nächstes oder übernächstes kommen kann, zumeist sehr schnell auf. Eben, weil man nicht weiß, was kommt, rechnet man mit allem. Es ist unruhig.

Die politische Situation kann ich wahrscheinlich ähnlich schlecht beurteilen wie die allermeisten. Aber hinsichtlich in solch Zeiten immer wieder deutlich zu hörenden Kassandra-Rufen bezogen auf das Depot habe ich eine klare Meinung: Es wird in 2022 genau wie in den vergangenen Jahrzehnten und wohl auch in der Zukunft stets eine Vielzahl von brisanten Konfliktherden geben. Veränderungen dieser Einflussfaktoren sorgen ebenso wahrscheinlich für ein mitunter deutlich schwankendes Depot. Dass man nun aber nachhaltigen Mehrwert schafft, indem man versucht, diese oftmals sehr abrupten "Aufs und Abs" erfolgreich zu "timen", sprich dann jeweils rechtzeitig zu erkennen, wenn es kriselt oder sich erholt und seinen Aktienanteil im Depot entsprechend senkt oder erhöht (und das möglicherweise sogar mit dem Einsatz teurer Derivate), bezweifle ich ernsthaft.

Es muss natürlich jeder Anleger für sich selbst entscheiden, was für sein Depot richtig ist. Ich persönlich halte es für sinnvoll, einen der individuellen Lebenssituation (etwa Alter) entsprechenden Aktienanteil auszuloten und diesen eben nicht permanent der Nachrichtenlage nach anzupassen. Das Risiko, damit unter dem Strich mehr Schaden als Nutzen zu generieren, halte ich für probat. Gleichwohl hoffe auch ich sehr, dass es in Osteuropa nicht zu einer Eskalation kommt, dies aber auch völlig losgelöst von Überlegungen zum Börsengeschehen.

von Roger Peeters, 21. Februar 2022, © pfp Advisory

Roger Peeters ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Christoph Frank steuert der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS Concept Platow (WKN DWSK62), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds, sowie den im August 2021 gestarteten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Weitere Infos unter www.pfp-advisory.de. Peeters ist weiterhin Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) e.V.. Roger Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (DE:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

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