(neu: Kursreaktion nach Marktöffnung, Analystenstimme, mehr Details, Hintergrund)
WIESBADEN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Übernahmepoker um die Aareal Bank (DE:ARLG) geht in eine neue Runde. Die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge planen ein neues Übernahmeangebot für den Gewerbeimmobilien-Finanzierer aus Wiesbaden, nachdem sie im ersten Anlauf am Widerstand mehrerer Großaktionäre gescheitert waren. Jetzt wollen die Bieter doch noch tiefer in die Tasche greifen. Die geplante Offerte von 33 Euro je Aktie bewertet die Bank insgesamt mit rund zwei Milliarden Euro. Die bislang widerspenstigen Großaktionäre ziehen diesmal mit, wie Kaufinteressenten und Bank am Dienstagmorgen mitteilten.
An der Börse ging es für die Aareal-Aktie weiter aufwärts, nachdem das bevorstehende neue Gebot bereits am Vortag durchgesickert war. Nach einem Plus von gut acht Prozent am Montag legte das Papier am Dienstagvormittag um weitere 3,5 Prozent auf 32,50 Euro zu und gehörte damit zu den größten Gewinnern im Nebenwerte-Index SDax . Der Kurs lag damit zwar noch unter dem erwarteten Gebot, erreichte aber den höchsten Stand seit dem Jahr 2018.
Branchenexperte Andreas Pläsier vom Analysehaus Warburg Research hält es angesichts der Konditionen diesmal für deutlich wahrscheinlicher, dass den Finanzinvestoren die Übernahme gelingt. Dies liege auch an der Einbindung aktivistischer Aktionäre.
Erst Anfang Februar hatten Advent, Centerbridge und der kanadische Pensionsfonds CPPIB mit ihrem gemeinsamen Übernahmeangebot wichtige Großaktionäre nicht überzeugen können. Auch eine Erhöhung der Offerte von 29 auf 31 Euro je Aktie und eine auf 60 Prozent gesenkte Mindestannahmeschwelle führten nicht zum Erfolg. Die Hedgefonds Petrus Advisers und Teleios hatten sich dem Angebot nicht nur verweigert, sondern auch andere Aktionäre zur Nichtannahme aufgerufen.
Jetzt haben sich Advent und Centerbridge allerdings mit Petrus, Teleios und den weiteren Großaktionären Vesa und Talomon geeinigt. Diese hätten zugesagt, die erwogene neue Offerte anzunehmen, heißt es in der Mitteilung der Kaufinteressenten. Die vier Großaktionäre würden insgesamt 37 Prozent der Aareal-Anteile andienen oder außerhalb des Übernahmeangebots an die Bieter verkaufen. "Wir glauben, dass die Aareal Bank mit diesem überarbeiteten Angebot nun ihr wahres Potenzial ausschöpfen kann", sagte Teleios-Mitgründer Adam Epstein laut Mitteilung.
Der Bank zufolge erwägen die Finanzinvestoren eine Mindestannahmeschwelle von höchstens 60 Prozent. Damit müssten sie nur noch Anteilseigner mit rund 23 Prozent der Aktien überzeugen.
Unterdessen sollen sich Petrus, Teleios, Vesa und Talomon der Investorengruppe um Advent und Centerbridge anschließen. Sie hätten zugesagt, Teile des erhaltenen Kaufpreises in eine langfristige indirekte Beteiligung von rund 20 Prozent an der Bietergesellschaft zu investieren, heißt es in der Mitteilung von Advent und Centerbridge.
Bei der Aareal Bank ist die Rede von "ausschließlich stimmrechtslosen Anteilen" für die vier bisherigen Großaktionäre. Und: "Ein direkter Einfluss dieser Investoren auf die Aareal Bank Gruppe wäre damit ausgeschlossen."
Petrus Advisers und Teleios Capital Partners hatten sich nicht nur der ersten Übernahmeofferte widersetzt, sondern auch wiederholt scharfe Kritik an der Führung der Bank geübt. Im Februar forderten sie den Rückzug von Aufsichtsratschef Hermann Wagner. Petrus hatte im vergangenen Jahr bereits die Abwahl dreier Aufsichtsratsmitglieder durchgesetzt. Allerdings fand der Hedgefonds unter den Anteilseignern nicht genügend Unterstützer für seine eigenen Kandidaten.
Nach dem gescheiterten ersten Übernahmeversuch müssten Advent und Centerbridge mit einem neuen Anlauf eigentlich mindestens ein Jahr warten. "Damit die gesetzlich angeordnete Sperrfrist von einem Jahr für ein erneutes Übernahmeangebot der Bietergesellschaft überwunden werden kann, bedarf es der Zustimmung der Gremien der Aareal Bank und zudem der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht", erklärte das Wiesbadener Institut.
Dafür müsse die neue Offerte im Interesse des Konzerns und seiner Beteiligten liegen - und der Erfolg "überwiegend wahrscheinlich erscheinen". Beim ersten Versuch hatte sich die Aareal-Führung mit den Bietern auf eine Investorenvereinbarung geeinigt, die Investitionen in die Bank und einen deutlichen Geschäftsausbau vorsah. Dafür sollten im Fall einer Übernahme keine Dividenden mehr an die Anteilseigner ausgeschüttet werden.
In der nun geplanten Offerte von 33 Euro je Aktie ist die vorgesehene Dividende der Aareal Bank enthalten. Der Gewerbeimmobilien-Finanzierer hatte angekündigt, 1,60 Euro je Aktie an seine Anteilseigner auszuschütten. Vorstand und Aufsichtsrat wollen nun erörtern, ob sie die für 18. Mai geplante Hauptversammlung verschieben. Dort sollte die Dividende eigentlich beschlossen werden.