von Robert Zach
Investing.com - Der Dax dürfte am Dienstag erneut die Rückeroberung der Marke von 9.000 Punkten versuchen. Die Dax-Futures werden gut eine halbe Stunde vor Börsenbeginn in Frankfurt mit 9.147 Stellen gut 5,4 Prozent höher gehandelt. Tags zuvor scheiterte das deutsche Aktienbarometer an einem nachhaltigen Wiederanstieg über die psychologisch bedeutende Marke und das, obwohl die Federal Reserve mit ihrem jüngsten Maßnahmenpaket nun auch direkt die Wirtschaft unterstützt. Allerdings scheinen die beschlossenen Maßnahmen allmählich das Vertrauen der Anleger in die Märkte wieder herzustellen. Wichtig wird nun werden, ob die USA das billionenschwere Hilfsprogramm zeitnah verabschieden können. Gestern war es das zweite Mal in einer Abstimmung im Kongress am Widerstand der Demokraten gescheitert.
Karen Petrou, Managing Partner von Federal Financial Analytics Inc. sagte gegenüber Reuters: "Hierbei handelt es sich um kein Helikoptergeld - es ist die Fed in Gestalt eines B-1 Bombers, der Hunderte von Milliarden in eine verzweifelte Wirtschaft abwirft. Wenn die Gelder aber landen, werden sie eine Menge Gutes tun."
"Danach wird das Zentralbankwesen für immer neu definiert werden.“
Die Futures auf den S&P 500 steigen um 4,31 Prozent, auch die meisten asiatischen Aktienindizes können zulegen. Der Nikkei 225 (+7,40 Prozent), Hang Seng (+4,15 Prozent), Shanghai Composite (+2,34 Prozent) und KOSPI (+8,6 Prozent) sind allesamt gestiegen. Die südkoreanische Regierung hat ein Hilfspaket im Gegenwert von 39 Milliarden Dollar zur Unterstützung der Anleihe- und Aktienmärkte beschlossen. Für den US-Dollar-Index geht es um mehr als 1 Prozent nach unten. Die beiden Ölsorten WTI und Brent verteuerten sich um jeweils mehr als 3 Prozent.
Die US-Notenbank Federal Reserve kündigte neben einem Kaufprogramm für Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe eine Reihe neuer Kreditprogramme für Unternehmen und Haushalte an. Eine neue Kreditfazilität für Unternehmen am Sekundärmarkt als Teil des 300-Milliarden-Dollar-Pakets sieht eine Art Zweckgesellschaft vor, die Unternehmensanleihen mit einem Rating von 'BBB' oder besser und einer Laufzeit von fünf Jahren oder weniger kaufen wird. Dies ermöglicht es der Fed im Wesentlichen, den Federal Reserve Act zu umgehen, der die Fed derzeit daran hindert, Unternehmensanleihen direkt zu kaufen.
"Die Fed-Geldpolitik schaltet in einen höheren Gang, um eine im freien Fall befindliche Wirtschaft zu unterstützen", schrieb Chris Rupkey, Chefökonom bei der MUFG Union Bank. "Die Zentralbank ist nicht mehr nur der Kreditgeber der letzten Instanz, sondern jetzt auch der Käufer der letzten Instanz. Fragen Sie nicht, wie viel sie kaufen werden, es handelt sich hierbei tatsächlich um QE Unendlich."
Mit den Maßnahmen will die US-Notenbank vor allem den in Schieflage geratenen Unternehmensanleihemarkt stützen, wo sich zuletzt die Spreads dramatisch ausgeweitet hatten.
Mittlerweile ging der Spread des Markit Investment Grade CDX-Index zurück, was ein wachsendes Vertrauen der Anleger in diese Märkte spiegelt, weil damit die Ausfallwahrscheinlichkeit der Unternehmen zurückgeht. Fraglich ist nur, was passiert, wenn die Firmen aufgrund der Umsatzeinbußen in den kommenden Wochen den Standard 'Investment Grade' verlieren sollten, schließlich wären sie dann dem Bereich der 'Junk Bonds' zuzuteilen, die Stand heute von der Fed überhaupt nicht abgedeckt sind.
Laut einer am Montag von der Atlanta Federal Reserve Bank veröffentlichten Umfrage erwarten US-Unternehmen "sehr schwere und äußerst negative Auswirkungen" von der Coronavirus-Pandemie und den Maßnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung. Die Umsatzwachstumsprognosen für das kommende Quartal fielen auf unter null, nach 5 Prozent im Vorquartal.
In Sachen Coronavirus steigt die Zahl der Infizierten in Deutschland weiter an. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Zahl der bestätigten Infektionen mit der Krankheit innerhalb eines Tages um 4.764 auf 27.436 gestiegen. Hoffnung gibt es derweil aus China, wo es ab Mittwoch den gesunden Bürgern erlaubt ist, die Provinz Hubei zu verlassen, wie Reuters berichtete. Seit 19. März gab es hier keine Neuinfektionen mehr. In der Provinzhauptstadt Wuhan, dem möglichen Ursprung des Virus, wird die Abriegelung erst am 7. April aufgehoben.
Heute im Fokus stehen die Einkaufsmanagerindizes aus Europa und den USA. Für den März erwarten die von Investing.com befragten Volkswirte starke Rückgänge bei den Stimmungsindikatoren wegen der Coronavirus-Pandemie, insbesondere im Service-Sektor, was aber keine sonderlich große Überraschung mehr darstellen sollte. Japans vorläufige Einkaufsmanagerindizes per März lassen nichts Gutes erahnen. Sie signalisierten eine deutliche Kontraktion der Wirtschaft. Der Index für das verarbeitende Gewerbe fiel von 47,8 auf 44,8 - den niedrigsten Stand seit April 2009. Der Dienstleistungs-PMI fiel mit 32,7 auf den niedrigsten Stand seiner Geschichte. Der zusammengesetzte Stimmungsindex sank auf 35,8 - der niedrigste Wert seit April 2011.
In einer Telefonkonferenz wollen die G7-Finanzminister und Zentralbanker zudem die wirtschaftlichen Auswirkungen und Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft besprechen.
Die Finanzminister der Eurogruppe werden um 18.30 Uhr (MEZ) in einer Telefonkonferenz darüber diskutieren, wie der Rettungsfonds European Stability Mechanism (ESM) zur Unterstützung der Länder eingesetzt werden kann. Auch die mögliche gemeinsame Ausgabe von sogenannten Corona-Bonds soll auf der Tagesordnung stehen.
Ebenfalls im Fokus werden die weiteren Beratungen der Bundesregierung über ein umfassendes Rettungspaket wegen der Coronakrise im Volumen von etwa 150 Milliarden Euro stehen. Laut Reuters ist eine Verabschiedung für Mittwoch geplant.
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