PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Deutliche Abschläge an den US-Börsen haben am Mittwoch den Druck auf den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) erhöht. Der Leitindex der Eurozone weitete am Nachmittag seine Verluste aus und schloss 1,65 Prozent tiefer bei 3266,90 Punkten. Das bisherige Jahrestief von Ende März bei 3261,86 Zählern ist damit sehr nahe. Noch größere Verluste von 2,11 Prozent auf 5206,22 Punkte verbuchte der Pariser Cac 40 (CAC 40). Für den Londoner FTSE 100 (GB0001383545) ging es um 1,27 Prozent auf 7145,74 Punkte abwärts.
Die Sorgen um den italienischen Staatshaushalt im Zuge der von der Regierung in Rom geplanten deutlichen Neuverschuldung belasten die europäischen Börsen schon seit Tagen. Der anhaltende Abwärtstrend in den USA, wo besonders die Technologie-Indizes an der Nasdaq sich sehr schwach präsentieren, verstärkte nun die negative Dynamik auch in Europa. Auch der am Nachmittag wieder anziehende Eurokurs trug nicht zur Entspannung bei. Der Verkauf von Waren aus der Eurozone in andere Regionen der Welt kann dadurch gehemmt werden.
"Die weltweiten Handelsspannungen insbesondere zwischen den USA und China und die gestiegenen Renditen am US-Anleihemarkt tragen zum Ausverkauf an den Aktienmärkten bei", kommentierte Analyst David Madden vom Broker CMC Markets UK.
Auf Branchenseite stand am Mittwoch der Techsektor (STOXX Europe 600 Technology) erheblich unter Druck, der sich am Nachmittag durch die sehr schwache New Yorker Nasdaq-Börse noch verstärkte. Vor allem Aktien aus der Halbleiterbranche erwischte es mitunter arg. Auslöser war die angekündigte Kurzarbeit in einem Werk des schweizerischen Chip-Zulieferers VAT Group. Dies könne ein Indiz für einen nachlassenden Investitionszyklus in der weltweiten Halbleiter-Industrie sein, sagte Analyst Reto Amstalden von der Baader Bank. Die Aktien von VAT brachen in Zürich um mehr als 10 Prozent ein. In ihrem Sog verloren STMicroelectronics (9:STM) 5,80 Prozent, Infineon (4:IFXGn) 4,38 Prozent und ASML (7:ASML) 5,51 Prozent.
Eine Abstufung des europäischen Luxusgütersektors durch Morgan Stanley (NYSE:MS) belastete die Aktien der Hersteller kostspieliger Uhren und Handtaschen am Mittwoch schwer. Die US-Investmentbank hatte den Luxusgütersektor von "Neutral" auf "Underweight" abgestuft und begründete dies mit einem nachlassenden Wachstumsschwung bei Umsatz und Gewinn. Selbst nach dem jüngsten Rücksetzer der Branchenaktien sei der Sektor noch immer hoch bewertet, sagte Analyst Krupa Patel.
Die Papiere von LVMH (9:LVMH), deren Umsatzzahlen vom Vorabend bei Analysten gut ankamen, büßten 7,14 Prozent ein. Die Anteilscheine von Kering (9:PRTP) sackten gar um 9,62 Prozent ab. Im EuroStoxx waren die beiden damit die größten Verlierer.
Unter den weiteren Einzelwerten profitierten die Titel der ING Groep (7:INGA) von einer Hochstufung durch die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS). Sie gehörten mit einem Plus von 1,09 Prozent zu den attraktivsten Werten im EuroStoxx-50-Index, an dessen Spitze mit der Deutschen Telekom (4:DTEGn) und Orange SA (9:ORAN) zwei Werte aus dem eher defensiven Telekomsektor Kursgewinne von 2,70 beziehungsweise 1,84 Prozent verzeichneten.