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Börsen haben den Brexit- und den Banken-Blues

Veröffentlicht am 05.07.2016, 18:09
© Reuters. Banknotes of Euro, Hong Kong dollar, U.S. dollar, Japanese yen, GB pound and Chinese 100 yuan are seen in this picture illustration, in Beijing
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Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Brexit hat die europäischen Anleger am Dienstag wieder eingeholt.

Sie drückte den Kurs des Pfund Sterling auf ein 31-Jahres-Tief von 1,3018 Dollar. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils knapp zwei Prozent auf 9532,61 und 2812,88 Punkte. Bei der Rückkehr der US-Investoren aus einem verlängerten Wochenende büßten an der Wall Street Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 bis zu 1,1 Prozent ein.

Verstärkt wurde die Verunsicherung der Investoren durch die Krise des italienischen Bankensektors, der auf einem 360 Milliarden Euro hohen Berg fauler Kredite sitzt. "Italien könnte ein größeres Risiko für die Stabilität der Euro-Zone sein als der Brexit", warnte Andrew Edward, Chef des Brokerhauses ETX Capital. Das Land habe nach der Lehman-Pleite 2008 seine Hausaufgaben nicht gemacht und den Finanzsektor nicht reformiert. Auch Konstantin Oldenburger, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, äußerte sich kritisch. "Der EU-Banken-Stresstest Ende des Monats könnte hier weitere Löcher und Schwächen der einzelnen Banken aufdecken."

Größtes Sorgenkind ist weiterhin Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS). Die faulen Kredite des ältesten Geldhauses der Welt stünden mit überhöhten Werten in der Bilanz, sagte ETX-Experte Edwards. Daher sei es schwierig, sich ihrer zu entledigen und frisches Kapital aufzutreiben. BMPS-Aktien rutschten um knapp 20 Prozent ab und schlossen auf einem Rekordtief von 0,2652 Euro.

Aber auch die größte italienische Bank, die HVB-Mutter Unicredit (MI:CRDI), benötigt Analysten zufolge zusätzliches Geld. Peter Garnry, Chef-Aktienstratege der Saxo Bank, taxiert den Bedarf auf acht Milliarden Euro. Unicredit fielen zunächst auf ein Rekordtief von 1,79 Euro, schlossen dank einer Kaufempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) allerdings um 0,7 Prozent im Plus.

Die trübe Branchenstimmung setzte auch den US-Instituten zu. Goldman Sachs, JPMorgan (NYSE:JPM) und American Express waren mit Kursverlusten von bis zu 2,8 Prozent die größten Verlierer im Dow.

BANK VON ENGLAND WARNT VOR BREXIT-FOLGEN UND STEUERT GEGEN

Bestätigt sahen sich die Konjunkturpessimisten von Aussagen des britischen Notenbankchefs Mark Carney. Er warnte vor gravierenden Folgen des Brexit für die Wirtschaft auf der Insel. Gleichzeitig lockerte er die Kapitalvorschriften für die Geschäftsbanken, damit diese die Krise besser meistern. Nun stehen den Geldhäusern insgesamt 150 Milliarden Pfund (176 Milliarden Euro) zusätzlich zur Verfügung, die sie zum Beispiel als Kredite vergeben können.

Diese Ankündigung hievte den FTSE 0,4 Prozent ins Plus. Immobilienwerte wie Berkeley, Barratt oder Taylor Wimpey brachen dagegen um bis zu 9,8 Prozent ein. Die Geschäfte der Branche liefen im Juni so schlecht wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Am Rohstoffmarkt waren die Pessimisten ebenfalls in der Überzahl. Wegen Spekulationen auf eine geringere Nachfrage verbilligte sich die richtungsweisende Öl-Sorte Brent aus der Nordsee um 4,1 Prozent auf 48,04 Dollar je Barrel (159 Liter). Das wichtige Industriemetall Kupfer büßte 1,7 Prozent auf 4810 Dollar je Tonne ein.

© Reuters. Banknotes of Euro, Hong Kong dollar, U.S. dollar, Japanese yen, GB pound and Chinese 100 yuan are seen in this picture illustration, in Beijing

BOND-RENDITEN WEITER AUF DEM RÜCKZUG - GOLD BLEIBT TEUER

Vor diesem Hintergrund erfreuten sich vermeintlich sichere Anlagen weiterhin großer Beliebtheit. Die "Antikrisen-Währung" Gold hielt sich mit 1350,16 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) in Reichweite ihres Zwei-Jahres-Hochs. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf ein Rekordtief von minus 0,186 Prozent. Schweizer Bonds sind ein noch größeres Verlustgeschäft. Am Dienstag rentierten sogar die Papiere mit einer Laufzeit von 50 Jahren erstmals unter null Prozent.

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