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Daimlers 20-Milliarden-Euro-Wette kommt zur richtigen Zeit

Veröffentlicht am 20.12.2018, 09:09
Daimlers 20-Milliarden-Euro-Wette kommt zur richtigen Zeit
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Investoren aufgepasst! Ich präsentiere: Daimler (WKN:710000) in Investitionslaune. Das ist ja schon seit einiger Zeit eher die Regel als die Ausnahme. Doch diesmal haben die Stuttgarter den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen.

Daimler kauft sich Akkuzellen für 20 Mrd. Euro. Hört, hört! Damit sollte der Nachschub bis 2029 gesichert sein. Wow! Das haut mich wirklich vom Hocker. Dabei hieß es immer, nur der deutsche Mittelstand denkt wirklich langfristig.

Hat der Automobilklassiker hier etwa zu hoch gepokert? Ich denke, dieser Deal kommt genau zur richtigen Zeit.

Schöne Grüße von Tesla (NASDAQ:TSLA) und den Aktionären US-Konkurrent Tesla (WKN:A1CX3T) ist wider gegenteiliger Aussagen noch am Leben. Nach „Produktionshölle“ und Nachtschichten für Elon Musk hat die Produktion scheinbar ein Niveau erreicht, bei dem auch für den deutschen und europäischen Markt ein paar der heiß ersehnten Model 3 abfallen sollten.

Laut inoffizieller Aussage meines ortsansässigen Tesla-Dealers sollte 2019 eine Lieferzeit von drei Monaten für das Model 3 voraussichtlich nicht überschritten werden. Offiziell will Tesla ab Februar 2019 in Deutschland ausliefern.

Der E-Mobility-Pionier liefert ein vielversprechendes Modell aus? Direkt vor Daimlers Haustür? Oha! Besonders prekär für Daimler: Die Marktkapitalisierung von Tesla übersteigt seit Kurzem die von Daimler (Stand:18.12.2018). Oops! Aber Konkurrenz belebt das Geschäft. Den Akkuzellen-Deal verstehe ich daher auch als natürliche Reaktion auf Teslas Europa-Engagement.

Auch die Aktionäre dürften dem Autobauer aus Süddeutschland im Nacken sitzen. Denn aktuell bewegt sich der Kurs der Daimler-Aktie gerade einmal auf dem Niveau von 2002. Praktisch die gesamten Kursgewinne seit 2013 wurden wieder abgebaut (Stand: 17.12.2018). Oops hoch zehn!

Trotz einer doch recht sehenswerten Dividendenrendite von über 5 % (2017) könnte sich die Geduld der Aktionäre als äußerst fragil erweisen. Eine langfristige, weit sichtbare Verpflichtung zur E-Mobilität in Form eines kostspieligen Akkuzellen-Deals könnte jetzt genau das Richtige sein, um einem erdrutschartigen Kurseinbruch vorzubeugen.

Der Riese erwacht aus dem Tiefschlaf „Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“ Dieses Zitat von Mahatma Gandhi könnte man perfekt auf die Story von Tesla projizieren. Beim Trend zur E-Mobilität dürften wir so langsam die dritte Phase erreichen.

Aber bedeutet das automatisch, dass Tesla auch gewinnen wird? Ich denke: nein! So einfach ist die Welt meiner Ansicht nach nicht. Wenn das Marktgeschehen mit einem kurzen Zitat zusammengefasst werden könnte, dann bräuchte ich hier überhaupt nichts analysieren. Es wäre alles gesagt. Für immer.

Manchmal scheint es mir, als wäre es längst zum Volkssport geworden, die deutsche Industrie als unbewegliche Aristokratie zu verunglimpfen. Innovation? Zukunftstrends? Das gibt’s nur im Silicon Valley. Hierzulande kann man angeblich nicht viel mehr erwarten als Verbesserungen dessen, was es schon in der Kaiserzeit gab. Investiert wird schon mal gar nichts, allenfalls gespart!

Doch Vorsicht! Wenn der Dampfer dann doch einmal das Ruder herumreißt, dann regnet es plötzlich Deals in einer Größenordnung, die man vor ein paar Jahren noch nicht für möglich gehalten hat.

Daimler hat 2017 etwa 13 Mrd. Euro vor Steuern verdient. In anderen Worten: Daimler hat mit dem Kauf der Akkuzellen mehr als einen Jahresgewinn auf ein erfolgreiches Jahrzehnt der E-Mobilität gewettet. Also wenn ich spare, dann sieht das anders aus.

Auch in Daimlers Nachbarschaft wird groß gedacht. In Kooperation mit dem bolivianischen Staatskonzern Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) sicherte sich das Unternehmen ACISA aus Baden-Württemberg kürzlich den Zugriff auf die wahrscheinlich größten Lithium-Reserven der Welt. Hunderttausende Elektroautos jährlich sollen durch den Abbau mit Batterien versorgt werden. Zur Vertragsunterzeichnung reiste der bolivianische Außen- und Energieminister extra nach Berlin. Wenn schon E-Mobilität, dann richtig!

Wer zuletzt lacht Gut möglich, dass es in ein paar Jahren heißt: „Tesla? Ach ja, die haben damit angefangen, aber am Ende hat Daimler das ganz große Geschäft gemacht.“ Wie genau waren noch die Namen der Social-Media-Pioniere, die den Markt vor Facebook (NASDAQ:FB) (WKN:A1JWVX) erkundeten?

Will sagen: Derjenige, der als Erster den Markt aufmischt, wird nicht automatisch für alle Zeiten den Markt dominieren. Gut möglich, dass Daimler den Konkurrenten aus Kalifornien zunächst etwas hat kommen lassen, um das Potenzial auszuloten. Jetzt, wo sich offenbar alle Welt einig ist, dass E-Mobilität die Zukunft ist (ein Trend, der neuer ist, als es vielen vorkommen mag), kann man mit dem vorhandenen Produktions-Know-how den Markt mit aller Macht auf seine Seite ziehen.

Wenn das der Plan war, dann ist das Timing aus meiner Sicht perfekt. Sehr viel länger hätte man die Aktionäre meiner Ansicht nach nicht auf die Folter spannen können.

Ist Daimler deshalb jetzt ein Kauf? Ich denke, ich werde fürs Erste abwarten, wie sich das Model 3 in Europa schlägt.

Vor einem Boxkampf kann man den Boxern wochenlang beim Pöbeln zusehen, Statistiken studieren und Trainer befragen. Aber nichts von alldem wird je so aussagekräftig sein wie die ersten paar Sekunden im Ring.

Mein Plan: Ich warte auf den ersten Schlag von Tesla und schaue dann, was Daimler als Konter anzubieten hat. Wenn Tesla dann in der ersten Runde k. o. geht, ist für mich das Rätsel E-Mobilität gelöst.

Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Facebook und Tesla. The Motley Fool empfiehlt Daimler.

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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