FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Zustimmung des griechischen Parlaments zu den Reformauflagen der Gläubiger hat die Anleger am Donnerstag in Kauflaune versetzt. Eine gute Stunde nach dem Handelsstart stieg der Dax (DAX) um 1,05 Prozent auf 11 661,38 Punkte. Damit winkt dem deutschen Leitindex der siebte Gewinntag in Folge.
Mit dem positiven Votum habe Griechenland die erste wichtige Hürde für ein drittes Hilfsprogramm seiner Geldgeber genommen, sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte gewann in der Folge 0,91 Prozent auf 20 841,21 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,68 Prozent auf 1785,53 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 1,04 Prozent auf 3661,71 Punkte vor.
Unterstützung für die hiesigen Notierungen kam auch von den freundlichen Märkten in den USA und Asien. Am Nachmittag stehen noch die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Geschäftszahlen der US-Bank Goldman Sachs (NYSE:GS) (FSE:GOS) im Fokus.
BREITE MEHRHEIT IN ATHEN FÜR SPAR- UND REFORMFORDERUNGEN
Eine große Mehrheit der Athener Abgeordneten hatte am frühen Donnerstagmorgen für die geforderten Spar- und Reformmaßnahmen gestimmt. Dabei war die Koalition von Regierungschef Alexis Tsipras auf Stimmen der Opposition angewiesen: 64 Parlamentarier votierten gegen die Auflagen der Gläubiger, darunter nach griechischen Rundfunkangaben 32 Abgeordnete von Tsipras' Syriza-Partei.
Auch beim EZB-Treffen dürften Fragen der Geldpolitik von der Griechenland-Krise überlagert werden. Experten der Dekabank gehen davon aus, dass EZB-Präsident Mario Draghi auf der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung auf potenzielle Ansteckungsfahren für andere Euroländer eingehen wird.
GUTER BÖRSENSTART FÜR DEUTSCHE PFANDBRIEFBANK
Vor allem die Bankentitel profitierten von den Nachrichten aus Athen: Im marktbreiten Stoxx Europe 600 stieg der Branchenindex (DJX:SX7P) auf den höchsten Stand seit Februar 2011. Die Aktien der Commerzbank (XETRA:CBKG) und der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) belegten mit Gewinnen von 2,37 und 1,68 Prozent vordere Plätze im Dax. Papiere des Immobilienfinanzierers Aareal Bank (XETRA:ARLG) gehörten mit plus 2,21 Prozent zu den Favoriten der Anleger im MDax.
Die gute Branchenstimmung verhalf auch der Deutschen Pfandbriefbank (ETR:PBB) zu einem versöhnlichen Start an der Börse: Der erste Aktienkurs auf dem elektronischen Handelssystem Xetra lag mit 11,45 Euro um 6,51 Prozent über dem Ausgabepreis von 10,75 Euro; zuletzt stand die Aktie bei 11,35 Euro. Allerdings waren die Aktien an der Kernbank der notverstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) auch am unteren Ende der Preisspanne verkauft worden. Insgesamt will der Bund als HRE-Eigentümer 80 Prozent der Anteile an der Pfandbriefbank loswerden.
AUTOWERTE STARK - INTEL-ZAHLEN STÜTZEN INFINEON
Die Autowerte entwickelten sich dank guter europäischer Absatzzahlen für den Juni ebenfalls stark: BMW (XETRA:BMWG) verteuerten sich um 1,56 Prozent und Daimler (XETRA:DAIGn) gewannen 1,48 Prozent. Für die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) ging es um 1,47 Prozent hoch.
Die Aktien des Halbleiterkonzerns Infineon (XETRA:IFXGn) zogen um 1,25 Prozent an. Als Kursstütze sahen Börsianer positiv aufgenommene Quartalszahlen des US-Konkurrenten Intel (FSE:INL) (NASDAQ:INTC). Dieser hatte die Schwäche des PC-Marktes mit dem guten Geschäft mit Chips für Rechenzentren kompensiert und die Analystenerwartungen übertroffen. Noch erfreulicher seien die Signale der Amerikaner für das dritte Quartal, die auf Erlöse über den bisherigen Prognosen hoffen ließen, hieß es weiter.
GESENKTE GEWINNPROGNOSE BELASTET DRÄGERWERK
Drägerwerk (ETR:DRW3) geriet nach einer Gewinnwarnung unter Druck: Mit einem Kursrutsch von 9,18 Prozent landeten die Titel des Medizin- und Sicherheitstechnik-Herstellers abgeschlagen auf dem letzten Platz im TecDax. Wegen schleppender Geschäfte in China und den USA blickt das Lübecker Unternehmen nun weniger optimistisch auf das Gesamtjahr als bisher.
Hingegen sorgte beim Zahlungsabwickler Wirecard (XETRA:WDIG) eine moderat angehobene Gewinnprognose für Kursgewinne von 2,89 Prozent. Überdies fiel das zweite Quartal etwas besser aus als von Analysten erwartet.