Von Peter Nurse
Investing.com - An den europäischen Aktienmärkten geht die Talfahrt am Dienstag weiter. Für Verunsicherung unter den Anlegern sorgten die gestern ohne Durchbruch stattgefundenen Gespräche über einen Waffenstillstand zur Beendigung der Kampfhandlungen in der Ukraine. Gute China-Daten zur Industrietätigkeit fanden dagegen kaum Beachtung.
Gegen 11.17 Uhr MEZ handelte der deutsche DAX 2,3 % tiefer, der französische CAC 40 fiel um 2,2 % und der britische FTSE 100 gab um 0,8% ab.
Als Reaktion auf die fortdauernde russische Invasion in der Ukraine verschärfte der Westen die Sanktionen gegen Russland, schnitt einige Banken des Landes vom SWIFT-Netzwerk ab und schränkte Moskaus Möglichkeiten ein, seine Devisenreserven in Höhe von 630 Milliarden Dollar zur Stablisierung der Wirtschaft einzusetzen.
Die Hoffnungen, dass die Gespräche zwischen russischen und ukrainischen Vertretern in der Nähe der weißrussischen Grenze in der vergangenen Nacht zu einem Waffenstillstand führen könnten, haben sich nicht bewahrheitet. Die Gespräche endeten ohne eine Einigung, während russische Truppen nach wie vor die ukrainische Hauptstadt Kiew mit schwerer Artillerie, Raketenwerfer und Luftangriffe bombardieren.
Die freundlichen Vorgaben aus Asien im Zuge der besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus China konnten die Stimmung an den europäischen Börsen nur kurzzeitig aufhellen.
Im Unternehmenssektor stieg die Aktie von Bayer (DE:BAYGN) um 2,9 %. Der deutsche Pharmariese prognostizierte aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Saatgut und Pestiziden ein Gewinnwachstum für das Gesamtjahr.
Die Shell-Aktie (LON:RDSa) gab um 0,6 % ab und baute damit ihre am Montag erlittenen Kursverluste von fast 5 % weiter aus. Hintergrund war die Ankündigung des Energieriesen, sich aufgrund des Russland-Ukraine-Konflikts aus seinen Joint Ventures mit dem staatlichen russischen Energiekonzern Gazprom (MCX:GAZP) und damit verbundenen Unternehmen zurückzuziehen.
An den Devisenmärkten tendierte der Dollar fester, während der als sicherer Hafen geltende Yen und der Schweizer Franken nach ihrem größten Tagesanstieg seit fast sieben Wochen wieder etwas nachgaben. Der Rubel hingegen bemühte sich nach seinem Absturz auf ein Allzeittief um Stabilität.
Der US-Dollar-Index, der die Wertentwicklung des Greenback gegenüber einem Korb aus sechs anderen Währungen abbildet, notierte 0,1 % höher bei 96,720.
Der Ölpreis legte weiter zu. Die Furcht vor Lieferausfällen aus Russland, dem zweitgrößten Rohölproduzenten der Welt, war größer als eine mögliche koordinierte weltweite Freigabe von Rohöl aus den strategischen Reserven.
Große Öl- und Gasunternehmen wollen sich aus russischen Betrieben und Joint Ventures verabschieden. Außerdem erschweren die westlichen Sanktionen den Kauf von russischem Öl seitens der Kunden.
Gegen 11.17 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 3,19 % höher bei 98,23 Dollar pro Barrel, nachdem er in der vorangegangenen Sitzung bereits um mehr als 4 % zugelegt hatte. Der Brent-Kontrakt verteuerte sich um 3,7 % auf 101,65 Dollar und lag damit nur knapp unter dem siebenjährigen Höchststand der vergangenen Woche von 105,79 Dollar.
Für den Gold-Future ging es zudem um 0,8 % auf 1.915 Dollar je Feinunze nach oben.