Investing.com - Die Anleiherenditen befinden sich seit Jahresanfang auf Höhenflug. Das treibt dem ein oder anderen Growth-Investor Schweißperlen der Angst auf die Stirn.
Steigende Anleiherenditen gelten als Ausdruck höherer Wachstums- und Inflationserwartungen. In einem solchen Umfeld entwickeln sich Value-Aktien in der Regel besser als die Pendants aus dem Bereich Growth.
Growth-Aktien reagieren besonders empfindlich auf das Zinsniveau. Solange die Anleiherenditen nach unten gehen - was in den vergangenen Jahren oder gar Jahrzehnten der Fall war, - performen Wachstumsaktien in der Regel gut. Der Grund: sinkende Diskontsätze, die zur Bewertung zukünftiger Cashflows herangezogen werden. Je niedriger diese Diskontsätze sind, desto eher sind höhere Bewertungen für Wachstumsaktien gerechtfertigt.
Während Growth in Form des iShares S&P 500 Growth ETF (NYSE:IVW) in diesem Jahr nur um maue 0,60 Prozent zulegen konnte, kommt der iShares S&P 500 Value ETF (NYSE:IVE), der die Performance der Value-Aktien abbildet, auf satte 10 Prozent Rendite.
Und die gute Nachricht für Value-Investoren ist, dass das Ende der Fahnenstange beim Value-Trade wohl noch nicht erreicht ist. Das glauben zumindest die Aktienexperten der US-Großbank Morgan Stanley (NYSE:MS).
"Wir glauben, dass diese Bewegungen auf eine breit angelegte Growth-to-Value-Rotation hindeuten und erwarten in nächster Zeit mehr Aufwärtsdruck bei den Value-Faktoren", sagt Boris Lerner, Global Head of Quantitative Equity Research. "Der Value-Trade sollte uns zumindest in nächster Zeit erhalten bleiben."
Passend dazu hat JPMorgan (NYSE:JPM) eine Liste von Aktien aus einer Vielzahl von Sektoren zusammengestellt, die den höheren Anleiherenditen möglicherweise trotzen und gleichzeitig eine Outperformance erzielen könnten, wie CNBC berichtete.
Aus dem Energiesektor setzt JPMorgan auf den international tätigen, britischen Mineralölkonzern BP (LON:BP), der laut den Analysten mit einer geschätzten Dividendenrendite von jährlich 5,3 Prozent lockt. Nach Einschätzung der von Investing.com befragten fünfzehn Analysten besitzt die BP-Aktie in den nächsten zwölf Monaten ein durchschnittliches Aufwärtspotenzial von mehr als 17 Prozent.
In dem Sektor Basismaterialien setzt JPMorgan auf das belgische Chemieunternehmen Solvay (BR:SOLB). 10 Analysten von insgesamt 19 Finanzprofis empfehlen den Titel des multinationalen Konzerns zum Kauf. 7 sprechen eine Halteempfehlung aus und nur zwei votieren zum Verkauf. So liegt das durchschnittliche Kursziel der befragten Analysten über 3 Prozent über dem aktuellen Kurs. Darüber hinaus schätzen die JPMorgan-Experten die Dividendenrendite auf 3,6 Prozent.
Auf der Materials-Liste steht außerdem der australisch-britische Rohstoffkonzern BHP (ASX:BHP) Group (NYSE:BBL), der mit einer geschätzten Dividendenrendite von 8,5 Prozent lockt. Der aus 4 Analysten ermittelte durchschnittliche Zielpreis von 77 Dollar lässt auf ein Aufwärtspotenzial von rund 32,7 Prozent schließen.
Auf Andritz (VIE:ANDR), ein Konzern für Maschinen- und Anlagenbau mit Hauptsitz in Graz, fällt die Wahl der US-Großbank aus dem Industriesektor. Die geschätzte Dividendenrendite beläuft sich für den Titel auf 3,5 Prozent. Unter 11 befragten Analysten ergibt sich im Mittel ein durchschnittliches Aufwärtspotenzial von knapp 2 Prozent.
Bei der Gruppe der zyklischen Konsumgüter setzt JPMorgan auf Barratt Developments (LON:BDEV). Das Unternehmen für die Entwicklung von Wohnimmobilien in Großbritannien, das in England, Wales und Schottland tätig ist, kommt laut den Analysten auf eine geschätzte Dividendenrendite von 3,2 Prozent. Aus den neunzehn Analystenschätzungen ergibt sich ein Kurspotenzial auf der Oberseite von 5 Prozent in den nächsten 12 Monaten.
Im Staples-Sektor hat JPMorgan das in Frankreich ansässige Einzelhandelsunternehmen Carrefour (PA:CARR) im Visier, welches eine geschätzte Dividendenrendite von 3,5 Prozent abwerfen soll. Auch das von 19 befragten Finanzprofis ermittelte Aufwärtspotenzial von 20 Prozent kann sich sehen lassen.
Auch im Bereich Gesundheit setzt die US-Großbank auf ein französisches Unternehmen - und zwar auf Sanofi (PA:SASY). Das Healthcare-Unternehmen, das in der Forschung, Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von therapeutischen Lösungen tätig ist, soll eine geschätzte Dividendenrendite von 4 Prozent aufweisen. Das von 28 Analysten ermittelte durchschnittliche Kurspotenzial in den nächsten zwölf Monaten wird auf 15,8 Prozent geschätzt.
Im Finanzsektor gefallen JPMorgan gleich mehrere Aktien: neben der französischen Societe Generale (PA:SOGN) schafft es auch die niederländische Bank ING (AS:INGA) auf die Liste. Jupiter (LON:JUP), Ageas (BR:AGES), M&G Group (LON:MNG) und BNP Paribas (DE:BNPP) (PA:BNPP) runden die Empfehlungsliste ab.
Als vergleichsweise "günstig" betitelten die Analysten von JPMorgan den Sektor der Telekommunikationsdienste. "Telekommunikationsunternehmen hatten in den letzten Jahren einen ausgesprochen schwierigen Stand. Der Sektor wird zu rekordtiefen Bewertungen gehandelt", zitierte CNBC die Finanzexperten.
Die Bank hat sich in diesem Bereich für das deutsche Medienunternehmen Prosiebensat 1 Media (DE:PSMGn) entschieden und schätzt dessen Dividendenrendite auf 3,8 Prozent. Mit von der Partie ist auch der britische Konzern Vodafone (LON:VOD) mit einer geschätzten Dividendenrendite von 5,7 Prozent.
Bei den Versorgern setzt JPMorgan komplett auf Unternehmen aus Europa: neben Engie (PA:ENGIE) (MI:ENGIE) mit einer geschätzten Dividendenrendite von 6,1 Prozent schaffen es auch Enel (MI:ENEI) (4,5 Prozent) und EDP (LS:EDP) (4,0 Prozent) auf die Liste.