Nachdem sich die Börsen schon in den ersten sechs Monaten von einer ihrer schlechteren Seiten gezeigt haben, scheint es auch zu Beginn der zweiten Jahreshälfte in dieser Hinsicht keine Besserung zu geben. Man kann die Lage also weiterhin als relativ angespannt bezeichnen.
Vor allem die Technologiewerte treiben den Investoren weiterhin tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Und dies, obwohl deren Abverkauf bereits Ende des letzten Jahres begonnen hatte. Aber aufgrund des Ukraine-Konflikts und der weiterhin sehr ernst zu nehmenden hohen Inflation ist auch der Gesamtmarkt in Mitleidenschaft gezogen worden.
So ist es also nicht verwunderlich, dass bei vielen Investoren der Depotwert spürbar abgerutscht ist. Am schlimmsten könnten hier jedoch die Anleger betroffen sein, die noch nicht so lange an der Börse aktiv sind.
Bei ihnen ist nämlich die Gefahr relativ groß, dass mittlerweile viele ihrer Aktien unter ihrem Einstandswert notieren. Und dies ist natürlich extrem unangenehm. Besonders dann, wenn dadurch der Wert des gesamten Depots in den Minusbereich gerutscht ist.
Das kann für uns ein Hinweis darauf sein, dass bei der Aktienanlage vor allem auch der Anlagezeitraum eine große Rolle spielt. Und diesen Umstand sollte man keinesfalls unterschätzen.
Wie gewonnen, so zerronnen Dies trifft es meiner Ansicht nach genau auf den Punkt. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass noch Mitte letzten Jahres viele Neueinsteiger gedacht haben, die Börse wäre so etwas wie eine sehr komfortable Gelddruckmaschine.
Denn nach dem Corona-Blitz-Crash im März 2020 kannten die Märkte nur noch eine Richtung. Nämlich die nach oben. Und nicht wenige haben hier voller Euphorie und Elan ihr Geld vor allem in die Highflyer aus dem Technologiebereich gesteckt.
Aber auch wer sich beispielsweise nur an deutsche Standardwerte herantraute, lässt sicherlich im Moment keineswegs die Sektkorken knallen. Weil nämlich auch hier im Zuge der diesjährigen Börsenkorrektur die Kurse den Weg nach unten eingeschlagen haben.
Immer nach vorne schauen Wer jetzt allerdings zu schnell aufgibt, könnte sich vielleicht schon in wenigen Monaten ärgern. Denn die Erfahrung zeigt, dass die Aktienkurse auch schnell wieder die andere Richtung einschlagen können.
Wenn man aber seine Aktien bereits entnervt verkauft hat, steht man zu diesem Zeitpunkt nur noch an der Seitenlinie. Und in meinem Leben als Investor musste auch ich schon schmerzlich erfahren, dass entgangene Gewinne manchmal mehr schmerzen als erlittene Verluste.
Betrachten wir zum Beispiel einmal die Netflix-Aktie (NASDAQ:NFLX) (WKN: 552484). Derzeit notiert sie mit 177,34 US-Dollar (11.07.2022) in etwa wieder auf dem Niveau von vor fünf Jahren. Und damit auch stolze 74 % unter ihrem bisherigen Höchststand vom November 2021.
Wer hier erst vor Kurzem zu sehr hohen Kursen eingestiegen ist, sitzt im Moment also auf recht großen Buchverlusten. Nicht so ein Anleger, der die Aktie des Streaming-Anbieters schon zehn Jahre in seinem Bestand hat. Dieser kann sich nämlich trotz Börsenkorrektur derzeit immer noch über einen Kursgewinn von 1.421 % freuen.
Fazit Dies war jetzt natürlich nur ein Beispiel von vielen. Doch es kann meines Erachtens gut zeigen, dass bei einer langfristigen Haltedauer kurzfristige Schwankungen mit der Zeit immer mehr an Bedeutung verlieren. Ich bin mir deshalb auch relativ sicher, dass es nicht wenige Langfristanleger gibt, denen auch die diesjährige Börsenkorrektur bis jetzt keine schlaflosen Nächte bereitete.
Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Netflix.
Motley Fool Deutschland 2022