Gute Nachrichten für Sparer sind möglich? Vielleicht. Der Markt preist derzeit ein, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen erhöht. Es wäre das erste Mal seit der letzten Finanzkrise und damit ein großer Schritt.
Zugegebenermaßen kann es Besserung für Sparer bedeuten. Allerdings ist der Kontext entscheidend. Eine wirklich nachhaltige Verbesserung sehe ich jedenfalls nicht am Horizont. Pass daher besser auf, dass du den Kontext richtig würdigst.
Gute Nachrichten für Sparer? Kleine Schritte in einem Minenfeld Anstatt von guten Nachrichten für alle Sparer zu sprechen würde ich eher von Trippelschritten in einem Minenfeld sprechen. Es geht voran, keine Frage. Wenn die Zinsen steigen, so dürfte das auch die persönlichen Zinskonditionen tangieren. Vielleicht erleben wir bald einen Zeitraum, in dem wir auf unsere Spareinlagen eine Zinsgutschrift erhalten.
Aber es gibt auch eine Kehrseite. Zwar dürften Negativzinsen bald endgültig der Vergangenheit angehören. Erste Geldinstitute verbessern ihre Konditionen schließlich bereits. Aber: Der große Wurf könnte ausbleiben. Ob wir in Kürze zum Beispiel 2 oder 3 % an Zinsen erhalten, das sehe ich nicht. Vor allem, weil das die Schuldensituation innerhalb Europas ordentlich durchwirbeln würde. Gerade hochverschuldete Mitgliedsstaaten Europas würden zu sehr unter dieser Maßnahme leiden.
Gute Nachrichten für Sparer sehen auch qualitativ anders aus. Mal angenommen, es gibt vier Zinsschritte auf 1 %: Das wäre natürlich ein Wandel und ein Hauch von Besserung. Wenn die Inflation jedoch mittelfristig bei ca. 5 % bleibt, so erhalten wir trotzdem lediglich einen marginalen Ausgleich. Die reale, um Inflation bereinigte Rendite läge in diesem Fall bei -4 %. Auch deshalb rede ich an dieser Stelle eher von kleinen Schritten in eine bessere Richtung. Aber eben nicht von der großen Wende.
Tja … Der Kontext zeigt, dass gute Nachrichten für Sparer noch nicht da sind. Insbesondere die Inflation sorgt dafür, dass sich das Setting nicht final verbessert. Zwar existieren bessere Konditionen. Das Ausbleiben von Negativzinsen wäre zumindest etwas, das eine Trendwende für Sparer wäre. Aber der große Wurf ist noch weiter entfernt.
Foolishe Investoren und Sparer sollten daher überlegen, was sich wirklich verändert. Oder: Was es für eine reale Rendite voraussichtlich gibt. In Anbetracht der Inflation ist es eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Nicht viel mehr.
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