Der fallende Ölpreis hat die Finanzen der großen Ölkonzerne ordentlich durcheinandergewirbelt. Shell (DE:RDSa) (WKN: A0D94M) und BP (LON:BP) (WKN: 850517) haben in den letzten Monaten angekündigt, ihre Dividendenzahlungen drastisch zu kürzen.
Zu Beginn des Jahres kostete ein Fass Öl noch mehr als 60 Dollar. Von da aus ging es aber erst mal nur noch bergab, bis der noch nie da gewesene Fall eingetreten ist und Öl im April zu einem negativen Preis den Besitzer wechselte. In dieser kurzen Zeit mussten die Ölkonzerne die Abnehmer des Öls also bezahlen, um das Öl überhaupt loszuwerden! Von diesem kurzen Schock hat sich der Rohstoff aber wieder etwas erholt und wechselt derzeit für 43,05 Dollar (Stand: 01.09.2020) den Besitzer.
Der Ölpreis dreht den Dividendenhahn zu Der gewaltige Preisverfall hat jetzt auch für die Aktionäre der großen Ölkonzerne Konsequenzen. Fast alle Konzerne mussten inzwischen die Dividendenzahlungen deutlich reduzieren und Aktienrückkaufprogramme einstellen. Einige wenige Konzerne wie beispielsweise ExxonMobil (NYSE:XOM) (WKN: 852549) versuchen noch die Schwächephase auszusitzen und beharren auf den hohen Dividendenzahlungen. Das hat aber drastische Konsequenzen für die Bilanz. Exxon musste allein im zweiten Quartal fast 10 Mrd. Dollar an neuen Schulden aufnehmen, um die Investitionen und die Dividende zu finanzieren. Lange wird man das nicht aushalten können.
BP und Shell haben deshalb bereits die Reißleine gezogen. Besonders für Shell ist die Dividendenkürzung eine bittere Pille. Denn seit Jahrzehnten musste die Ausschüttung nicht reduziert werden. BP dagegen hat bereits einige solcher Ereignisse hinter sich. Das letzte Mal musste im Zuge der Deepwater-Horizon-Katastrophe die Dividende gekürzt werden, um das Kapital zusammenzuhalten.
Die aktuelle Situation sieht dagegen ganz anders aus. Der Ölpreis liegt inzwischen seit mehreren Jahren auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau. Durch die COVID-Krise hat die Nachfrage noch dazu enorm nachgelassen, da kaum Flugzeuge in der Luft sind und die Leute generell weniger reisen. Daher gibt es kaum noch Hoffnung, dass der Ölpreis in den nächsten Jahren wieder steigen könnte.
Hohe Verluste im ersten Halbjahr Das hat in den letzten Jahren bereits deutliche Spuren in der Bilanz von BP hinterlassen. Allein im vergangenen Jahr ist der Gewinn um mehr als 50 % gefallen. Zwar wurden nach Steuern immer noch 4,2 Mrd. Dollar verdient. Aber allein die Dividende beträgt etwa 7 Mrd. Dollar.
Zwar konnte BP im letzten Geschäftsjahr einen freien Cashflow von etwa 10 Mrd. Dollar erzielen, womit die Dividende also noch gedeckt war. Aber schon in der ersten Jahreshälfte hat der Cashflow nicht mehr ausgereicht, um die Investitionen zu finanzieren. Deshalb musste ein Teil der notwendigen Investitionen und auch die Dividende über die Aufnahme neuer Schulden finanziert werden.
Bei Shell hat der Cashflow dagegen zumindest noch für die notwendigen Investitionen ausgereicht. Aber nach Abzug der Investitionen ist auch nicht viel mehr übrig geblieben.
Der fallende Ölpreis hat bei beiden Konzernen zudem hohe Abschreibungen notwendig gemacht, die in beiden Fällen zu roten Zahlen geführt haben. Shell hat im bisherigen Jahresverlauf 2,33 Dollar je Aktie verloren. BP hat je Anteilsschein im gleichen Zeitraum 1,75 Dollar verloren.
Da aktuell nicht absehbar ist, dass sich der Ölpreis wieder deutlich erholt, muss wohl davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse der Ölkonzerne auch weiterhin unter Druck bleiben und die Aktienkurse auf niedrigem Niveau bleiben werden.
Dennis Zeipert besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020