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Sind wir wieder bei 2000 & 2008? Was diesmal anders ist

Veröffentlicht am 10.02.2022, 08:25
Aktualisiert 10.02.2022, 08:36
Sind wir wieder bei 2000 & 2008? Was diesmal anders ist

Leute wie Jeremy Grantham, welche schwarz sehen für die nahe Zukunft von Wirtschaft und Börse, vergleichen die aktuelle Situation gern mit früheren Hype- und Crash-Phasen. Vor allem 2000 und 2008 dürfte vielen Anlegern noch lebhaft in Erinnerung sein. Und absurde Entwicklungen rund um Meme-Stocks, NFTs und Elektroauto-Aktien legen tatsächlich den Schluss nahe, dass das Ende nah sein könnte. Das Ende der Rationalität, welches oft den Anfang des Niedergangs einleitet.

Gleichzeitig erscheinen alle Anlageklassen schon seit längerer Zeit teuer, egal ob Aktienindizes, Staatsanleihen oder Immobilien. Über die letzten Quartale haben selbst Transport- und Rohstoffpreise merklich angezogen. Und die dadurch angefeuerte Inflation erzwingt vielerorts Leitzinserhöhungen. Wobei die meisten Zentralbanken sich gegen entschiedenere Schritte zur Eindämmung der Inflation wehren und somit möglicherweise das drohende Problem noch vergrößern.

Ist der große Crash nun also unausweichlich? Sollten wir unser Geld aus Aktien abziehen? Nun, das wäre vielleicht etwas vorschnell. Schließlich ist diesmal tatsächlich einiges anders als 2000 und 2008.

Reichliches Kapital Als die Dot-com-Bubble 2001 platzte, herrschte blanke Zukunftsangst. Viele Softwareentwickler und Multimediaspezialisten, die 1999 noch mit Handkuss direkt von der Uni angeheuert wurden, standen plötzlich auf der Straße. Unzähligen Unternehmen ging das Geld aus und niemand stand bereit, um ihnen auf die Beine zu helfen. Das investierte Geld war futsch und die Wirtschaft benötigte Jahre, um wieder in Gang zu kommen.

Heute sind die meisten Unternehmen mit billigem Kapital vollgepumpt bis zur Halskrause. Konzerne nutzten die Nullzinsen der letzten Jahren, um sich per Anleihen fast kostenloses Geld zu besorgen. Technologieunternehmen konnten den Hype von 2020 und Anfang 2021 für massive Eigenkapitalerhöhungen nutzen. Und viele Highflyer sammelten per SPAC-Fusion dreistellige Millionenbeträge ein.

Das bedeutet für mich, dass heute ein Großteil der Unternehmen in der Lage sein wird, auf Veränderungen im makroökonomischen Umfeld zu reagieren. Vielleicht müssen sie ihre Expansionspläne ein bisschen bremsen und stattdessen an der Kostenschraube drehen. Aber sie werden nicht aus dem Markt gefegt werden wie ihre „Vorfahren“ der Generation Dot-com.

Im besten Fall werden sie ein Ausschütteln von Markt und Wirtschaft sogar für sich nutzen können, indem sie erstklassige Technologien zum Discountpreis einsammeln.

Wiederkehrende Umsätze und digitale Ökosysteme Einen wichtigen Faktor stellt meiner Meinung nach auch die Umstellung der Geschäftsmodelle dar. Früher gab es noch haufenweise so genannte Zykliker, also Unternehmen, die in wirtschaftlichen Expansionsphasen aufblühen und bei Stagnation vergilben.

Seit der Finanzkrise hat jedoch ein großer Teil der Unternehmen viel investiert, um die Geldzuflüsse verlässlicher zu gestalten. Wiederkehrende Umsätze, Abonnements und „as-a-service“ heißen die Stichworte. Immer seltener verkaufen Unternehmen „nackte“ Produkte zum vollen Preis. Stattdessen gehören etwa digitale Plattformen und Wartungsverträge dazu, für die monatliche Entgelte über die Nutzungszeit hinweg anfallen.

Hinzu kommt die Schaffung von Ökosystemen, welche Kunden einerseits nie zuvor gesehene Individualisierungsmöglichkeiten bieten. Andererseits erhöht dies die Wechselkosten. Wer z. B. jahrelang in die Optimierung und Verknüpfung seiner IT-Landschaft investiert hat, der muss einen sehr guten Grund haben, um diese aufzugeben und den Zahlungsfluss zu stoppen. Das eliminiert eine Menge zyklisches Risiko.

Dringende Investitionen Nach dem Platzen der Dot-com-Blase wurde Deutschland der „kranke Mann Europas“ geschimpft. Und nach der Finanzkrise standen die PIGS-Länder Südeuropas dermaßen mit dem Rücken zur Wand, dass Rufe laut wurden, sie „aus der EU zu werfen“.

In beiden Fällen waren nur die wenigsten Ökonomen optimistisch für die Zukunft. „Woher soll jetzt noch ausreichend Wachstum kommen?“, fragten sich viele. Fatalismus machte sich breit. Und tatsächlich war es damals nicht so leicht, konkrete Gründe dafür zu finden, warum es wieder aufwärts gehen würde. Die schiere Kraft der digitalen Transformation, welche die Tech-Giganten hervorgebracht hat, konnte man wohl weder 2001 noch 2009 absehen.

Heute hingegen gibt es unzählige Gründe, um selbst unter schwierigen Umständen mit langfristigem Wachstum zu rechnen. Mehrstellige Milliardeninvestitionen müssen in erneuerbare Energien, Ladenetze, die Wasserstoffwirtschaft, das Wassermanagement, den Umbau von Verkehr und Landwirtschaft und vieles mehr erfolgen. All das wird nicht stoppen, sondern eher noch an Kraft gewinnen, falls andere Wirtschaftssektoren schwächeln.

Angst ist ein schlechter Ratgeber Wer nach 2002 oder 2009 Angst hatte und sich von der Börse fernhielt, der verpasste herausragende Gelegenheiten zur Vermögensbildung. Bisher wurde noch jede Wirtschaftskrise überwunden. Und diejenige, die jetzt von einigen herbeigeredet wird, fällt womöglich deutlich kleiner aus, sollte sie denn kommen.

Wer Aktien von Unternehmen besitzt, die verlässliche Cashflows generieren, gut kapitalisiert sind und zumindest an einem der langfristigen Investitionstrends partizipieren, der muss sich kaum Sorgen machen.

Mit den zuletzt zurückgekommenen Kursen hat sich das Chance-Risiko-Verhältnis erheblich verbessert und es wäre schade, die Gelegenheit verstreichen zu lassen, jetzt einige Top-Aktien einzusammeln.

Motley Fool Deutschland 2022

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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