ESSEN (dpa-AFX) - ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) genießt am Kapitalmarkt zunehmend wieder mehr Vertrauen. Der sich aus der größten Krise seiner jüngeren Geschichte kämpfende Industriekonzern nutzt das Dauer-Zinstief zum Verkauf von zwei Anleihen zu günstigen Konditionen. Der Konzern habe Anleihen im Volumen von insgesamt 1,35 Milliarden Euro platziert, teilte ThyssenKrupp am Mittwochabend in Essen mit. Durch die günstigeren Konditionen kann das Dax-Unternehmen (DAX) durch die beiden Papiere die jährlichen Zinskosten nach dpa-AFX-Berechnungen von zuletzt rund 500 Millionen Euro mittelfristig um einen zweistelligen Prozentsatz drücken.
Dabei konnte die zehn Jahre laufende Anleihe über 600 Millionen Euro zu 2,5 Prozent platziert werden und damit deutlich günstiger als eine noch im vergangenen Jahr verkaufte Anleihe, deren Laufzeit zudem nur knapp sechs Jahre beträgt. Für die am Mittwoch platzierte Anleihe über 750 Millionen Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren und neun Monaten muss ThyssenKrupp nur 1,75 Prozent zahlen. Zum Vergleich: Zum Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 musste ThyssenKrupp für ein ähnliches Papier noch 8,50 Prozent auf den Tisch legen. Mit den beiden Platzierungen will sich ThyssenKrupp auch unabhängiger von Banken machen. Vor der Platzierung hatte der Konzern Anleihen für 5,85 Milliarden Euro ausstehen, wobei im März ein Papier über 750 Millionen ausläuft. Bei der Umschuldung profitiert der angeschlagene Konzern, dessen Kreditwürdigkeit von Ratingagenturen immer noch skeptisch gesehen wird, von der Nullzinspolitik und Geldschwemme führender Notenbanken, die zu einer hohen Nachfrage nach Anleihen führt. So sind die Anleger bereit, auch hohe Risiken für vergleichsweise wenig Ertrag einzugehen.