FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anders als in der Vorwoche sind Schwellenländer nicht mehr das ganz große Thema - das meiste dreht sich um globale und US-Aktien. Längst etabliert haben sich ETFs mit Nachhaltigkeitsfilter. Immer wichtiger: Themen-ETFs, etwa Clean-Energy-Indexfonds.
31. Januar 2023. Frankfurt (Börse Frankfurt). Im ETF-Handel ist weiter viel los. "Den ganzen Januar waren die Umsätze gut, mit reger Nachfrage aus allen Richtungen", meldet Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN). Sowohl Privatanleger*innen als auch institutionelle Anleger*innen inklusive Versicherungen setzten auf ETFs. "Auch vergangene Woche überwogen die Käufe." Hubert Heuclin von BNP Paribas (ETR:BNPP) meldet ebenfalls anhaltend hohe Zuflüsse in Aktien- und Anleihen-ETFs.
Etwas zurückhaltender äußert sich Holger Heinrich von der Baader Bank: "Obwohl sich die Aktienmärkte, gerade die US-amerikanischen, in der letzten Woche gut bis sehr gut entwickelt haben, hat sich das nicht in unseren Umsätzen niedergeschlagen." Der DAX bewegt sich seit den starken Kursgewinnen in der ersten Januarhälfte seitwärts, am Dienstagmittag steht der Index bei 15.050 Punkten.
Emerging Markets-Titel nicht mehr ganz so gefragt
Umsatzrenner sind einmal mehr Tracker von Aktien aus den USA und weltweit. "Die Käufe überwiegen klar", erklärt Mohr mit Blick auf den iShares-Klassiker, der den MSCI World (ETR:X010) abbildet (3:IWDA) und den S&P-ETF von Invesco (3:VUSA). Heinrich beobachtet auch Interesse an Faktor-ETFs: "Von den US-amerikanischen ETFs waren neben den üblichen Index-Produkten auch Minimum Volatility- (6:ISMVUS) und Value-ETFs (6:UPVLD) gefragt." Auch Kunden*innen der BNP Paribas setzen weiter vor allem auf Aktien weltweit, etwa mit dem iShares Core MSCI World (3:IWDA). Bei US-Aktien dominieren - wie in der Vorwoche - aber die Abflüsse (9:500).
Kleinere Zuflüsse melden BNP und Société Générale für europäische Aktien. "Deutsche Titel werden allerdings verkauft", ergänzt Mohr. Heinrich sieht Interesse am Midcap- und Smallcap-Bereich, etwa am iShares Euro Stoxx Mid (3:DJMC) und am Deka MDAX (4:ELF1).
Eher ungewöhnlich: Japan taucht in der Top Ten-Liste der umsatzstärksten Länder der Société Générale auf. "Das sieht man selten", bemerkt Mohr. Etwa abgeflaut seien die Umsätze mit Schwellenländeraktien. "Präsent sind sie aber schon noch." Der umsatzstarke iShares Core MSCI EM IMI (3:EIMI) hat zuletzt etwas verloren, kommt seit Jahresanfang aber immer noch auf ein Plus von 7 Prozent.
"ETFs mit Nachhaltigkeitsfilter - ein Viertel der Umsätze"
Weiter gesucht sind auch ETFs mit Nachhaltigkeitsfokus. "Die machen rund 25 Prozent unserer Umsätze aus", schätzt Mohr. Derzeit gefragt: der iShares MSCI World ESG Screened (3:SAWD) und der Lyxor 1 DAX 50 ESG (4:E909). Heinrich bestätigt den Trend, den Fokus sieht er auf europäischen ESG-Aktien, etwa mit dem BNP Paribas Easy MSCI Europe Small Caps SRI S-Series PAB 5% Capped (9:EESM). Heuclin meldet hohe Zuflüsse in den JPMorgan Carbon (ETR:SGCG) Transition Global Equity CTB (4:JPCT).
ETFs mit dem Namenszusatz PAB und CTB orientieren sich an den 2019 geschaffenen EU-Klima-Benchmarks "Paris Aligned" und "Climate Transition". Mit diesen will die EU eine verlässliche Messlatte bieten und Green Washing erschweren. In PAB-Indizes enthaltene Unternehmen müssen im Jahr eins mindestens 50 Prozent weniger CO2-Intensität gegenüber den Standardindizes aufweisen, die im CTB enthaltenen immerhin noch 30 Prozent. Zudem müssen die Unternehmen in PAB und CTB im Durchschnitt ihre Treibhausgase Jahr für Jahr um 7 Prozent reduzieren.
Viele Fans: Clean Energy- und Wasserstoff-ETFs
Im Handel mit Branchen-ETFs haben laut Mohr aktuell Gesundheits-, Energie- und Technologieaktien von den Umsätzen her die Nase vorn: mit mehr Abgaben bei Ersteren und Zukäufen bei Letzteren. Heuclin beobachtet Käufe von Halbleiter- und Minenunternehmen, konkret dem iShares MSCI Global Semiconductors (7:SEMI) und dem VanEck Global Mining (6:GDIG).
Bei den Themen-ETFs, die sich branchenübergreifend auf ein Thema konzentrieren, geht es laut Mohr weiter vor allem um Erneuerbare Energien und Wasserstoff. Umsatzstark zeigt sich einmal mehr der 5,5 Milliarden Euro schwere iShares Global Clean Energy (3:INRG), diesmal allerdings mit etwas mehr Abgaben. ETFs, die die Wasserstoffbranche abbilden, würden hingegen gekauft, etwa solche von L&G und VanEck (IE00BMYDM794, IE00BMDH1538).
Themen-ETFs verzeichneten 2022 Mittelzuflüsse in Höhe von 5,5 Milliarden US-Dollar, wie der Anbieter von Themen-ETFs RizeETF meldet. Dabei dominierten fünf Themen, die zusammen über drei Viertel der Zuflüsse ausmachten: Saubere Energien, Infrastruktur, Cybersicherheit, Nahrungsmittel/Landwirtschaft und Gender Equality. Die höchsten Abflüsse - insgesamt waren es 1,8 Milliarden US-Dollar - verzeichneten die Bereichen Robotik & KI, Healthcare Innovation, Internet & E-Commerce, Cloud Computing und Ageing Population.
Vor allem Corporates gesucht
Was Anleihen-ETFs angeht, kommen derzeit gemischte globale Anleihen und europäische Unternehmensanleihen mit SRI-Filter gut an (6:ECRPI), wie Mohr berichtet. Bei der BNP Paribas sind vor allem Unternehmensanleihen gesucht - ohne klare regionale Präferenzen (3:IEAC). Auch bei Staatsanleihen werden - wie bei Aktien - US-Werte () vermieden, wie Heuclin registriert hat. Europäische (4:IBCL) und Schwellenländer-Staatsanleihen (3:SEML) würden hingegen weiter gekauft.
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von: Anna-Maria Borse, 31. Januar 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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