Die Aktie von Novo Nordisk (NYSE:NVO) (WKN: A1XA8R) besitzt inzwischen eine durchaus ambitionierte Bewertung. Wenn wir auf einen Aktienkurs von derzeit 100,62 Euro blicken, beziehungsweise von 752,20 Dänischen Kronen, so erkennen wir weiterhin ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 34. Und eine Dividendenrendite von inzwischen unter 1,4 %.
Allerdings besitzt die Aktie von Novo Nordisk natürlich ein solides Wachstum. Diabetes ist ein dankbarer, defensiver Markt, in dem sich der dänische Konzern immer besser präsentieren und etablieren kann. Auch dank Kassenschlagern wie Ozempic oder in Zukunft weiterhin Rybelsus. Trotzdem: Ein defensives, gerade so zweistelliges Wachstum könnte eine Menge des zukünftigen, organischen Potenzials eingepreist haben.
Kein Problem, denkt sich möglicherweise das Management der Erfolgsgeschichte! Setzen wir auf anorganisches Wachstum. Aber ist das der richtige Pfad, um die fundamentale Bewertung zu rechtfertigen? Vielleicht. Aber im Allgemeinen sehe ich abseits des klassischen Kerngeschäfts jedenfalls Chancen.
Novo Nordisk: Auf anorganischen Wegen! Novo Nordisk hat jedenfalls zum Ende dieser Woche einen interessanten Zukauf getätigt. Demnach übernimmt der dänische Konzern das börsennotierte Unternehmen Dicerna, mit dem man bereits seit einigen Jahren zusammenarbeitet. Man habe eine endgültige Vereinbarung getroffen, wie es in der Unternehmensmitteilung heißt.
Dicerna ist eher ein Forschungsunternehmen und konzentriert sich auf RNAi-Therapien. Das Kalkül des Managements im Rahmen dieser Transaktion ist es, zukünftig strategisch an weiteren zum Kerngeschäft passenden Therapien zu tüfteln. Nur eben mit einem erweiterten Kompetenzset im Bereich der RNAi-Therapien.
Umgerechnet bezahlt Novo Nordisk 3,3 Mrd. US-Dollar für das Unternehmen. Und das, obwohl es damit nicht zu einer Anhebung der Prognosen kommt. Neues Wachstum? Offenkundig Fehlanzeige. In der Tat könnte es sogar im kommenden Geschäftsjahr 2022 aufgrund höherer Betriebskosten zu einem negativen Ergebniseffekt kommen. Insofern ist diese Übernahme für das dänische Unternehmen eher strategisch und qualitativ relevant. Nicht jedoch direkt für das operative Wachstum, das das Unternehmen besitzt.
Insofern können wir sagen: Novo Nordisk besitzt natürlich Möglichkeiten, anorganisch zu wachsen. Neben Dividende und Aktienrückkäufen ist offenbar genügend finanzieller Spielraum vorhanden, um auch diesen Pfad zu bestreiten. Diese Übernahme ist jedoch nicht in diese Richtung einzuordnen.
Abseits des eigenen Marktes … Allerdings besitzt Novo Nordisk trotzdem noch eine Menge Fantasie. Zum einen, weil Diabetes eine langfristig gemessen an den Fallzahlen wachsende Volkskrankheit in der westlichen Welt ist. Es handelt sich hierbei daher um einen natürlichen Wachstumsmarkt, der noch voller Möglichkeiten steckt. Aber die Aktie verspricht noch andere Möglichkeiten.
Im letzten Jahr startete das Management beispielsweise eine Phase-3a-Studie, um die Semaglutide bei der Behandlung von Alzheimer auszuprobieren. Es ist eher ein Schuss ins Blaue, genau bei solchen Anknüpfungspunkten könnte jedoch wirklich eine Menge Potenzial vorhanden sein. Zumal es auch weitere operative Segmente abseits des Diabetes, aber in den Randbereichen gibt. Adipositas, zum Beispiel.
Wenn sich Novo Nordisk in diesen neuen Märkten als erfolgreich erweisen sollte, könnte anorganisches Wachstum in Zukunft eine größere Rolle spielen. Im Moment und auch mit Blick auf die derzeitige Übernahme müssen wir jedoch eher sagen: Nein, es bleibt bei dem teuren Bewertungsmaß und der Frage, ob der aktuelle Preis für die Chance und die langfristigen Wachstumsmöglichkeiten weiterhin fair ist.
Der Artikel Kann Novo Nordisk mit anorganischem Wachstum seine ambitionierte Bewertung rechtfertigen? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Vincent besitzt Aktien von Novo Nordisk. The Motley Fool empfiehlt Novo Nordisk.
Motley Fool Deutschland 2021