MÜNCHEN (dpa-AFX) - Ein florierendes Wartungsgeschäft und der starke US-Dollar haben dem Münchener Triebwerksbauer MTU (XETRA:MTX) im vergangenen Jahr kräftigen Rückenwind beschert. Für 2016 peilt Vorstandschef Reiner Winkler weitere Steigerungen an, wie er am Dienstag in München ankündigte. Im Vergleich zu 2015 sollen die Zuwächse aber geringer ausfallen. Dazu dürften auch die steigenden Auslieferungszahlen des modernisierten Airbus-Mittelstreckenjets (ETR:AIR) (PARIS:AIR) A320neo beitragen: Mit Antrieben für neue Flugzeuge verdienen die Hersteller kaum Geld - erst Ersatzteile und Wartung bringen ihnen Gewinn.
Die MTU-Aktie reagierte mit einem Kursrutsch auf die Nachrichten. Am Morgen verlor sie an der Frankfurter Börse vier Prozent an Wert und war damit Schlusslicht im MDax (MDAX).
Im abgelaufenen Jahr erreichte MTU bei Umsatz und Gewinn neue Rekordwerte. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) legte im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 440 Millionen Euro zu und übertraf damit die im Sommer angehobene Prognose des Vorstands. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 218 Millionen Euro übrig - 11 Prozent mehr als im Vorjahr.
Dabei kam MTU ausgerechnet zugute, dass Airbus die Auslieferung der ersten A320neo-Exemplare ins Jahr 2016 verschieben musste. Denn viele neue Triebwerke hätten die Gewinnentwicklung im alten Jahr gebremst. Die verschobenen Verkäufe fehlten jedoch auch beim Umsatz: Zwar legten die Erlöse um 13 Prozent auf den neuen Höchstwert von 4,4 Milliarden Euro zu. Eigentlich hatte der Vorstand seit dem Sommer aber 4,6 Milliarden Euro anvisiert.
Das immer noch deutliche Wachstum verdankte MTU dem starken Dollar und der Wartungssparte. Deren Umsatz wuchs um fast 22 Prozent, der operative Gewinn schoss sogar um 33 Prozent nach oben, nachdem Fluggesellschaften besonders umfangreiche Überholungen in Auftrag gegeben hatten. Im Seriengeschäft mit neuen Triebwerken für Zivilflugzeuge zog der Umsatz um neun Prozent an, das operative Ergebnis kletterte um sieben Prozent nach oben.
MTU baut an Triebwerken für zahlreiche Flugzeuge von Boeing (NYSE:BA) (ETR:BCO) und Airbus mit. Neben dem herkömmlichen Airbus A320 und der spritsparenden Neuauflage A320neo bekommen auch viele der doppelstöckigen Riesenflieger vom Typ A380 und Boeings "Dreamliner" ihren Schub von Antrieben mit MTU-Beteiligung. Auch bei der Neuauflage des Boeing-Langstreckenjets unter dem Namen 777-X ist MTU zusammen mit dem amerikanischen Partner General Electric (NYS:N:GE) (XETRA:GEC) im Boot.
Bei den A320neo-Triebwerken arbeiten die Münchner mit dem US-Hersteller Pratt & Whitney zusammen. Vor allem dessen Getriebefan-Technik soll die "neo" um 15 bis 20 Prozent sparsamer machen als ihre Vorgängerin A320. Um die vorliegenden rund 4500 "neo"-Bestellungen abzuarbeiten, bauen Airbus und die Triebwerksbauer ihre Fertigung in den kommenden Jahren deutlich aus.
Auch deshalb erwartet MTU-Chef Winkler, das 2015 verfehlte Umsatzziel im kommenden Jahr zu überschreiten. Die Erlöse sollen auf 4,6 bis 4,7 Milliarden Euro klettern. Der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz soll mit 10 Prozent in etwa konstant bleiben - das entspricht einem bereinigten Ebit von 460 bis 470 Millionen Euro. Dabei soll der um Effekte wie Schwankungen bei der Steuerquote, Stichtagsbewertungen und eine Kaufpreisallokation bereinigte Nettogewinn im gleichen Maß zulegen. 2015 lag dieser bereinigte Überschuss bei rund 307 Millionen Euro.
In Sachen Dividende müssen sich die Anleger noch gedulden: Erst nach der Aufsichtsratssitzung am 1. März will MTU einen Vorschlag vorlegen. "Selbstverständlich wollen wir unsere Aktionäre am Rekordergebnis 2015 angemessen teilhaben lassen", sagte Winkler. Für das Vorjahr hatte MTU je Aktie 1,45 Euro ausgeschüttet.