FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf ein weiterhin moderates Wirtschaftswachstum in den USA hat den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag gestützt. Die Anleger interpretierten die jüngsten geldpolitischen Entscheidungen und Aussagen der US-Notenbank (Fed) positiv, so dass der Leitindex Dax (DAX) 0,55 Prozent auf 12 457,70 Punkte gewann. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Börsenwerte stieg um 0,56 Prozent auf 26 092,42 Punkte.
Die US-Notenbank hatte am Vorabend wie erwartet den Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 0,25 Prozentpunkte reduziert. Weitere Zinssenkungen zur Stützung der Wirtschaft aber stellte Fed-Chef Jerome Powell nicht konkret in Aussicht, was als Hinweis auf die nach wie vor robuste Konjunktur in den Vereinigten Staaten verstanden wurde. Die Notenbank geht von einer weiter "moderat" wachsenden US-Wirtschaft aus, Exporte und Investitionen seien jedoch zuletzt zurückgegangen, erklärte die Fed.
Die US-Zinssitzung habe gezeigt, dass die Fed nicht gewillt ist, in einen aggressiven Zinssenkungszyklus einzusteigen, kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Von dieser Aussicht profitierte am Donnerstag der europäische Bankensektor (Stoxx 600 Banks). Im Dax gewannen die Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) rund 2 Prozent und im MDax zogen die Anteile der Commerzbank (4:CBKG) um rund 3 Prozent an
Halbjahreszahlen gab es von Rocket Internet (4:RKET). Händler urteilten, die Resultate des Start-Up-Investors hätten die Erwartungen übertroffen. Die im MDax notierten Titel hatten im frühen Handel recht deutlich angezogen, dann aber ließ der Rückenwind nach infolge von Aussagen aus der Telefonkonferenz. Konzernchef Oliver Samwer habe dort die Erwartungen an schnelle weitere Börsengänge von Beteiligungen gedämpft, die den Unternehmenswert steigern könnten, sagten Händler. Am Ende sanken Rocket um rund 2 Prozent.
Die Aktien von Hellofresh (105:HFGG) trieb ein optimistischer Analystenkommentar an. Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) sieht mit einem neuen Kursziel von 18 Euro ein fast 50-prozentiges Kurspotenzial. Die Papiere des Kochboxen-Anbieters, der einst von Rocket Internet an die Börse gebracht wurde, gewannen unter den Favoriten im Nebenwertindex SDax (SDAX) 5,6 Prozent.
Spitzenreiter im Index waren die Anteilsscheine von Nordex (4:NDXG), die um mehr als 7 Prozent in die Höhe schnellten. Börsianer verwiesen als Antrieb auf einen Entwurfsvorschlag für das am Freitag tagende Klimakabinett, das der Nachrichtenagentur Bloomberg vorlag. Demnach ist geplant, die Kapazität der Windkraftanlagen an Land deutlich zu erhöhen.
Am Dax-Ende sackten die schwankungsanfälligen Aktien von Wirecard (4:WDIG) um mehr als 5 Prozent ab und eliminierten damit ihre Vortagesgewinne. Die am Mittwoch noch spürbare Zuversicht der Anleger über eine unterzeichnete Kooperation mit dem japanischen Softbank-Konzern (20:9984) konnte die Anteilsscheine nach der Annäherung an die 160-Euro-Marke, die am Markt als hohe Hürde angesehen wird, nun nicht mehr weiter beflügeln.
Unter den Nebenwerten schockierte die Bauer AG (4:B5AG) mit einer Senkung der Gewinnprognose die Anleger. Die Papiere des Bau- und Maschinenbau-Unternehmens rutschten um fast ein Viertel in den Keller.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um 0,70 Prozent auf 3552,65 Punkte. In Paris (CAC 40) und in London (GB0001383545) schlossen die Leitindizes jeweils ähnlich deutlich im Plus. In New York legte der Dow Jones Industrial (Dow Jones) zuletzt moderat zu.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,50 Prozent am Vortag auf minus 0,49 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) sank um 0,08 Prozent auf 145,55 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) notierte 0,06 Prozent im Plus bei 173,30 Zählern. Der Kurs des Euro legte zu: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1067 (Mittwoch: 1,1053) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9036 (0,9047) Euro.