Fluglinien-Aktien sind langfristig meist kein gutes Investment. Die Gründe dafür sind hohe Sachinvestitionen, starke Konjunktur- und Rohstoffpreisabhängigkeiten und die Anfälligkeit gegenüber Sonderereignissen. So wären viele Airlines während der letzten Krise, in der fast alle Flugzeuge plötzlich am Boden blieben, ohne Staatshilfen in die Insolvenz gerutscht. Dazu gehört auch die Lufthansa (DE:LHAG) (WKN: 823212), die sich Milliarden Euro vom Steuerzahler leihen musste.
Dennoch können Airline-Aktien in bestimmten Situationen auch eine Chance sein. So geht es mittlerweile für die Lufthansa wieder bergauf. Im dritten Quartal 2021 erzielte das Unternehmen um Sondereffekte bereinigt erstmals wieder einen kleinen Gewinn vor Zinsen und Steuern in Höhe von 17 Mio. Euro. Lufthansa zahlt zudem nach einer Kapitalerhöhung bis Ende 2021 etwa 2,5 Mrd. Euro an den Staat zurück.
Die Aktie hat insgesamt noch nicht sehr stark reagiert, doch seit etwa einem Monat sind deutlich mehr Käufe und fast keine Verkäufe mehr zu beobachten. Zuletzt kamen zwei positive Ereignisse hinzu.
1. S&P erhöht das Lufthansa-Bonitäts-Rating Wie zu Beginn der Krise eine negative zur nächsten negativen Nachricht führte, so scheint sich nun ein positiver Kreislauf zu bilden. So heben Rating-Agenturen infolge der nun langsam wieder steigenden Ergebnisse und Bilanzverbesserungen auch wieder ihren Ausblick an.
S&P hat deshalb seinen Bonitätsausblick für die Lufthansa von negativ auf stabil erhöht. Ein verbessertes Rating senkt die Zinskosten des Konzerns, was wiederum den Gewinn steigert. Letztendlich profitiert so auch die Aktie von einer Ratinganhebung.
2. USA öffnen ihre Tore für Europäer Der USA-Markt ist für Lufthansa enorm wichtig. Etwa die Hälfte des Langstreckengeschäftes wurde vor der Krise mit Nordamerika erwirtschaftet. 2019 beförderte die Airline etwa 12,3 Mio. Menschen in der Region und erzielte mit 7,1 Mrd. Euro etwa 33 % des Verkehrsumsatzes.
Umso wichtiger und erfreulicher ist nun seit dem 9. November 2021 nach 20 Monaten Einreisesperre die Öffnung Amerikas für vollständig geimpfte Europäer mit negativem Corona-Test. Bereits zu Beginn bietet Lufthansa wöchentlich 200 Flüge zu 17 amerikanischen Städte an. Andrang und Nachholbedarf der Menschen sind groß. Für die Lufthansa kommt positiv hinzu, dass die Ticketpreise zunächst eher hoch bleiben.
Die Airline berichtet bereits jetzt kurzfristig von Buchungszahlen wie im Vorkrisenjahr 2019. Viele Privatpersonen planen wieder einen Urlaub in den USA und auch die Zahl der Geschäftsreisen steigt. „Wir sind für die kommenden Tage und Wochen fast ausgebucht. Ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Segment wieder auf die alte Größenordnung kommen“, so der Lufthansa-Manager Klaus Froese.
Da es nach Aussagen der Politik keine weiteren Lockdowns mehr geben wird, könnte die Lufthansa-Aktie in den kommenden Monaten von der Normalisierung des Reiseverkehrs profitieren.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021