von Robert Zach
Investing.com - Nach dem Rutsch auf ein Tief seit 2009 zu Handelsbeginn am Dienstag, gelingt der Börse in Hongkong eine Stabilisierung. Die Stimmung an den chinesischen Finanzmärkten bleibt aber fragil.
Der Hongkonger Hang Seng-Index legte zuletzt um 1,02 Prozent auf 15.335 Punkte zu, nachdem er zuvor mit 14.944,5 Punkten den tiefsten Stand seit 2009 erreicht hatte.
Für den technologielastigen Hang Seng TECH, der am Montag mit einem Minus von 9,65 Prozent seinen zweitgrößten Ein-Tages-Verlust in der Geschichte erlitten hatte, ging es um 4,7 Prozent auf 2.916 Punkte nach oben. Das Tageshoch markierte das Tech-Börsenbarometer bei 2.985 Indexpunkten, das Tagestief bei 2.649 Punkten.
Im Technologie-Index erholten sich die gestern schwer unter Druck geratenen Aktien wie Xpeng (HK:9868) (+6,58 Prozent), Alibaba (HK:9988) (+4,75 Prozent), Xiaomi (HK:1810) (+4,73 Prozent) und Tencent (HK:0700) (+2,23 Prozent).
Die Aktien von Li Auto (HK:2015) litten dagegen weiter: Sie büßten weitere 2,72 Prozent ihres Wertes ein. Gestern hatten die Aktien des chinesischen Elektroautoherstellers bereits einen Kursverlust von 7,75 Prozent hinnehmen müssen.
Zum Wochenauftakt waren der Hang Seng Index und chinesische Technologiewerte in den USA massiv eingebrochen, als sich die Stimmung der Investoren nach Beendigung des chinesischen Parteitags und der Bekanntgabe zahlreicher mit Verzögerung veröffentlichter Wirtschaftsdaten umkehrte.
Die neue Führungsriege unter Xi Jinping hat die Sorge geschürt, dass eine mächtigere Parteispitze dem Staat auf Kosten des Privatsektors verstärkt Vorrang einräumen wird.
"Der politische Übergang wird bis zum Nationalen Volkskongress im März 2023 andauern, wenn die Ämter der Regierung und des Staates bekannt gegeben werden", sagte Duncan Wrigley, Chefökonom für China bei Pantheon Macroeconomics. "Nach dem Übergangszeitraum bleiben die Beamten für die nächsten fünf Jahre im Amt und konzentrieren sich mehr auf die Umsetzung der Politik als auf ihre Aufstiegschancen. Dadurch wird sich die politische Lage insgesamt bessern, aber die Belastungen durch die Null-Covid-Politik und den Immobiliensektor werden auch im ersten Halbjahr 2023 für Gegenwind sorgen", fügte er hinzu.
Eine wichtige Voraussetzung für eine grundlegende Abkehr von der drakonischen Null-Covid-Politik ist für Pantheon, dass die Staatsmedien nicht länger die Millionen von Covid-Toten in anderen Ländern in den Vordergrund stellen und die wahrgenommenen Risiken für eine ausreichend geimpfte und geschützte Bevölkerung herunterspielen, resümierte Wrigley.
Die zu Beginn der Woche aus China veröffentlichten Wirtschaftsdaten waren bestenfalls gemischt: Das BIP wuchs mit 3,9 Prozent stärker als erwartet (3,3 Prozent), lag aber angesichts der anhaltenden Immobilienkrise, der von Xi durchgesetzten Null-Covid-Politik und der zunehmenden Verlangsamung auf den wichtigsten Exportmärkten in Nordamerika und Europa deutlich unter dem von der Kommunistischen Partei selbst gesetzten Ziel von 5,5 Prozent.
Mit den chinesischen Festlandsbörsen ging es aufwärts: Der Shanghai Composite gewann 0,77 Prozent, der CSI 300 rückte um 0,91 Prozent vor.
Der chinesische Yuan verlor dagegen weiter an Boden. Zum US-Dollar büßte er 0,57 Prozent auf 7,3042 Yuan ein. So hoch stand der Wechselkurs USD/CNY zuletzt im Dezember 2007.