Investing.com - Die US-Aktienmärkte geraten im Vorfeld der ersten Quartalsberichte aus dem Bankensektor unter Druck. Im Fokus stehen heute die anstehenden Zahlen von JPMorgan Chase (NYSE:JPM) und Wells Fargo (NYSE:WFC), die für Anleger richtungsweisend sein könnten. Parallel dazu hat Tesla (NASDAQ:TSLA) im Rahmen einer Veranstaltung in Los Angeles sein lang erwartetes Robotaxi vorgestellt. Unterdessen hat Warren Buffetts Investmentvehikel, Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa), seine Beteiligung an der Bank of America (NYSE:BAC) weiter reduziert.
1. US-Märkte im Minus
Insgesamt zeigt sich der vorbörsliche Handel in den USA eher ruhig. Dennoch deuten die Futures darauf hin, dass die wichtigsten US-Indizes mit leichten Verlusten in den Handelstag starten könnten. Angesichts der bevorstehenden Flut an Quartalszahlen der großen Banken und der Veröffentlichung neuer Inflationsdaten bleiben die Anleger derzeit zurückhaltend.
Aktuell notiert der Dow Future 0,1 % im Minus, der S&P 500 registriert ebenfalls ein Minus von 0,1 %, und der Nasdaq 100 liegt mit einem Rückgang von 0,2 % im roten Bereich.
Auch der gestrige Handelstag endete für die wichtigsten US-Indizes im Minus, nachdem das US-Arbeitsministerium überraschend starke Preisanstiege für den Monat September gemeldet hatte. Zusätzlich lagen die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der vergangenen Woche über den Erwartungen der Ökonomen.
Diese Entwicklungen verdeutlichen die Herausforderungen, denen sich die Fed gegenübersieht, um eine sogenannte „weiche Landung“ der US-Wirtschaft zu ermöglichen. Dabei strebt die Fed nicht nur eine Rückkehr zur Preisstabilität nach einer Phase hoher Inflation an, sondern möchte auch einen scharfen Rückgang auf dem Arbeitsmarkt oder eine allgemeine wirtschaftliche Abkühlung vermeiden. Im vergangenen Monat hat die Fed ihren Leitzins bereits um ungewöhnlich hohe 50 Basispunkte gesenkt und dies mit der Notwendigkeit begründet, die Nachfrage nach Arbeitskräften in einer Zeit nachlassenden Inflationsdrucks zu unterstützen.
Nach der Veröffentlichung der jüngsten Inflationsdaten geht der Markt davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für eine traditionellere Zinssenkung um 25 Basispunkte bei der nächsten Sitzung im November bei etwa 86 % liegt, so das intensiv beobachtete FedWatch Tool der CME Group (NASDAQ:CME). Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen unverändert in der Spanne von 4,75 % bis 5,00 % belässt, lag dagegen bei etwa 14 %.
2. Quartalszahlen im US-Bankensektor stehen an
Heute richten sich die Blicke der Anleger auf die Quartalszahlen großer US-Banken wie JPMorgan Chase und Wells Fargo. Es wird allgemein erwartet, dass die Banken im dritten Quartal rückläufige Gewinne erzielten, was hauptsächlich auf einen möglichen Rückgang des Nettozinsertrags infolge sinkender Kreditkosten zurückzuführen ist.
Der Nettozinsertrag, der die Differenz zwischen den Zinsen, die Banken für Einlagen zahlen, und den Zinsen, die sie durch Kredite erzielen, darstellt, ist in den letzten Jahren kräftig gestiegen, nachdem die US-Notenbank (Fed) die Zinssätze erheblich angehoben hatte.
Angesichts eines möglichen Übergangs zu einer lockeren Geldpolitik der Fed nach der Serie von Zinserhöhungen werden die Prognosen der Banken für die kommenden Quartale von den Anlegern genau beobachtet. Weitere Zinssenkungen könnten den Nettozinsertrag belasten, obwohl sie gleichzeitig eine erhöhte Kreditnachfrage und ein höheres Geschäftsvolumen stimulieren könnten.
Gleichzeitig rechnen Analysten damit, dass die Investmentbanking-Segmente der Großbanken durch eine steigende Zahl von Emissionen und Börsengängen gestärkt wurden. Die erhöhte Marktvolatilität könnte zudem den Handelsgeschäften zugutekommen sein, auch wenn die Erträge im dritten Quartal in der Regel niedriger ausfallen als im vorangegangenen Quartal, wie Analysten von Moody's berichten.
3. Tesla stellt „Cybercab“ vor
Die Tesla-Aktie musste am Freitag im vorbörslichen US-Handel Kursverluste hinnehmen, nachdem der Elektroautobauer sein lange erwartetes „Cybercab“-Robotaxi vorgestellt hatte. Analysten äußerten Kritik daran, dass CEO Elon Musk nur wenige konkrete Antworten auf zentrale Fragen zur zugrunde liegenden Technologie liefern konnte.
Das Cybercab-Modell, das gänzlich ohne Lenkrad und Pedale auskommt und Platz für zwei Personen bietet, soll laut Musk voraussichtlich vor 2027 in Produktion gehen und zu einem Preis von unter 30.000 US-Dollar erhältlich sein. Der Tech-Unternehmer, der in einem Cybercab zur Veranstaltung in Los Angeles vorfuhr, betonte jedoch, dass noch diverse regulatorische Hürden überwunden werden müssen, bevor eine Markteinführung möglich ist.
Seit der Ankündigung eines „Robotaxi-Tages“ im April hat die Tesla-Aktie stark an Wert gewonnen. Musk selbst prognostiziert, dass die Bewertung des Unternehmens durch das neue Angebot von derzeit knapp über 748 Milliarden US-Dollar auf bis zu 5 Billionen US-Dollar ansteigen könnte.
Zusätzlich präsentierte Tesla einen Prototyp des Robovan, ein autonomes Fahrzeug, das bis zu 20 Personen befördern kann, sowie ein aktualisiertes Modell des humanoiden Roboters Optimus.
Teslas verstärkter Fokus auf Künstliche Intelligenz und autonomes Fahren erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen hat. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf den wachsenden Wettbewerb im Schlüsselmarkt China sowie auf die schwächelnde Nachfrage in westlichen Industrieländern zurückzuführen.
4. Berkshire Hathaway senkt Beteiligung an der Bank of America auf unter 10 %
Die Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway von Börsenlegende Warren Buffett hat in dieser Woche ihren Anteil an der Bank of America weiter reduziert und damit ihre Beteiligung an dem US-Kreditinstitut auf unter 10 % gesenkt.
Insgesamt verkaufte Berkshire Hathaway 9,5 Millionen Aktien im Wert von etwas mehr als 382 Millionen Dollar, wie aus einem am Donnerstag eingereichten Bericht hervorgeht.
Durch die Reduzierung des Anteils auf unter 10 % fällt Berkshire unter eine bedeutende Schwelle der US-Börsenaufsicht SEC. Diese Schwelle hätte das Unternehmen dazu verpflichtet, alle Aktienkäufe und -verkäufe innerhalb von zwei Werktagen offenzulegen.
Für die Anleger der Bank of America bedeutet dies, dass sie wahrscheinlich bis zur Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen oder bis zur Offenlegung der Aktienbestände von Berkshire warten müssen, um zu erfahren, ob das Unternehmen weitere Aktien veräußert hat.
5. Ölpreis volatil
Der Ölpreis zeigt sich heute von seiner volatilen Seite, bleibt jedoch auf Kurs für das zweite Wochenplus in Folge. Viele Anleger versuchen derzeit, die Auswirkungen der Hurrikanschäden in den USA sowie die anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten abzuschätzen.
Aktuell notiert die Nordseesorte Brent um 1,1 % niedriger bei 78,57 Dollar pro Barrel, während US-Rohöl (WTI) ebenfalls um 1,1 % fällt und bei 75,05 Dollar pro Barrel gehandelt wird.
Auf Wochensicht haben beide Benchmarks jedoch ein Plus von etwa 1 % verzeichnet.
In den USA hinterließ Hurrikan Milton eine Spur der Verwüstung und führte dazu, dass Millionen Menschen ohne Strom dastehen. Die Zerstörungen könnten den Kraftstoffverbrauch in den USA, dem weltweit größten Produzenten und Konsumenten von Öl, vorübergehend beeinträchtigen.
Darüber hinaus bleibt die Lage im Nahen Osten ein entscheidender Unsicherheitsfaktor für die Märkte. Insbesondere die Möglichkeit, dass Israel iranische Ölanlagen angreifen könnte, sorgt für zusätzliche Spannungen und Risikoaufschläge.
Investing.com/Reuters