Eine Finanzberaterin prangert an und spricht von den schlechtesten Spartipps, von denen sie je gehört hat. Ist das unberechtigt? Ich glaube nicht. Seitdem ich von dem Tipp gelesen habe, doch besser mit keinem Geld auf der Hand abzuleben und direkt zu konsumieren, glaube ich: Gut und schlecht sind nicht nur relativ. Nein, sondern leider teilweise quantifizierbar.
Aber schauen wir an, welche Spartipps die Finanzberaterin konkret anprangert, die ihrer Ansicht nach die schlechtesten seien. Ich glaube, dass daran definitiv ein Stück Wahrheit ist. Vor allem, wenn man sie militant vertritt.
Der schlechteste Spartipp: Mit hohem Aufwand starten Vielleicht zunächst der Kontext: Es handelt sich um einen Artikel im Business Insider, der für die hiesigen Zwecke aus dem US-amerikanischen Raum übersetzt worden ist. Im Endeffekt sind die Kerninhalte jedoch problemlos auf unsere Verhältnisse abstrahierbar.
Der erste schlechteste Spartipp, von dem die Planerin spricht, ist der Aufwand, mit dem viele meinen, starten zu müssen. Um die Ausgaben zu kennen, solle man idealerweise zunächst ein Jahr lang ein Haushaltsbuch führen, heißt es. Und daraufhin die Ausgaben ordnen, einsehen und aufgrund der Erkenntnisse Sparpotenziale definieren.
Ganz ehrlich: Da bin ich bei der Finanzplanerin. Ein Jahr vor dem effektiven Sparen ein Buch zu führen ist wirklich eine Menge Aufwand. Vor allem im Nachhinein diese Daten auszuwerten stellt selbst Profis vor Probleme. Man verliert außerdem Zeit und Sparpotenziale.
Insofern ist das einer der schlechtesten Spartipps, die man bekommen kann. Besser sind gerade für den Anfang einfachere, offensichtlichere Dinge. Es ist auch hierbei schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Klein anzufangen und mit einfachen Basis-Tricks die Motivation zu erhöhen, kann hingegen der bessere Ansatz sein, als direkt mit mit einer Haushaltsbuch-Kanone die Anfänge einzuweihen.
Der frühe Ruhestand um jeden Preis Der zweite Spartipp, den die Finanzplanerin anprangert, ist das Umdrehen eines jeden Cents für das Alter. Sie adressiert damit die FIRE-Bewegung und Frugalisten nur indirekt. Spricht jedoch auch davon, dass das Weglegen allen Geldes für den Ruhestand nur Teil des Prozesses sein sollte. Obwohl auch ihr Vorsorge wichtig ist.
Im Endeffekt können wir auch hier sagen: Sie trifft den Kern. Altersvorsorge ist wichtig. Aber auch das Leben im Hier und Jetzt. Beziehungsweise auch die Basis, die man sich für das Alter schafft. Jeden Cent dreimal umzudrehen, ehe man ihn ausgibt, um konsequent die Kostenbasis zu reduzieren, das dürfte langfristig zu einem Leben mit Verzicht führen.
Häufig ist der Preis zu hoch, wenn man alles für den Ruhestand gibt und nicht mehr im Hier und Jetzt lebt. Insofern bin ich überzeugt: Ihre Meinung ist auch hier richtig. Man sollte auch Priorität auf die Gegenwart legen. Und nicht nur sparen, bis es wehtut.
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