Investing.com - Im hektischen Getümmel der Wall Street, wo Millionen von Dollar in Sekundenschnelle den Besitzer wechseln, ist es ein Aufruf, der die gesamte Finanzwelt aufhorchen lässt. Jamie Dimon, der CEO von JPMorgan (NYSE:JPM), hat die US-Regulierungsbehörden aufgefordert, ein Tabu zu brechen und Leerverkäufe bei Bankaktien (NASDAQ:KBWB) zu verbieten.
Laut Dimon hat die SEC die Möglichkeit, potenziell unerlaubte Absprachen zwischen Shortsellern zu untersuchen, die unter Umständen falsche Informationen verbreiten. Genau das sollte die SEC auch tun, forderte er in einem Bloomberg-Interview.
Dimon äußerte sich vor dem Hintergrund einer Vertrauenskrise in US-Regionalbanken, die mit dem Kollaps der Silicon Valley Bank (OTC:SIVBQ), der First Republic Bank (OTC:FRCB) und der Signature Bank (OTC:SBNY) einherging.
Leerverkäufe setzen Banken in der Krise zusätzlich unter Druck, so die Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden von JPMorgan.
Das so genannte Short-Selling ist eine gängige Praxis, bei dem Investoren auf den Kursverfall einer Aktie wetten und sie daher zunächst leihen, um sie später zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen. Dies ermöglicht es ihnen, von sinkenden Aktienkursen zu profitieren. Doch während einige argumentieren, dass Leerverkäufe die Effizienz des Marktes fördern, sehen andere darin eine Gefahr für die Stabilität und das Vertrauen in das Finanzsystem.
Laut Dimon sei eine konsequente Durchsetzung des Gesetzes bei verdächtigen Handelspraktiken nötig. In einem klaren Statement verdeutlicht er, dass skrupellose Shortseller auf inakzeptable Weise versuchen, Leerverkäufe abzuwickeln. Die Securities and Exchange Commission (SEC) besitze dabei die rechtlichen Instrumente, um eingehend zu untersuchen, welche konkreten Aktivitäten im Zusammenhang mit Optionen, Derivaten und Leerverkäufen stattfinden würden. Sollten dabei Unregelmäßigkeiten ans Licht kommen, wie beispielsweise illegale Absprachen oder das Absetzen eines Tweets über eine Bank nach dem Abschluss eines Leerverkaufs, müssten die Verantwortlichen energisch und nach geltendem Recht strafrechtlich verfolgt und angemessen bestraft werden, betont Dimon.
Im Zeitalter der Social-Media-Plattformen sehen sich Banken in der aktuellen Phase mit einem beträchtlichen Risiko konfrontiert: Die Verbreitung von Informationen, ob sie nun wahr oder falsch sind, kann sich rasant auf Twitter und anderen Kanälen ausbreiten und erhebliche Auswirkungen auf Aktienkurse und das zugrunde liegende Geschäft haben.
So erklärte PacWest Bancorp (NASDAQ:PACW) am Mittwoch, dass ein Bericht von letzter Woche, wonach das Unternehmen einen Verkauf an eine größere Bank erwäge, zu einem Rückgang der Kundeneinlagen um 10 % geführt habe. Die Aktie brach am Donnerstag um mehr als 20 % ein.
In der vergangenen Woche hieß es in einem Bericht der FT, dass Western Alliance Bancorporation (NYSE:WAL) einen strategischen Verkauf an ein größeres Institut in Erwägung ziehe. Dieser Bericht führte zu einem rapiden Rückgang des Aktienkurses von Western Alliance um 60 %. Weniger als eine Stunde nach der Veröffentlichung des FT-Berichts dementierte Western Alliance die Meldung und erklärte in einer Stellungnahme, dass Shortseller falsche Informationen verbreiten würden.
"Es ist beschämend und unverantwortlich, dass die Financial Times sich als Instrument von Shortsellern und als Kanal für die Verbreitung von Falschmeldungen über eine finanziell gesunde und profitable Bank hat benutzen lassen", hieß es in der Erklärung.