von Peter Nurse
Investing.com - Europäische Aktien wurden am Dienstag ausverkauft, nachdem sie trotz Gerüchten von neuen Hilfsprogrammen in der Region Schwierigkeiten hatten, ihre starke Verfassung vom Montag aufrechtzuerhalten.
Um 10:25 MEZ stand der DAX um 0,5% tiefer, der französische CAC 40 fiel um 0,8%, während der britische FTSE Index um 0,4% im Minus lag. Der gesamteuropäische Index Stoxx 600 fiel um 0,7%.
Am Montagabend schlugen Frankreich und Deutschland einen Hilfsfonds im Umfang von 500 Milliarden Euro vor, der den von der Pandemie am stärksten betroffenen Regionen und Sektoren der Europäischen Union Zuschüsse gewähren soll.
Dies stellt eine bedeutende Positionsverschiebung durch Deutschland, dem Wirtschaftsmotor der Region, dar, das zuvor die Idee gemeinsamer Schulden der Länder abgelehnt hatte.
Der Vorschlag muss jedoch allen EU-Staaten vorgelegt werden, und die Aufteilung der Schulden als Idee hat sich in der Vergangenheit als schwierig erwiesen. Selbst wenn er verabschiedet wird, gibt es Zweifel an der Größe des Fonds und wie schnell die Gelder ausgegeben werden. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire sagte am Dienstag, der Fonds werde frühestens 2021 verfügbar sein.
Am Montag gab es starke Zuwächse, als der Stoxx 600 seine beste Entwicklung seit Ende März hinlegte, die von einer Mitteilung des US-amerikanischen Arzneimittelhersteller Moderna (NASDAQ:MRNA) ausgelöst wurden, der angedeutet hatte, dass sein Impfstoff mit „hoher Wahrscheinlichkeit" vor dem Coronavirus schützt. Dies hatte die Hoffnungen gestärkt, dass ein Impfstoff eher früher als später gefunden werden könnte, was die Erwartungen für eine schnellere wirtschaftliche Erholung stärkte.
Die aktuellen Konjunkturnachrichten sind jedoch weiter finster. Die Pkw-Zulassungen in Italien und Großbritannien gingen im April um 98% zurück, während die Rückgänge in Frankreich und Deutschland nur etwas wenig weniger stark gefallen sind.
Daten aus Großbritannien zeigten heute, dass Anzahl der Menschen, die im Arbeitslosengeld beantragt haben, im April auf das höchste Niveau seit 1996 hochgeschossen ist, dem ersten vollen Monat im Coronvirus-Lockdown. Die Zahl der Antragsteller stieg um 856.500 oder 69% - der größte monatliche Sprung aller Zeiten - auf 2,097 Millionen.
Der deutsche ZEW-Vertrauensindikator kommt heute ebenfalls heraus. Die Erwartungskomponente dieses Index zeigte im April eine starke Erholung und sollte sich weiter verbessern. Entscheidend wird jedoch sein, um wie stark sich die Einschätzung der aktuellen Bedingungen verbessert, als Deutschland in diesem Monat die Sperrmaßnahmen teilweise aufhebt.
In den Unternehmensnachrichten stieg die Aktie von Julius Bär (SIX:BAER) um über 5%, nachdem die Schweizer Privatbank in den ersten vier Monaten des Jahres 2020 einen Anstieg der Bruttomargen um 16% verzeichnet hatte, obwohl die Turbulenzen wegen des Coronavirus das verwaltete Vermögen belastet hatte.
Auf der anderen Seite fiel die Aktie der Compass Group (LON:CPG) um 3%, nachdem der weltweit größte Caterer am Dienstag eine Aktienemission in Höhe von 2 Milliarden Pfund (2,44 Milliarden US-Dollar) gestartet hatte, um seine Liquidität zu sichern, als die Coronavirus-Krise weiterhin viele der Büros und Schulen geschlossen hält, in denen es seine Gastronomiedienste anbietet.
Remy Cointreau (PA:RCOP) fiel um über 5%, nachdem Goldman Sachs (NYSE:GS) seine Empfehlung für die Aktie herabgestuft hatte.
An den Rohölmärkten gingen die Gewinne weiter, als die Produzenten das Angebot reduzierten und Nachfrage im Zuge der Wiedereröffnung der Volkswirtschaften wieder zunimmt.
Um 10:25 MEZ wurden US-Rohölfutures zum Juni um 0,4% höher zu 31,79 USD gehandelt, während der internationale Benchmark Brent um 0,4% auf 34,95 USD stieg.
Ansonsten stiegen US-Gold-Futures um 0,1% auf 1.735,85 USD die Feinunze, während der EUR/USD Kurs zu 1,0850 mit einem Tagesplus von 0,2% gehandelt wurde.
Hinweis: Hier geht es zur Seite mit den Futures-Kursen, hier zum DAX-Chart, hier zur technischen DAX-Übersichtsseite und hier zu den DAX-Einzelwerten. Die wichtigsten Wirtschaftsereignisse des Tages finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.