FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Egal, ob Aktien, Anleihen, Kryptos oder Rohstoffe: In allen Anlageklassen dominiert Nachfrage den ETF-Handel. Auch bislang vernachlässigte Sektoren sind gesucht.
30. Januar 2024. Die Stimmung an den Börsen ist gut und führt im ETF-Handel zu einer regen Nachfrage nach den börsengehandelten Indexfonds. Holger Heinrich von der Baader Bank bilanziert für die abgelaufene Woche "bei erneut anziehenden Umsätzen ca. 30 Prozent mehr Käufe als Verkäufe". Besonders aktiv war die Kundschaft in europäischen ETFs.
Gekauft wurden vor allem der Amundi MDAX ESG (5:CBMDAX) und der iShares Euro Stoxx Small ETF (3:DJSC), der die Entwicklung der 100 kleinsten Aktien aus dem Stoxx Europe 600 abbildet. Im Vorfeld der im Frühjahr anstehenden Dividendensaison sind zudem Unternehmen mit hohen Ausschüttungen gefragt. Auf die setzen Anlegerinnen und Anleger mit ETFs wie dem iShares MSCI Europe Quality Dividend ESG (3:EQDS).
Emerging Markets mit Nachholpotenzial?
Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN) berichtet ebenfalls von einem "außergewöhnlich starken Käuferüberhang". Bei den zehn am häufigsten gehandelten Produkten gab es durchweg mehr Käufer. Neben Klassikern wie dem iShares Core S&P 500 (3:CSPX) oder dem Invesco MSCI World (3:MXWO) wurde auch der UBS MSCI Emerging Markets (4:EMMEUA) stärker nachgefragt. Die Börsen in den Schwellenländern hinkten der Entwicklung der großen westlichen Märkte in den vergangenen Jahren deutlich hinterher. Hier könnte die Kundschaft Nachholpotenzial vermuten.
Ein Trend, den Jan Duisberg bestätigt. Der Händler der ICF Bank beobachtet speziell in ETFs mit China-Bezug verstärkte Aktivität. "Nachdem die Probleme von der chinesischen Regierung angegangen werden, sind die Kunden bereit, auf eine erfolgreiche Bodenbildung zu spekulieren". Gute Umsätze registriert Duisberg im Globel X China Electric Vehicle And Battery (6:CAUT) und dem Global X China Clean Energy (6:CCLN).
Der freundliche Jahresauftakt an den Aktienmärkten sorgt aber auch für eine gewisse Skepsis. "Interessant ist, dass es in verschiedenen Short-ETFs auffällige Umsatzsteigerungen gab", erzählt Heinrich. Gehandelt wurden konkret drei ETFs von Amundi, die von fallende Ständes des DAX (6:LDAX2S) sowie des Euro Stoxx 50 (FR0010757781 bzw. FR0010424143) profitieren würden.
Tech-Werte vorne, aber auch Immobilien-ETFs werden gekauft
Beim Blick auf die Branchen-ETFs dominieren unverändert Tech-ETFs. Die Société Générale meldet einen Anteil von mehr als 40 Prozent sowie einen deutlichen Käuferüberhang. Der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (5:XAIX) wird laut Mohr gekauft und auch nach dem iShares S&P 500 IT Sector (4:QDVE) herrsche rege Nachfrage. Der Händler sieht im Tech-Sektor "über alle Anbieter hinweg großes Interesse an den jeweiligen Produkten".
Auffällig sind darüber hinaus "deutliche Käufe" des SPDR Dow Jones Global Real Estate (3:GBRE). "Das war sonst nicht so", sagt der Händler mit Blick auf die im Vorjahr zu beobachtende Skepsis gegenüber Aktien und ETFs aus dem Immobiliensektor.
Abseits der Aktienmärkte berichtet Duisberg von einem nach wie vor ungebrochenen Interesse an Krypto-Produkten. Vor allem im 21Shares Solana Staking (5:ASOL) "ist immer schön was los". Dasselbe gelte für den VanEck Crypto and Blockchain Innovators (3:DAPP). Von den Kursverlusten seit der Genehmigung der ersten Bitcoin-Cash-ETFs durch die US-amerikanische Börsenaufsicht lässt man sich demnach nicht abschrecken.
Anleihen-ETFs holen auf
Interessant ist auch die Entwicklung im Fixed Income-Sektor, der im Handel mit ETFs weiter an Beliebtheit gewinnt. "Immer mehr Kunden interessieren sich für diesen Bereich", berichtet Mohr. Gerade institutionelle Anleger*innen seien mehr und mehr von den Vorteilen der ETF-Lösungen überzeugt. Das führte nach einem Bloomberg-Bericht schon 2023 zu einem Rekordumsatz von 803 Milliarden Euro mit festverzinslichen ETFs. Aktien-ETFs dominieren den Markt zwar noch, der Vorsprung schmilzt aber.
Im Handel der Société Générale sind Geldmarktprodukte wie die ETFs von Lyxor (9:LYXEUC) und Xtracker (4:XEON) "weit vorne". Aber auch an Unternehmensanleihen "wird einiges gehandelt". Gute Umsätze sieht Mohr mit dem iShares Core EUR Corp Bond (3:IEAC). Zudem werde auch der iShares EUR High Yield Corp Bond (3:IHYG) "fleißig gekauft".
Von Thomas Koch, 30. Januar 2024 © Deutsche Börse AG
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