Für die HelloFresh-Aktie (ETR:HFGG) (WKN: A16140) ist das bisherige Jahr eine einzige Katastrophe. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs um 54 % auf 36,5 Euro gefallen (Stand: 27.04.2022). Dabei stand die Aktie auch schon vorher unter Druck. Noch im November hat die Aktie ihr Allzeithoch bei fast 100 Euro erreicht.
Der Kurssturz hat inzwischen einen Großteil der Kursgewinne seit Beginn der Pandemie ausgelöscht. Hauptauslöser war die Befürchtung, dass die Rückkehr zur Normalität dafür sorgen könnte, dass HelloFresh die Kunden weglaufen und damit die Umsätze einbrechen. Denn mit Beginn des ersten Lockdowns hat HelloFresh extrem viele neue Kunden gewonnen.
Schon in den letzten Quartalen hat HelloFresh versucht, diese Bedenken zu zerstreuen. Mit den gerade veröffentlichten Zahlen des ersten Quartals hat man nun aber unter Beweis gestellt, dass man sich darum keine Sorgen machen muss.
Vielmehr sieht es ganz so aus, als würde der Aktienkurs einbrechen, während die Geschäfte weiter hervorragend laufen.
HelloFresh übertrifft ein weiteres Mal die Erwartungen
Natürlich wird man bei HelloFresh nicht so schnell wieder Wachstumsraten jenseits von 100 % sehen. Aber schon allein die Tatsache, dass man von dieser stark gestiegenen Basis aus weiter wachsen kann, ist beeindruckend.
Und das sieht man auch an der Börse so. Nach Bekanntgabe der Zahlen ist der Kurs um über 12 % in die Höhe gesprungen.
Und es gibt gute Gründe, warum die Aktie in den kommenden Monaten einen guten Teil ihrer Kursverluste wieder ausgleichen könnte. Denn auch ohne Lockdown kann HelloFresh offenbar weiter wachsen. Im ersten Quartal ist der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 26,4 % auf mehr als 1,9 Mrd. Euro gestiegen. Der angepasste Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ist allerdings auf 99 Mio. Euro gefallen. Im letzten Jahr hat HelloFresh noch einen Gewinn auf dieser Basis von knapp 160 Mio. Euro erreicht.
Die Gründe dafür dürften einerseits die gestiegenen Marketingkosten sein. Denn vor einem Jahr hatte HelloFresh das Luxusproblem einer Nachfrage, die die eigenen Kapazitäten deutlich überstieg. Deshalb konnte man die Marketingausgaben zurückschrauben, ohne das Wachstum zu gefährden. Im Laufe des letzten Jahres wurden die Ausgaben nun wieder hochgefahren, nachdem man genügend zusätzliche Kapazitäten aufgebaut hatte.
Bahn frei für steigende Gewinne
Diese zusätzlichen Kapazitäten sind es auch, die ebenfalls den Gewinn belasten. Denn in der Anfangsphase läuft die Produktion noch nicht so effizient. Das sind zwei der wesentlichen Gründe, weshalb HelloFresh im laufenden Jahr mit einem stagnierenden Ergebnis bei steigenden Umsätzen rechnet.
Genau genommen nimmt HelloFresh einen kurzfristig stagnierenden Gewinn in Kauf, um langfristig schneller wachsen zu können. Mittelfristig rechnet das Unternehmen aber mit einer kräftig steigenden Gewinnmarge. Damit dürfte auch der Gewinn je Aktie in den nächsten Jahren wieder deutlich steigen und den Aktienkurs mit sich ziehen.
Dennis Zeipert besitzt HelloFresh-Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2022