Frankfurt (Reuters) - Europas Aktienanleger haben am Mittwoch auf einen anhaltenden Aufschwung der US-Konjunktur gesetzt.
Gestützt von Firmenbilanzen zogen die Kurse europaweit an. Der Dax stieg um 0,8 Prozent auf 12.766 Punkte. Der EuroStoxx50 legte ebenfalls zu. An der Wall Street notierte der Dow Jones zum europäischen Handelsschluss 0,3 Prozent höher. Fed-Chef Jerome Powell bekräftigte im zweiten Teil seiner halbjährlichen Anhörung vor dem Kongress zwar seine positive Einschätzung der US-Konjunktur, warnte aber auch, dass die Haushaltspolitik in Washington nicht auf einem nachhaltigen Weg sei.
Auf dem Devisenmarkt stützte die Aussicht auf weiter steigende US-Zinsen vor allem den Dollar. Der Dollar-Index, der seinen Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,5 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch. Im Gegenzug fiel der Euro um mehr als einen halben US-Cent auf ein Tagestief von 1,1602 Dollar. "Der Markt hat den Eindruck, dass die Fed sich über den Einfluss eines Handelskrieges auf die Wirtschaft nicht allzu viele Sorgen macht", sagte Marktanalyst Omer Esiner vom Finanzdienstleister Commonwealth Foreign Exchange.
Unterstützung bekamen die Aktien auch vom Run der Anleger in New York auf einige Technologiewerte - allen voran Amazon (NASDAQ:AMZN).com. Die Aktien des Onlinehändlers setzten ihren Rekordkurs der letzten Handelstage fort und stiegen in der Spitze um 0,8 Prozent auf 1858,88 Dollar. Damit erreichte der Marktwert erstmals mehr als 900 Milliarden Dollar, womit Amazon nach Apple (NASDAQ:AAPL) der zweite Konzern ist, der diese Marke knackte. Apple-Papiere - ihr Vorsprung liegt bei etwa 35 Milliarden Dollar - notierten wenig verändert.
Derweil ließ die Aktionäre von Google (NASDAQ:GOOGL) die von der EU verhängte Rekord-Kartellstrafe von über vier Milliarden Euro relativ kalt. Der Aktienkurs gab nur leicht nach.
ZAHLEN SCHIEBEN ASML AN
In Europa standen ebenfalls einige Technologiewerte hoch im Kurs - allen voran der Chipindustrie-Zulieferer ASML. Er zählte im EuroStoxx50 zu den Favoriten und legte mehr als acht Prozent zu. Das Quartalsergebnis lag über den Markterwartungen. Dies schob im Dax Infineon (DE:IFXGn) um über drei Prozent in die Höhe.
Gegen den Trend büßten Software AG (DE:SOWGn) im TecDax trotz eines operativen Quartalsergebnisses leicht über den Erwartungen sechs Prozent ein. Börsianer monierten enttäuschende Lizenzeinnahmen in bestimmten Bereichen.
Größter Dax-Gewinner waren Lufthansa (DE:LHAG) mit einem Aufschlag von 4,2 Prozent. Zum einen lockte eine höhere Gewinnprognose des Konkurrenten Easyjet (LON:EZJ) die Anleger an. Easyjet stiegen in London um zwei Prozent. Zum anderen hatte auch der US-Rivale United Airlines die Anleger mit einer Prognoseerhöhung überrascht. Deren in New York gelisteten Aktien stiegen um über acht Prozent.
Zu den Gewinnern zählten erneut Thyssenkrupp (DE:TKAG) mit einem Plus von 1,7 Prozent. Am Dienstag hatten von Zerschlagungsspekulationen die Aktien um über neun Prozent nach oben getrieben.
In Stockholm waren die Titel von Ericsson gefragt, die um acht Prozent stiegen. Ein Sparkurs führte den Telekom-Ausrüster in die Gewinnzone zurück. Die Aktien des Konkurrenten Nokia (HE:NOKIA) stiegen um knapp vier Prozent und waren im EuroStoxx50 damit ebenfalls einer der Favoriten.