Investing.com - Es sind düstere Aussichten, die uns der Chef von JPMorgan (NYSE:JPM), Jamie Dimon, präsentiert. Nach einer verheerenden Krise im März, die das Bankensystem auf den Kopf stellte, hatte man eigentlich gehofft, dass sich die Lage mittlerweile beruhigt hätte. Doch Dimon lässt keine Zweifel aufkommen: Die Krise ist noch lange nicht überstanden und wird uns noch Jahre begleiten.
Trotz der Herausforderungen, die die Finanzindustrie in jüngster Zeit durch das Banken-Beben, die COVID-19-Pandemie und andere wirtschaftliche Unsicherheiten erfahren hat, betonte Dimon, dass die gegenwärtige Bankenkrise nicht mit der globalen Finanzkrise von 2008 vergleichbar sei.
"Die aktuelle Bankenkrise betrifft weit weniger Finanzakteure und es gibt weniger Probleme, die gelöst werden müssen", schrieb Dimon im JPM-Jahresbericht 2022.
Die Probleme im US-Bankensektor begannen mit dem Kollaps der Silicon Valley Bank (OTC:SIVBQ), die am 10. März von den Regulierungsbehörden geschlossen wurde, nachdem Einleger mehrere Milliarden Dollar aus der Bank herausgezogen hatten. Zwei Tage später wurde dann auch die kleinere Signature Bank (OTC:SBNY) geschlossen. In Europa orchestrierten die Schweizer Aufsichtsbehörden die Übernahme der Credit Suisse (SIX:CSGN) durch die UBS (SIX:UBSG).
Der einflussreichste Banker der Welt ergänzte, dass aus der Krise Lehren gezogen werden müssten und forderte "einige Änderungen am Regulierungssystem". Dennoch warnt er die Politiker davor, "vorschnelle, unüberlegte oder politisch motivierte Antworten zu geben, die oft das Gegenteil von dem bewirken, was man beabsichtigt hat."
"Jetzt ist es an der Zeit, komplexe Vorschriften gründlich zu durchdenken und zu koordinieren, um die gewünschten Ziele zu erreichen und kostspielige Ineffizienzen und widersprüchliche Maßnahmen zu beseitigen."
Konkret fordert Dimon die Stärkung regionaler, mittelgroßer und kommunaler Banken, die "für das amerikanische Wirtschaftssystem unverzichtbar" seien.
Der CEO von JPMorgan warnte auch vor "bevorstehenden Gewitterwolken", die auf das "nicht normale" Jahr 2022 zurückzuführen seien. Genauer gesagt, hebt Dimon "noch nie dagewesene Fiskalausgaben, die quantitative Straffung [der Fed] und geopolitische Spannungen" als Hauptverursacher hervor.
"Die derzeitige Krise hat zwar einige Schwachstellen im System aufgedeckt, sollte aber, wie ich bereits sagte, nicht als etwas angesehen werden, das mit dem Jahr 2008 vergleichbar ist. Nichtsdestotrotz haben wir andere einzigartige und komplizierte Probleme vor uns", resümierte er.
von Robert Zach