FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Freitag weiter moderat zugelegt. Unterstützung kommt aus den USA, denn dort zeichnet sich nach einem Rücksetzer am Vortag ein freundlicher Handelstag ab. Vor der Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell in Jackson Hole bleiben die Anleger aber vorsichtig. Allzu weit mag sich wohl keiner aus dem Fenster lehnen. Von Powell werden Signale zu Zinssenkungen erwartet, gerätselt wird über die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Lockerung.
Am Morgen gewann der Dax 0,29 Prozent auf 18.547,00 Punkte. Der MDax stieg um 0,24 Prozent auf 25.027,39 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 0,33 Prozent auf 4.901,27 Zähler vor.
In der laufenden Woche war es dem deutschen Leitindex gelungen, seinen rund 1.500-Punkte-Kursrutsch vom Monatsanfang endgültig wettzumachen. Für mehr fehlen ihm bislang aber die Impulse.
Anfang August war der Dax bis auf fast 17.000 Punkte abgesackt, nachdem der im Vergleich zum US-Dollar wieder zunehmend steigende japanische Yen für Turbulenzen an den Märkten gesorgt hatte. Viele Spekulanten hatten sich in dessen langer Schwächephase Geld im Niedrigzinsland Japan geliehen und in Hoffnung auf mehr Rendite anderswo angelegt, auch an den Aktienmärkten. Mit der Yen-Erholung mussten Spekulanten dann auch Aktien verkaufen.
Hinzu kamen nach Konjunkturdaten außerdem noch Befürchtungen, dass die USA in eine Rezession rutschen könnte. Diese Sorgen jedoch haben mittlerweile deutlich nachgelassen. Im Fokus steht nun die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Anleger erhoffen sich von der Rede Powells Hinweise, ob und wie deutlich der Leitzins in den USA im September gesenkt wird und ob mit weiteren Schritten zu rechnen ist. Die Rede wird gegen 16 Uhr erwartet.
Wie allgemein in Europa waren Bankenwerte auch hierzulande gefragt. So knüpfte die Aktie der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) an ihre Vortagesgewinne an und legte an der Dax-Spitze um 1,2 Prozent zu. Das Commerzbank (ETR:CBKG) -Papier stieg um 1,0 Prozent und war damit zweitstärkster Dax-Wert.
Zu den schwächsten Werten zählten Technologieaktien, die dem Vortagestrend in den USA folgten. SAP (ETR:SAPG) und Infineon (ETR:IFXGn) waren mit jeweils 0,5 Prozent die Schlusslichter im Leitindex.
Zum Münchener Chiphersteller gab es aber auch Neuigkeiten, denn Infineon einigte sich in einem seit 2010 anhängigen Rechtsstreit mit seiner einstigen Tochter Qimonda. Die Münchener werden in einem Vergleich 753,5 Millionen Euro zahlen. Das ist zwar deutlich weniger als die vom Insolvenzverwalter geforderte Summe von 3,4 Milliarden, doch Infineons Rückstellungen reichen nicht aus. Der fehlende Betrag soll aus vorhandenen Barmitteln gezahlt werden, aber nur das Ergebnis und den Cashflow aus nicht fortgeführten Aktivitäten belasten. Ein Händler sieht die Einigung daher positiv, und "dann ist die Angelegenheit auch vom Tisch", wie er sagte.
Für K+S (ETR:SDFGn) ging es im MDax um 0,5 Prozent abwärts. Die Baader Bank stufte das Papier des Düngerherstellers von "Add" auf "Sell" ab und kappte das Kursziel um mehr als die Hälfte, nämlich von 18,00 auf 7,50 Euro. Deutsche Kali-Minen stünden vor herausfordernden Zeiten, schrieb Analyst Konstantin Wiechert. Anleger sollten K+S verkaufen und erst zurückkehren, wenn der Zyklus drehe, empfahl er.