Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Staatsanleihen aus der Eurozone sind am Freitag auf Talfahrt gegangen. Die unerwartet hohen Inflationszahlen aus den USA haben die Sorge geschürt, dass die Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks ihre Geldpolitik weiter straffen werden.
Die Renditen der Benchmark-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 2 Jahren stiegen zwischen 8 und 13 Basispunkten als Reaktion auf den US-Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben, der im Januar deutlich stärker als erwartet ausfiel. Zuvor waren in der vergangenen Woche bereits die Verbraucher- und die Erzeugerpreise für Januar überraschend stark gestiegen. Zusammengenommen machen es die Daten immer wahrscheinlicher, dass die Federal Reserve den Zielkorridor für die Leitzinsen bis weit in dieses Jahr hinein anheben wird, anstatt, wie von vielen erhofft, im Frühjahr eine Pause einzulegen.
Damit steigt wiederum auch die Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank, zumal die Kerninflation in der Eurozone weiter nach oben geht und im Januar von 5,2 % im Dezember auf 5,3 % kletterte, wie Eurostat diese Woche mit Verspätung bekannt gab.
Das einflussreiche EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte in der vergangenen Woche betont, dass eine Anhebung der EZB-Leitzinsen um 50 Basispunkte im nächsten Monat praktisch unerlässlich sei. Zur Begründung verwies sie darauf, dass es in der Eurozone noch keine Anzeichen für einen breit angelegten Disinflationsprozess gebe (im Gegensatz zur Einschätzung der Lage in den USA durch den Vorsitzenden der Federal Reserve Jerome Powell nach der Fed-Sitzung im Dezember).
Die Euro-Zinsmärkte preisen nun die Erwartung ein, dass die EZB die Zinsen noch in diesem Jahr auf den höchsten Stand in der 24-jährigen Geschichte des Euro anheben wird. Bis Freitag implizierten die Forwardsätze noch, dass der inflationsabkühlende Charakter dieser Zinserhöhungen die EZB zu einem Kurswechsel und einer Zinssenkung noch in diesem Jahr zwingen würde. Doch nach den US-Daten am Freitag schoben die Marktteilnehmer ihre Erwartungen einer ersten EZB-Senkung auf 2024 hinaus. Terminkontrakte auf den Referenzzinssatz für kurzfristige Euro-Anleihen implizieren einen Tagessatz von 3,75 % am Ende dieses Jahres.
Höhere Anleiherenditen lassen den Schuldendienst der Mitgliedstaaten der Eurozone in den nächsten Jahren immer teurer werden. Im Gegensatz zur Eurokrise vor 12 Jahren gibt es jedoch kaum Anzeichen dafür, dass die Märkte auf ein Auseinanderbrechen der Eurozone wetten. Dies ist vor allem dem 800 Milliarden Euro schweren Konjunktur- und Rettungsfonds zu verdanken, den die EU während der Pandemie eingerichtet hat und der nun an die Mitgliedstaaten verteilt wird.
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