Von Peter Nurse
Investing.com - Nach den schweren Einbußen am Vortag dürften die europäischen Aktienmärkte am Freitag wieder leicht höher eröffnen. Dabei verarbeiten die Marktteilnehmer unter anderem die steigende Inflation in den USA, die britischen Wachstumsdaten und den weiter andauernden Krieg in der Ukraine.
Gegen 08.00 Uhr notierte der deutsche DAX Future um 0,1% höher, der französische CAC 40 Future kletterte um 0,6%, während der britische FTSE 100 Future um 0,9% zulegte.
Am Donnerstag beendeten die europäischen Börsen den Handel deutlich im Minus. Sowohl der DAX als auch der CAC 40 fielen um fast 3%, nachdem die Gespräche zwischen den Außenministern Russlands und der Ukraine in der Türkei zu keinem Waffenstillstand im Konflikt zwischen den beiden Ländern geführt hatten.
Nach den Sanktionen des Westens gegen Russland als Reaktion auf den Einmarsch in der Ukraine gerieten die Märkte in den letzten Wochen ins Wanken. Während die Aktienkurse auf Talfahrt gingen, stiegen die Rohstoffpreise und insbesondere die Ölpreise auf neue Bestmarken.
Weitere Maßnahmen dürften am Freitag folgen, nachdem die Nachrichtenagentur Reuters berichtet hat, dass die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und andere befreundete Länder Russland den Status der "meistbegünstigten Nation" entziehen wollen. Damit könnten Zölle auf eine breite Palette russischer Waren erhoben werden, was der Wirtschaft des Landes weiter schaden würde.
Nach Daten des Vereinigten Königreichs am Freitag wuchs die Wirtschaft des Inselstaates im Januar um 0,8% und damit stärker als erwartet, nachdem sie im Dezember um 0,2% geschrumpft war.
Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die Bank of England in der nächsten Woche angesichts des zunehmenden Preisdrucks die Zinsen von 0,5 % auf das vor der Pandemie herrschende Niveau von 0,75 % anheben wird. Die jüngsten Wachstumsdaten dürften diese Erwartungen weitgehend bestätigen.
Der Inflationsdruck war am Donnerstag in den USA in vollem Umfang zu spüren: Die Verbraucherinflation stieg im Februar auf Jahresbasis um 7,9 % - der stärkste Anstieg seit 40 Jahren.
Die Federal Reserve tagt ebenfalls nächste Woche und es wird allgemein erwartet, dass sie ihren Leitzins um 25 Basispunkte anhebt, vor allem nach der hawkishen Haltung der Europäischen Zentralbank, die am Donnerstag mitteilte, sie werde die Anleihekäufe im dritten Quartal einstellen, falls die Inflation nicht zurückgeht.
Unternehmensseitig steht am Freitag die Credit Suisse (SIX:CSGN) im Rampenlicht. Die zweitgrößte Bank der Schweiz formulierte am Donnerstag neue Ziele, wonach sie ihr Finanzierungsgeschäft in den Bereichen Öl, Gas und Kohle bis Ende 2030 nahezu halbieren will.
Die Ölpreise stabilisierten sich am Freitag, aber dennoch drohte der größte Wochenrückgang seit November. Auslöser für die Verluste waren die Ungewissheit über das weltweite Produktionsniveau in einer Woche, die von Gerüchten über eine mögliche Ausweitung des Ölangebots, vor allem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, sowie von zusätzlichen Sanktionen gegen Russland geprägt war.
Gegen 08.00 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 1,2 % höher bei 107,33 Dollar je Barrel und steuerte damit auf ein Wochenminus von rund 8 % zu, nachdem er zuvor ein Hoch von 130,50 Dollar erreicht hatte. Der Brent-Kontrakt verzeichnete ein Plus von 1,4 % auf 110,94 Dollar. Nach dem Erreichen eines 14-Jahres-Hochs von 139,13 Dollar dürfte er nun auf Wochenbasis um rund 7 % fallen.
Darüber hinaus gab der Gold-Future um 0,5% auf 1.991,25 Dollar je Unze nach. Der EUR/USD handelte 0,2% höher bei 1,1004.