Von Geoffrey Smith
Investing.com - Bloße Modeerscheinung oder nachhaltiger Trend? Die Anleger am Aktienmarkt scheinen nach der jahrelangen Ebbe endlich wieder Gefallen an europäischen Bank-Aktien zu finden.
Der Sektor marschierte am Donnerstag nordwärts. Grund dafür waren die robusten Ergebnisse und die Aussicht auf höhere Renditen von Bankhäusern wie der italienischen Unicredit (MI:CRDI) und der französischen Societe Generale (PA:SOGN). Auch die unerwartet guten Quartalsergebnisse des skandinavischen Giganten Nordea Bank (HE:{8922|NDAFI}}} und der auf Osteuropa spezialisierten Raiffeisen Bank International (VIE:{602|RBIV}}) haben gezeigt, dass es nach dem miserablen Jahr 2019 nur noch besser werden kann.
Der Stoxx 600 Banken-Index stieg um 1,8% und outperformte damit deutlich den marktbreiteren Stoxx 600, der auf einem neuen Allzeithoch eröffnete, weil China seine Zölle auf US-Waren gesenkt hatte. Der britische FTSE 100 stieg um 0,2% und der deutsche DAX um 0,6%.
Die Unicredit-Aktie (MI:CRDI) gewann 5,7%, während Nordea um 5,2% und Raiffeisen um 3,9% zulegten. Einzig die niederländische ING (AS:INGA), deren Quartalsergebnisse durch einen starken Anstieg der Rückstellungen für uneinbringliche Forderungen beeinträchtigt wurden, schnitt deutlich schlechter ab. Italiens Banken sind in letzter Zeit besonders gut gelaufen, da die Risikoprämie der italienischen Staatsanleihen auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2018 gesunken ist.
Die Unicredit (MI:CRDI), die größte Bank Italiens gemessen an den Vermögenswerten, überzeugte die Anleger mit ihren Quartalsergebnissen. Die Bank erreichte 2019 alle ihre wichtigsten Ziele - von den Betriebskosten und notleidenden Krediten bis hin zu den Umsätzen. Sie hat ihre Dividende auf 63 Cent pro Aktie mehr als verdoppelt, wie am Kapitalmarkttag im Dezember angekündigt, und deutete sowohl in diesem als auch in den beiden nächsten Jahren stark auf zusätzliche Ausschüttungen an die Aktionäre durch Rückkäufe hin.
Die Kriegskasse der Bank wird durch einen weiteren Verkauf ihrer Beteiligung an die türkische Yapi Kredi von 32% auf 20% sowie durch den Abbau eines Immobilienportfolios, das 4.000 Objekte in ganz Europa umfasst, vergrößert werden.
"Wir bevorzugen Aktienrückkäufe gegenüber Fusionen und Übernahmen an jedem Tag der Woche", sagte Jean-Pierre Mustier, der Vorstandsvorsitzende, bei einem Analysten-Call und dämpfte damit nach wie vor bestehende Spekulationen, dass er insgeheim die Übernahme seines früheren Arbeitgebers Societe Generale (PA:SOGN) anstrebt.
Die Quartalsergebnisse der SocGen waren weniger beeindruckend. Der Nettogewinn lag unter den Erwartungen für das Schlussquartal, aber auch die französische Großbank versprach Verbesserungen im Jahr 2020, da die Kostensenkungsmaßnahmen greifen. Darüber hinaus kündigte SocGen für die Zukunft höhere Renditen für ihre Aktionäre an und peilt eine Ausschüttungsquote von 50% des Nettogewinns an, was auch ein umfangreiches Rückkaufprogramm beinhalten könnte.
Der andere Outperformer am Vormittag war die Deutsche Bank (DE:DBKGn. Die Aktien schnellten um mehr als 4,5% in die Höhe und markierten ein neues Dreimonatshoch. Die Capital Group gab bekannt, dass sie eine Beteiligung von 3,1% an dem deutschen Bankhaus erworben habe. Die Nachricht belegt, dass der 30-prozentige Kursanstieg der angeschlagenen Aktien der Deutschen Bank nicht allein auf zufriedene Leerverkäufer zurückzuführen ist, die ein in den letzten Jahren hochprofitablen Trade geschlossen haben.