Die Börse ist ein Casino: In diesen Tagen mag es sich manches Mal so anfühlen. Okay, zugegeben: Wer kurzfristig orientiert investiert ist, auf den mag das zutreffen. Weder auf Wochen- noch auf Monats- oder einzelner Jahresbasis kann man bestimmen, wohin die Reise geht.
Allerdings gibt es einen Hebel, der dazu führt, dass zwischen der Börse und dem Casino ein so großer Unterschied besteht, dass ein Vergleich kaum zielführend ist. Lass uns das heute betrachten und darauf schauen, was wir hiervon mitnehmen müssen.
Börse vs. Casino: Die Gewinnwahrscheinlichkeit Letztendlich ist bei einem Vergleich zwischen der Börse und dem Casino eines entscheidend: die Wahrscheinlichkeit, mit der wir einen Gewinn einfahren. Kurzfristig und auf Tagesbasis oder einzelner Investitionen können wir uns einer 50/50-Wahrscheinlichkeit nähern. Mal geht es auf, mal bergab. Mal gewinnt man, mal verliert man. Aber der Unterschied ist: Längerfristig unterscheiden sich die Gewinnwahrscheinlichkeiten signifikant.
Beim Casino gibt es immer eine „Marge“ für das Haus selbst. Beim klassischen Roulettespiel und Rot-oder-Schwarz-Setzen ist beispielsweise die grüne Null die Statistik, mit der das Casino immer gewinnt. Oder beim Zahlensetzen ein Auszahlungsmultiplikator von 35 bei insgesamt 37 Feldern. Wir erkennen daher: Eigentlich stehen hier die Wahrscheinlichkeiten gegen uns. Auch wenn kurzfristig orientiert natürlich vieles passieren kann und wir eine Glückssträhne besitzen können. Aber: Je häufiger man spielt, desto mehr nähert man sich einer Normalverteilung mit einem statistischen Verlust an.
An der Börse gibt es diese Wahrscheinlichkeitsverteilung ebenfalls. Je länger wir unsere Aktien auf diversifizierter Basis jedoch halten, je geringer wird die Verlustwahrscheinlichkeit. Ab einer Haltedauer von fünf Jahren lag die historische Gewinnwahrscheinlichkeit beispielsweise bereits bei 80 %. Schlechtes Timing hätte hier noch zu einem Verlust führen können, aber in vier von fünf Fällen eben nicht mehr. Wobei der Wert mit Blick auf den marktbreiten US-amerikanischen S&P 500 weiter ansteigt, bis wir eine Wahrscheinlichkeit von 100 % für eine historische Rendite ab einer Haltedauer von 20 Jahren erreichen. Wobei der Betrachtungszeitraum mit den Jahren 1871 und 2014 durchaus repräsentativ auch für die Zukunft sein kann. Börse und Casino: hier definitiv nicht ähnlich.
Was du davon mitnehmen solltest Es gibt offensichtliche Erkenntnisse, die wir hiervon mitnehmen können. Beispielsweise, dass sich lediglich die Börse für den Vermögensaufbau eignet. Das Casino vielleicht eher für ein Glücksspiel zwischendurch. Für schnellen Reichtum, aber mit einem größeren Verlustrisiko.
Investoren sollten ebenfalls davon mitnehmen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn an der Börse mit Diversifikation, aber vor allem einem langfristigen Ansatz ebenfalls steigt. Das ist der Game-Changer, um den sich heute eigentlich alles gedreht hat.
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