Anleger feiern das bärenstarke Wachstum von BYD (WKN: A0M4W9). Sie träumen vom künftigen Weltmarktführer bei Batterien und Elektroautos. Aber ein erfolgreiches Quartal bedeutet in einem solch dynamischen Umfeld überhaupt nichts. Aktionäre sollten daher vorsichtig agieren.
Dieser Höhenflug wird von kurzfristigen Effekten getrieben Die letzten zwei bis drei Jahre waren verrückt. Boom, Pandemie-Schockstarre, Post-Corona-Boom und Lockdown-Maßnahmen wechselten sich ab. Das anspruchsvolle Marktumfeld hat allen Akteuren zu schaffen gemacht und Lieferketten unterbrochen.
BYD ist jedoch eines der Unternehmen, die damit hervorragend zurechtgekommen sind. Der Konzern profitierte als erfahrener und hochintegrierter Hersteller von seinen eigenen Lieferketten. Schließlich gehört er zu den größten Batterieherstellern und betreibt zahlreiche Komponentenwerke.
Ein genialer Schritt war auch, dass BYD 2020 damit angefangen hat, Rivalen Zugang zu seinen Komponenten zu gewähren. Auf diese Weise verfügt BYD über natürliche Überkapazitäten, die flexibel am Markt angeboten werden können. In komplexen Zeiten wie diesen hilft das, die eigene Versorgung sicherzustellen.
BYD ist aktuell mit den richtigen Produkten zur richtigen Zeit zur Stelle. Und das treibt das Geschäft genauso wie die Aktie. Gegenüber vor der Pandemie hat sich der Kurs in der Spitze fast verzehnfacht. Der Konzern bringt somit heute rund 130 Mrd. Euro auf die Waage. Das ist circa 60 % mehr als bei Volkswagen (ETR:VOWG) (WKN: 766403).
Gegenwind ist bereits am Horizont sichtbar Dabei schreibt der Volkswagen-Konzern rund siebenmal so hohe Umsätze. Und alles deutet darauf hin, dass Volkswagen zusammen mit seinen strategischen Partnern und Beteiligungen beim Batteriegeschäft schon in wenigen Jahren auf Augenhöhe mit den aktuell größten Herstellern sein wird.
Sowieso ist die Innovationsdynamik im Batteriebereich immens hoch. Fast täglich werden kleine Durchbrüche gemeldet, die es vom Labor in die Pilotproduktion und von dort mittelfristig in die Massenproduktion schaffen könnten. Es ist wenig wahrscheinlich, dass BYD unter diesen Bedingungen seine Marktanteile verteidigen kann.
Und das ist noch nicht alles. Bei den Bussen, wo BYD lange Zeit einer der wenigen Hersteller war, die lieferfähig waren und internationale Qualitätsanforderungen erfüllen konnten, intensiviert sich der Wettbewerb nun erheblich. Die großen westlichen Marken drängen mit technisch ausgefeilten Lösungen auf den Markt.
Gleichzeitig investieren in China viele lokale Konkurrenten dreistellige Millionensummen in den Ausbau ihrer Pkw-Fertigungskapazitäten sowie die Entwicklung von innovativen Technologien. Die Luft wird dünner.
Die Bewertung der BYD-Aktie (F:1211) ist zu hoch Heute ist BYD ein großer Gewinner. Schon morgen könnte es wieder ein anderer sein. Es verwundert daher nicht, dass Gerüchte herumgereicht werden, dass Warren Buffett kurz davor sein könnte, hier Kasse zu machen.
BYD adressiert den chinesischen Markt mit einer breiten Palette, die preislich attraktiv ist und den Massengeschmack trifft. Doch sobald sich im Laufe der nächsten Quartale die Lieferketten normalisieren, werden zahlreiche Konkurrenten wieder mit Vollgas angreifen können. Und das sowohl international als auch im Heimatmarkt.
Kommt es so, dann wird schnell klar, dass die aktuellen Kurse, zu denen die BYD-Aktie gehandelt werden, viel zu hoch sind. Es gibt deutlich attraktivere Aktien rund um die Elektromobilität.
Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von BYD.
Motley Fool Deutschland 2022