Delivery Hero (DE:DHER) (WKN: A2E4K4) hat vor wenigen Tagen die Zahlen des ersten Halbjahres veröffentlicht. Und diese Zahlen sind, vorsichtig ausgedrückt, durchwachsen ausgefallen. Denn Delivery Hero ist zwar weiter mit Vollgas unterwegs und wächst rasant. Aber gleichzeitig steigen auch die Verluste immer weiter. Das wirft die Frage auf, ob das Unternehmen langfristig überhaupt profitabel arbeiten kann.
Wachstum hat bei Delivery Hero oberste Priorität Mit den Zahlen für die erste Jahreshälfte hat Delivery Hero einmal mehr bewiesen, dass das Unternehmen auch bei der heutigen Größe noch in der Lage ist, beeindruckende Wachstumszahlen zu erreichen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist der Umsatz um unglaubliche 157 % auf 2,46 Mrd. Euro in die Höhe geschossen! Damit hat das Berliner Unternehmen ein weiteres Mal bewiesen, dass das starke Wachstum auch nach Ende des Lockdowns aufrechterhalten werden kann.
Schon im vergangenen Jahr konnte Delivery Hero mit ähnlich gutem Wachstum glänzen. Damals ist der Umsatz im Gesamtjahr um 95 % auf 2,83 Mrd. Euro gestiegen. In diesem Jahr hat Delivery Hero also nicht nur bewiesen, dass man weiterwachsen kann, sondern sogar noch einen Gang hochgeschaltet! Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen nun mit einem Umsatz von mehr als 6,1 Mrd. Euro. Offenbar soll der Umsatz in der zweiten Jahreshälfte den Rekordwert der ersten sechs Monate noch einmal übertreffen.
Trotz des starken Wachstums gehört die Delivery Hero-Aktie aber zu den schwächsten Werten im DAX. Seit Jahresanfang hat die Aktie knapp 5 % an Wert verloren und kostet aktuell 120 Euro (Stand: 27.08.2021).
Wachstum reißt Löcher in die Bilanz Dass die Anleger angesichts der Zahlen nicht in Euphorie verfallen, liegt an den hohen Verlusten, die Delivery Hero immer noch Quartal für Quartal anhäuft. Im laufenden Jahr ist bis Ende Juni ein Nettoverlust von 918 Mio. Euro zusammengekommen! Das Wachstum wurde also sehr teuer erkauft. Allein die Marketingkosten haben mit 562 Mio. Euro zu Buche geschlagen und den gesamten Gewinn mehr als aufgezehrt. Denn das zugrunde liegende Geschäft ist durchaus profitabel. Der Umsatz hat die Umsatzkosten um 546 Mio. Euro übertroffen.
Theoretisch könnte Delivery Hero also die Ausgaben für Marketing und Verwaltung drastisch zusammenstreichen und auf einen Schlag profitabel werden. Aber dann stellt sich die Frage, ob damit vielleicht nicht nur das Wachstum gedrosselt würde, sondern vielleicht auch die Umsätze einbrechen. In den kommenden Quartalen und Jahren wird sich erst noch zeigen müssen, ob das Geschäftsmodell die gewünschten Skaleneffekte mit sich bringt und langfristig profitabel sein kann. Bis dahin könnte es für die Aktionäre noch die eine oder andere Überraschung geben. Zudem gibt es noch einige Unklarheiten in der Strategie. Denn das erst vor wenigen Jahren verkaufte Deutschlandgeschäft wird aktuell wieder komplett neu aufgebaut.
Der Artikel Milliardenverlust trotz Umsatzsprung – was ist mit Delivery Hero los? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Dennis Zeipert besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021