Mit CEO Martin Daum möchte ich wirklich nicht tauschen. Daimler Truck (ETR:DTGGe) (WKN: DTR0CK) stolpert von einem Hindernis zur nächsten Hürde. Jetzt verhageln ausgerechnet logistische Probleme das Geschäft. Ganz konkret geht es um die vollen Lager. Die bersten aus allen Nähten, weil Lkw-Fahrer fehlen. Daimler Truck kann derzeit Tausende fertig produzierte Fahrzeuge nicht an seine Kunden liefern.
Was heißt das für das operative Geschäft von Daimler Truck? Die Bilanz ächzt darunter. Im ersten Quartal verdiente Daimler Truck kein Geld. Vielmehr verbrannten die Schwaben fast 630 Mio. Euro. Der Free Cashflow war negativ. Im zweiten Quartal betrug das Minus sogar 756 Mio. Euro.
Wenn du Aktionär bist, schaust du hoffentlich immer ganz genau auf den Free Cashflow deiner Unternehmen. Diese Kennzahl ist eine der wichtigsten. Schließlich zeigt sie, ob ein Unternehmen ausreichend Liquidität zur Verfügung hat. Das ist unter anderem wichtig, um etwa eine Dividende ausschütten zu können. Daimler Truck setzt jetzt natürlich alles daran, den Mittelzufluss zu steigern. Im gesamten Geschäftsjahr soll der Free Cashflow bei etwa 1,6 Mrd. Euro landen. Ich drücke gerne die Daumen.
Wie kam es zu dieser kniffligen Lage? Das Management sagt, für das aktuelle Minus seien mehrere Faktoren verantwortlich. Demnach flossen im zweiten Quartal nochmals 250 Mio. Euro an Mercedes-Benz (ETR:MBGn) (WKN: 710000). Das habe mit Pensionsverpflichtungen im Rahmen des Spin-offs zu tun. Zudem seien auch noch ungewöhnlich hohe Ertragssteuern angefallen. Aber konnte man das nicht vorhersehen? Gutes Management fußt auf einer starken Finanzabteilung mit exzellenten Controllern und Steuerberatern. Vielleicht muss Daimler Truck hier noch etwas nachlegen.
Größtes Manko bleibt aber das volle Lager Insgesamt flossen 2,1 Mrd. Euro in die Kassen, weil schlicht und ergreifend die Lagerbestände viel zu hoch sind. Und das liegt wiederum daran, dass es momentan überall an Brummifahrern fehlt. Tausende Lastwagen stehen einfach herum, auch bei Daimler Truck. Nach Angaben von CFO Jochen Goetz bedeute das einen dreistelligen Millionenbetrag an Vorräten.
Quelle: TIKR.com
Dieses Problem wird uns noch lange begleiten Längst haben wir schließlich keinen Fachkräftemangel mehr, sondern einen grundlegenden Arbeitermangel. Ganz gleich welche Tätigkeit, überall suchen die Unternehmen händeringend nach Angestellten. Da bildet Daimler Truck keine Ausnahme.
Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) sagt, dass allein in Deutschland zwischen 80.000 und 100.000 Lkw-Fahrer fehlen. Zahlreiche Spediteure müssen deshalb Aufträge ablehnen und sogar Fahrzeuge stilllegen.
Ist die Daimler Truck-Aktie ein Investment wert? Natürlich: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von aktuell 13,9 sieht sehr verlockend aus. Und auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,5 ist top.
Aber ganz ehrlich: Ich halte mich zurück. Ich sehe kein Szenario, in dem Daimler Truck in der derzeitigen Gemengelage unterschiedlichster Krisen profitieren könnte. Auch mittelfristig sehe ich wenige Anzeichen, dass sich die konjunkturelle Lage entspannt. Und für langfristige Investments gibt es derzeit deutlich bessere Kandidaten.
Der Artikel Für Daimler Truck kommt es jetzt knüppeldick ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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