FRANKFURT (dpa-AFX) - Donald Trumps Ankündigung von Zöllen hat am Dienstag für Ernüchterung auf dem deutschen Börsenparkett gesorgt. "Damit sind die Vorstellungen vieler Marktteilnehmer zunichtegemacht worden, dass die Handelspolitik der USA gemächlicher ausfallen würde", kommentiert Experte Andreas Lipkow.
Der Dax fiel in der ersten Handelsstunde um 0,75 Prozent auf 19.258,83 Punkte. Davor hatte der Leitindex eine dreitägige Gewinnserie hingelegt und sich seinem Rekordhoch von 19.674 Punkten aus dem Oktober bis auf rund ein Prozent genähert.
Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen verlor am Dienstagvormittag 0,72 Prozent auf 26.279,86 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es nach der jüngsten Erholung um fast ein Prozent bergab.
Noch zu Wochenbeginn war die Nominierung des als gemäßigt geltenden Hedgefonds-Managers Scott Bessent zum US-Finanzminister an den Börsen mit Erleichterung aufgenommen worden. Doch nun kündigte der designierte US-Präsident Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China an.
Da die Märkte einen solchen Schritt schon erwartet und eingepreist hätten, falle die Reaktion überschaubar aus, schrieb Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements beim Vermögensverwalter QC Partners. Nach Trumps Wahlsieg hätten sich die Aktienindizes der Länder mit einem hohen US-Exportanteil schon am schlechtesten entwickelt. Entwarnung geben wollte der Experte indes nicht: "Sollte es, insbesondere zwischen den USA und China, zu einem regelrechten Handelskrieg kommen, dann könnte das empfindliche Folgen für die Börsen weltweit haben", warnte er.
Am Dienstag litten vor allem die vortags überwiegend freundlichen Fahrzeughersteller unter Trumps Ankündigung. Am schlimmsten traf es den Lkw-Bauer Daimler Truck (ETR:DTGGe) . Dessen Aktien hatten schon zu Wochenbeginn nicht von der positiven Branchenstimmung profitiert und büßten nun am Dax-Ende 5,2 Prozent ein. Für Volkswagen (ETR:VOWG) (VW) ging es um 2,5 Prozent bergab, und die Titel der VW-Nutzfahrzeugholding Traton (ETR:8TRA) waren mit minus 3,7 Prozent einer der größten Verlierer im MDax.
"Gerade die Zölle gegen Mexiko würden auch die deutsche Automobilindustrie treffen", kommentierte Altmann. "Denn hier wird häufig in Mexiko produziert, um die fertigen Fahrzeuge anschließend in die USA zu verkaufen."
Dagegen setzte sich der Triebwerksbauer MTU (ETR:MTXGn) mit einem Kursplus von 1,5 Prozent auf 315,50 Euro an die Dax-Spitze. Die britische Bank Barclays (LON:BARC) blieb zwar bei ihrer neutralen Einschätzung, erhöhte aber das Kursziel für die Aktien auf 356 Euro. Europas Luftfahrtbranche "fliegt höher mit der Dollar-Stärke", schrieb Analystin Milene Kerner. Sie passte ihre Schätzungen für Airbus (EPA:AIR) , MTU und Safran (EPA:SAF) an den Auftrieb durch die starke US-Währung an.
Die Deutsche Telekom (ETR:DTEGn) bekam durch eine Studie zumindest moderat positive Impulse. Die Titel gewannen 0,3 Prozent auf 29,66 Euro, nachdem die Investmentbank Oddo BHF eine "Outperform"-Empfehlung ausgesprochen und das Kursziel auf 35 Euro angehoben hatte. Laut Analyst Stephane Beyazian sind einige Sorgen, die es vor dem Kapitalmarkttag gegeben habe, inzwischen abgehakt. Dank des Höhenflugs der vergangenen Tage hatte die T-Aktie schon am Montag den höchsten Stand seit dem Jahr 2001 erreicht. Der Börsenwert des Unternehmens steuert damit auf 150 Milliarden Euro zu.