Den Begriff „Unicorn“ kennen wohl viele aus der Berichterstattung der Wirtschaftspresse. Dabei handelt es sich um Start-ups, die in Finanzierungsrunden eine Firmenbewertung von über 1 Mrd. US-Dollar erzielen konnten. Ein Decacorn ist tatsächlich noch seltener, schließlich liegt die magische Grenze für die Bewertung bei 10 Mrd. US-Dollar. Und tatsächlich gibt es mit Celonis ein deutsches Tech-Start-up, das im Sommer ebenfalls eine solche Bewertung erzielen konnte.
Celonis entwickelt Software, die es ermöglicht, sogenanntes Process Mining zu betreiben. Dabei werden Geschäftsprozesse digital abgebildet und auf verborgenes Prozesswissen analysiert. So können Kunden einzelne Prozesse zielgerichtet durchleuchten. Die Firmen sind dadurch in der Lage, Fehlerquellen und Ineffizienzen in ihren Abläufen zu identifizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Die Partnerschaft zwischen Celonis und ServiceNow An dieser Stelle tritt ServiceNow (WKN: A1JX4P) auf den Plan. Das Unternehmen bietet die Technologie, um die Prozesse in Workflows abzubilden. Ein wesentlicher Vorteil dieser Lösungen ist die Möglichkeit, über Systemgrenzen hinweg mit einer zentralen Plattform arbeiten zu können. Zudem sind mit der grafischen Oberfläche keine übermäßigen Programmierkenntnisse notwendig. Die Standardlösungen decken dabei die Anforderungen von immer mehr Abteilungen und Branchen ab und können individuell erweitert werden.
Die Angebote von Celonis und ServiceNow ergänzen sich außerordentlich gut. Daher macht die neu geschlossene Partnerschaft auch für die Kundschaft Sinn, da sie durch die Kombination den kompletten Werkzeugkasten für die Automatisierung ihrer Prozesse erhalten. Die gemeinsamen Lösungen sollen in der ersten Hälfte des Jahres 2022 verfügbar sein. Darüber hinaus möchten die beiden Spezialisten bei Entwicklung, Marketing und Vertrieb eng zusammenarbeiten.
Als kleines Highlight kann man auch noch die geplante Beteiligung von ServiceNow an Celonis ansehen. Ich finde, dass sich die Produkte der beiden Unternehmen außerordentlich gut ergänzen. Der Markt für Hyperautomatisierungs-Software soll laut den Analysten von Gartner (NYSE:IT) bis 2025 auf fast 860 Mrd. US-Dollar wachsen. Beide Firmen sind für sich in einer guten Position, um von dem zunehmenden Bedarf zur Digitalisierung von allen Unternehmen zu profitieren und große Marktanteile zu gewinnen.
Der Burggraben wächst Mit der jüngsten Kooperation stärkt ServiceNow seinen Burggraben. Der Tech-Konzern zählt 80 % der Fortune-500-Unternehmen zu seinen 6.900 globalen Unternehmenskunden. Je tiefer ServiceNow in die Prozesse dieser Unternehmen integriert wird, umso schwieriger wird es für die Konkurrenz. Auch wenn die Partnerschaft mit Celonis nicht exklusiv ist, so hat sich der amerikanische Konzern um SAPs Ex-CEO Bill McDermott doch einen wichtigen Baustein für mehr Exklusivität gesichert.
Bis 2026 möchte ServiceNow seinen Umsatz gegenüber 2020 mehr als verdreifachen. Mit einer erwarteten Free Cashflow-Rendite von 1,5 % für das Geschäftsjahr 2021 ist die Bewertung auch nicht wirklich günstig. Durch das starke Wachstum relativiert sich das etwas. Bis 2026 scheint ein Free-Cashflow von ca. 5 Mrd. US-Dollar realistisch. Das entspricht einer Free-Cashflow-Rendite von 4,2 % bezogen auf den heutigen Unternehmenswert.
Damit ist die ServiceNow-Aktie für mich aktuell eine Halteposition. Bei Kursrückgängen würde ich allerdings zukaufen.
Der Artikel Tech-Star ServiceNow + deutsches Decacorn = Kursexplosion? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Florian besitzt Aktien von ServiceNow. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von ServiceNow.
Motley Fool Deutschland 2021