Von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Aktienmärkte haben am Freitag deutlich Federn gelassen. Besonders stark unter Druck geriet der Reisesektor. Viele Anleger befürchten, dass die neu entdeckte Corona-Variante zu neuen Mobilitätsbeschränkungen führen und die wirtschaftliche Erholung der Region ausbremsen wird.
Bis 9:20 Uhr MEZ sank der DAX um 3,6%, der französische CAC 40 um 4,4% und der britische FTSE 100 um 3,4%.
Die Zahl der Virusfälle ist in Europa im letzten Monat sprunghaft angestiegen. Eine Reihe von Ländern hat bereits strengere Corona-Maßnahmen ergriffen. Am Donnerstagabend warnte die Weltgesundheitsorganisation vor einer neuen Corona-Variante mit "sehr vielen Mutationen", die vorwiegend im südlichen Afrika nachgewiesen wurde.
Die Agentur der Vereinten Nationen hält später am Freitag eine Sondersitzung ab, um angesichts des Mutationsgrades des ursprünglichen Stammes die Auswirkungen auf Impfstoffe und Behandlungen zu erörtern. Zuvor hatte Großbritannien ein vorübergehendes Flugverbot für mehrere südafrikanische Länder verhängt und Reisende aus der Region unter Quarantäne gestellt. Die Schock-Meldung hat die europäische Reisebranche schwer getroffen. Viele Fluggesellschaften erreichten daraufhin neue Zwischentiefs. Lufthansa (DE:LHAG) verlor 12%, Ryanair (LON:RYA) brach um 13% ein, easyJet (LON:EZJ) und IAG (LON:ICAG) fielen um bis zu 16%. Auch der Reiseveranstalter Tui (DE:TUIGn) musste einen Kurseinbruch von 10 % hinnehmen.
„Wir wissen immer noch nicht, wie ansteckend das Virus ist … es besteht eine allgemeine Verunsicherung. Die Märkte erwarten hier das Risiko einer weiteren globalen Infektionswelle, falls die Impfstoffe wirkungslos sind“, berichtete Moh Siong Sim, Analyst bei der Bank of Singapur, gegenüber Reuters.
An anderer Stelle stiegen die Aktien von Telecom Italia (MI:TLIT) um 1,5 % und widersetzten sich damit der allgemein negativen Stimmung. Bloomberg berichtete, dass die Private-Equity-Giganten KKR und CVC erwägen, ihre Kräfte für ein Übernahmeangebot für den italienischen Telekommunikationsriesen zu bündeln. KKR hatte am vergangenen Wochenende sein Interesse bekundet, aber der Hauptaktionär von Telecom Italia, Vivendi (OTC:VIVHY), hat das Angebot bisher abgelehnt.
Auch die Rohölpreise brachen am Freitag nach Meldungen über eines neuen Corona-Stamms ein. Die Befürchtungen, dass die Freigabe strategischer Reserven im 1. Quartal zu einem weltweiten Angebotsüberschuss führen könnte, nahmen darüber hinaus zu und rücken nun das Treffen der OPEC und OPEC+ nächste Woche in den Fokus.
Bis 9:20 Uhr MEZ brachen die US Rohöl-Futures um 5,7 % auf 73,95 USD pro Barrel ein und der Preis für die Nordseesorte Brent gab um 4,7 % auf 78,35 USD nach.
Der an der COMEX-Sparte der New Yorker Handelsbörse Nymex gehandelte Gold-Future stieg um 1,4 % auf 1.808,80 USD pro Feinunze, während der EUR/USD um 0,5 % höher bei 1,1267 gehandelt wurde.