FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem starken Pfingstmontag hat der Druck auf den Dax am Dienstag wieder zugenommen. Aktien-Anleger sorgen sich vor steigenden Zinsen. Nachdem der deutsche Leitindex zu Wochenbeginn getrieben von Corona-Lockerungen in China noch das höchste Niveau seit Ende März erreicht hatte, ging es nun um 0,66 Prozent auf 14 556,62 Punkte abwärts. Der MDax verlor 0,49 Prozent auf 30 391,58 Zähler.
"Einmal mehr machen sich Investoren Gedanken darüber, wie hoch die Zinsen noch steigen könnten", urteilte Marktbeobachter Michael Hewson von CMC Markets (LON:CMCX). Dazu trug auch Australiens Notenbank bei, die ihre Geldpolitik mit der Anhebung des Leitzinses um einen halben Prozentpunkt stärker als von Experten erwartet straffte.
Gespannt warten die Anleger auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Bis dahin dürften sie keine großen Risiken eingehen, lautete es aus dem Handel. Es wird allgemein damit gerechnet, dass die EZB in dieser Woche die geldpolitische Wende einleitet. Zu einer ersten Zinsanhebung könnte es dann im Juli kommen, glauben derzeit viele Bankvolkswirte. "Die EZB befindet sich in einer schwierigen Lage: Steigende Inflationsraten erfordern aggressivere Zinserhöhungen, aber eine wesentlich schwächere Wirtschaft bedingt ein moderateres Vorgehen", schrieb die Ökonomin Roxane Spitznagel vom US-Vermögensverwalter Vanguard.
Auf Unternehmensseite blieb die Nachrichtenlage am Dienstag ähnlich ruhig wie am Pfingstmontag. Stimmungsgetriebene Branchenbewegungen prägten das Bild, vor allem bei deutschen Tech-Werten gingen die Schwankungen weiter. Die am Vortag angesprungenen Papiere des Online-Modehändlers Zalando (ETR:ZALG) rutschten um 4,8 Prozent ab. Im Chipsektor erwischte es Infineon (ETR:IFXGn) mit einem Abschlag von 2,2 Prozent.
Dem konnte sich Aixtron (ETR:AIXGn) im MDax wegen eines ermutigenden Analystenkommentars entziehen. Die Aktien stemmten sich mit plus 0,7 Prozent gegen die Tech-Schwäche. Die Investmentbank Oddo BHF sieht trotz des bislang starken Kursverlaufs in diesem Jahr noch Potenzial bis 35 Euro. Analyst Martin Marandon-Carlhian lobte, das Unternehmen partizipiere an schnell wachsenden Geschäftsfeldern, deren Dynamik noch am Anfang stehe.
Rheinmetall (ETR:RHMG) gewannen an der MDax-Spitze 2,8 Prozent, abermals beflügelt von den Plänen des Westens, Milliarden in die Verteidigung zu stecken. Das Rekordhoch von 225 Euro aus dem April rückt wieder etwas näher.
Unter den größeren Dax-Verlierern waren auch die 1,2 Prozent tieferen Adidas (ETR:ADSGN) -Aktien, die sich nach den deutlichen Kursverlusten der vergangenen Monate aus dem Stoxx Europe 50 verabschieden müssen. Den Platz im gesamteuropäischen Leitindex nimmt demnächst der Rohstoff- und Bergbaukonzern Glencore (LON:GLEN) ein, dessen Papiere in diesem Jahr eine bislang starke Kursentwicklung zeigten.
Gefragt waren die Papiere von SGL , die im SDax um gut elf Prozent auf das Niveau vom Januar stiegen. Optimistischere Ziele für das Gesamtjahr waren dafür verantwortlich.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,83 Prozent auf 3806,74 Punkte. Schwächer schlossen auch die Leitbörsen in Paris und London. In New York gaben der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial und der technologielastige Nasdaq 100 zwischenzeitlich verbuchte Gewinne zum Börsenschluss in Europa wieder ab.
Der Euro bewegte sich zuletzt um die Marke von 1,07 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0662 (Montag: 1,0726) US-Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,9379 (0,9323) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,21 Prozent am Vortag auf 1,18 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,03 Prozent auf 133,91 Punkte zu. Der Bund-Future gewann zuletzt 0,26 Prozent auf 149,38 Punkte.