Einen eigenen ETF bauen: Ist das überhaupt möglich? Ja, neuerdings schon. Es gibt scheinbar erste Anbieter, die dich als Investor deinen eigenen Passivfonds bauen lassen. Ohne Zweifel ein spannender Weg, der jedoch etwas Aktionismus fordert.
Aber genau das ist der springende Punkt: Ist es lukrativ, einen eigenen ETF zu bauen? Oder sollte man als Foolisher Investor vielleicht doch besser Vorsicht walten lassen? Oder zumindest skeptisch sein, was Chance und Nutzen angeht? Interessante Fragen, denen wir uns heute einmal stellen wollen. Es gibt für mich ein Für und ein Wider. Die Antwort auf die Frage liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen.
Einen eigenen ETF bauen: Hier wäre ich vorsichtig! Einen eigenen ETF zu bauen ist für mich aus zwei Gründen schwierig: Zum einen geht man mit einem solchen Vehikel dazu über, doch ein aktiver Investor zu sein. Im Kern ist es einfach bloß die Möglichkeit, aktiv ein Portfolio aufzubauen. Nur unter einem passiven Deckmantel. Research, Analysen und alles, was „deinen Index“ erfolgreich macht, musst du definitiv betreiben. Insofern ist es eigentlich nicht passiv, sondern ziemlich aktiv.
Zudem darf man nicht vergessen: Wer vom Markt abweicht, riskiert eine Underperformance. Im Kern handelt es sich daher um eine Vermischung eines passiven und aktiven Ansatzes, der nicht nur mehr Zeit fressen könnte. Nein, sondern auch Rendite kostet, wenn man falsche Entscheidungen trifft. Das gilt es definitiv zu bedenken.
Der kreative Nutzen, einen ETF selbst zu bauen, kann daher mit Risiken, Zeit, Aufwand und einer Underperformance einhergehen. Außerdem passt für mich die aktive Komponente kaum überein mit dem passiven Ansatz. Es könnte trotzdem ein, zwei Gründe geben, wann ein solches Tool doch sinnvoll erscheint.
Für mich die Ausnahmen! Vielleicht bist du ein Stock-Picker und dir fehlt das nötige Geld, dir ein größeres Portfolio mit 20 oder 30 verschiedenen Einzelaktien aufzubauen. Wenn dem so ist, könntest du dir natürlich selbst einen ETF bauen und über dieses Vehikel bereits mit geringeren Einsätzen investieren. Wobei hier gilt: Die aktive Komponente bleibt gewürdigt, es ist nicht passiv.
Eine zweite Möglichkeit ist vielleicht außerdem: Man bleibt bei einem kostengünstigen Indexfonds, wenn man sich selbst einen ETF bauen möchte. Aber: Man gewichtet gerade mit Blick auf den S&P 500 oder auch Welt-Indizes die Schwergewichte anders. Vielleicht etwas weniger und optimiert deshalb für sich ein bisschen. Doch auch hier gilt es natürlich, Nutzen und Risiko zu bedenken.
Wenn man das beherzigt, kann es sinnvoll sein, einen ETF selbst zu bauen. Trotzdem gilt in der Quintessenz: Dadurch begibt man sich als passiver Investor auf einen ziemlich aktiven Boden. Wer damit leben kann, kann sich ja einfach mal ausprobieren, ob man ein besseres Konstrukt schaffen kann, als der breite Markt es hergibt.
Der Artikel Solltest du dir deinen eigenen ETF bauen? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2021