Tinkoff (WKN: A1W62V) ist mit 12 Mio. Kunden die größte Onlinebank in Russland. Nach dem Vorbild von Tencent (TG:NNND) (WKN: A1138D) mit WeChat strebt man eine Super-App an. Diese soll umfangreiche Funktionalitäten zu Finanzen, Reisen oder Freizeitaktivitäten für die User in einer App vereinen. Schon heute ist man durch die moderne Form der Finanzgeschäfte die Nummer drei im russischen Markt. Mit dem Angebot Vivid möchte man jetzt auch im Ausland punkten.
Jan Beckers, der mit dem BIT Global Leaders (WKN: A2QDRV) als Experte für Disruption gilt, ist von dem Fintech überzeugt: „Tinkoff ist eine sehr gut aufgestellte Digitalbank. Das Unternehmen ist digitaler Marktführer in Russland und zeigt seit über zehn Jahren kontinuierliches Wachstum und Profitabilität.“
Wechsle ich selbst von Revolut zu Vivid? Eine gute Methode, um eine Aktie zu bewerten, ist folgende Überlegung: „Möchte ich selbst Kunde von dem Unternehmen werden?“ Einen Großteil meiner Bankgeschäfte wickle ich mit Revolut ab. Trade Republic verwende ich für den Kauf von Einzelaktien und ETFs. Liefert mir Vivid einen Vorteil gegenüber den beiden Lösungen?
Ich habe mich für Revolut entschieden, da man das Konto mit der Kreditkarte aufladen kann. Dadurch ist es möglich, mit normalen Überweisungen und Lastschriften Meilen zu sammeln. Hier kommt das große Versprechen von Vivid ins Spiel, für tägliche Ausgaben einen Cashback in Form von Aktienprämien zu gewähren. Diese Deals sind nach meiner Recherche allerdings an das Werben von neuen Kunden gebunden. Der dauerhafte Zugang zu diesen Vergünstigungen ist damit mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden.
Ansonsten bietet das Konto noch den Vorteil von Vivid Pockets, wodurch man mehrere getrennte Konten mit eigenen Kontonummern eröffnen kann. Diese kann man mit Familienmitgliedern und Freunden teilen und gemeinsam über das Geld verfügen. Eine nette Funktion, die allerdings für mich nicht den Aufwand eines Kontenwechsels rechtfertigt.
Und wie sieht es beim Depot aus? Bei Trade Republic kann ich zahlreiche Aktien und ETFs im Sparplan ohne zusätzliche Kosten besparen. Für den Kauf und Verkauf fallen ansonsten Gebühren in Höhe von einem Euro an. Die Spreads orientieren sich während der Öffnungszeiten an der Referenz-Börse XETRA an deren Differenz zwischen An- und Verkaufskursen. Ausländische Aktien sollten möglichst liquide bei geöffneten heimischen Börsen gehandelt werden.
Das Anlageuniversum ist bei Vivid wesentlich kleiner. Hier können nur über 1.000 Aktien und ETFs gehandelt werden. Zum Vergleich, bei Trade Republic stehen 7.500 Papiere zur Auswahl. Es gibt keine Sparpläne, dafür kann man allerdings in Bruchstücke investieren und damit schon mit kleineren Beträgen handeln. Allerdings wird man dadurch nicht Eigentümer der Aktie, sondern erwirbt ein Derivat. Eine richtige Alternative stellt das Angebot für mich nicht dar.
Mir fehlt bei den Angeboten von Vivid der große Vorteil gegenüber den westlichen Konkurrenten. Die internationale Expansion erachte ich daher als schwierig und erwarte keine Explosion der Umsätze in diesem Bereich. Für weiteres Wachstum wird es für Tinkoff auf das Kerngeschäft in Russland ankommen, welches ich mir noch einmal gesondert ansehen werde.
Florian Hainzl besitzt Aktien von Tencent. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tencent Holdings (F:NNND).
Motley Fool Deutschland 2021