von Geoffrey Smith
Investing.com - Italiens Achillesferse bereitet seinem Aktienmarkt wieder Kummer.
Der italienische Leitindex FTSE MIB ist im letzten Monat der große Nachzügler in Europa gewesen und sein Rückstand nimmt zu, als der wirtschaftliche Abschwung die Koalitionsregierung aus Populisten in Rom auf Konfrontationskurs mit den Haushaltswächtern der Europäischen Union bringt.
Das Problem kochte am Dienstag erneut hoch, nachdem Premierminister Matteo Salvini gedroht hatte, notfalls die Ausgaben zu erhöhen und offen die EU-Regeln für Defizite und Schuldenobergrenzen zu brechen, um das Wachstum zu stützen und einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern.
"Bis wir bei 5% Arbeitslosigkeit angelangt sind, werden wir soviel Geld ausgeben, wie wir sollten und wenn jemand in Brüssel sich beschwert, dann wird das nicht unsere Sorge sein," gab Reuters Salvini wieder.
Die Kommentare schickten die Rendite von italienischen Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit auf ihr höchstes Niveau in zwei Monaten, womit sich der Zinsaufschlag gegenüber den deutschen Bundesanleihen auf 283 Basispunkte ausgeweitet hat, dem höchsten Niveau in drei Monaten. Das erhöht letzten Ende die Kapitalkosten und schadet der Rentabilität aller italienischen Unternehmen, vor allem den Banken.
Der MIB konnte sich bis heute Morgen noch nicht von Salvinis Bemerkungen erholen und lag um 0,7% im Minus, womit er der am schlechtesten laufende Index auf dem Kontinent ist. Bezeichnenderweise zählen die zwei größten Banken Italiens, Unicredit (MI:CRDI) und Intesa Sanpaolo (MI:ISP), beide zu den größten Verlustbringern im Index, als sie um 10:00 MEZ um 1,9% bzw. 1,6% tiefer standen.
Der Benchmark Euro Stoxx 600 ist um 1,4 Punkte oder 0,4% auf 374,98 gesunken. Der britische FTSE 100 lag um 0,1% tiefer und der deutsche DAX hat 0,4% eingebüßt.
Im letzten Monat hat der MIB 5,4% verloren, verglichen mit einem Rückgang von lediglich 3,7% beim Stoxx 600 und 1,4% beim Dax.
Italien und die EU hatten zum Jahreswechsel einen unsicheren Waffenstillstand geschlossen, als Brüssel eine Budgetvorlage aus Rom durchwinkte, obwohl diese auf einigen heroischen Wachstumsannahmen fußte. Allerdings strich die Europäische Kommission ihre Wachstumsschätzung für 2019 auf nur noch 0,1% zusammen, als sie ihre Wirtschaftsprognosen in der letzten Woche aktualisierte. Es scheint, als werde das Haushaltsdefizit jetzt viel höher auf 2,5% des BIPs liegen und im kommenden Jahr auf 3,5% steigen, ein Niveau, das die meisten Volkswirte als auf Dauer unhaltbar ansehen.
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