Investing.com - Die Futures auf die großen US-Börsenindizes sind am Montag in Folge stark steigender Kurzfristzinsen ins Trudeln geraten. Parallel dazu warten die Marktteilnehmer auf die lang erwartete Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) im Laufe dieser Woche.
Der Future auf den Dow Jones Industrial Average verlor 600 Punkte bzw. 2 Prozent, während die Futures auf den Nasdaq 100 und den S&P 500 um 3,5 Prozent bzw. 2,7 Prozent fielen. Die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihe kletterte dagegen um 15 Basispunkte auf 3,2 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 15 Jahren.
Der Einbruch der US-Terminkontrakte folgt auf starke Verluste bei den wichtigsten US-Börsenindizes in der vergangenen Woche: Der Dow Jones und der S&P 500 gaben um 4,6 Prozent bzw. 5,1 Prozent nach, der Nasdaq Composite sogar um 5,6 Prozent.
Die Verluste vergrößerten sich am Freitag nach den neusten Inflationsdaten, die unter den Investoren neue Zins- und Rezessionsängste auslösten und den Dow, S&P 500 und Nasdaq um 2,7 Prozent, 2,9 Prozent bzw. 3,5 Prozent nach unten drückten.
Der Verbraucherpreisindex, also die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen der Verbraucher, stieg im Mai um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und damit so stark wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Der Kernverbraucherpreisindex, bei dem die volatilen Komponenten Energie und Lebensmittel ausgeklammert werden, erhöhte sich auf 6 Prozent.
Auf die Anlegerstimmung drückte außerdem der Index für die Verbraucherstimmung der Universität Michigan, der mit 50,2 Punkten einen neuen Tiefstand erreichte.
Das sagen die Top-Strategen der Wall Street zu den Aussichten für US-Aktien.
Tavis McCourt von Raymond James (NYSE:RJF): "Die Abwärtsbewegung am Aktienmarkt kam für uns angesichts der unangenehmen Inflationsdaten nicht wirklich überraschend, aber die Entwicklung der Renditekurve war alarmierend... Wir sind der Meinung, dass die Reaktion der globalen Zentralbanken auf die Inflation eine erhebliche Verlangsamung des nominalen Wachstums im Jahr 2023 nahezu garantiert, die wahrscheinlich auch ohne einen Anstieg der Zinsen über den neutralen Bereich hinaus eintreten würde, sondern lediglich das Ergebnis einer Normalisierung der Sparquoten wäre."
Michael Wilson von Morgan Stanley (NYSE:MS): "Die Aktienbewertungen haben in diesem Jahr stark korrigiert, aber das ist alles auf eine höhere Inflation und eine restriktivere Fed zurückzuführen. Umgekehrt spiegelt die Aktienrisikoprämie nicht die Risiken für das Wachstum wider, die aufgrund des Margendrucks und der schwächeren Nachfrage zunehmen, weil sich die Verbraucher zurückhalten."
Jan Hatzius von Goldman Sachs (NYSE:GS): "Das FOMC wird auf der Juni-Sitzung wahrscheinlich auf die höheren Inflationsdaten und den Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen mit einer konsequent hawkishen Botschaft reagieren, zusätzlich zu der Zinserhöhung um 50 Basispunkte, die geplant ist. Dies sollte in dem Statement, den Wirtschaftsprojektionen und den Dots klar zum Ausdruck kommen... Obwohl eine künftige Anhebung um 75 Basispunkte möglich ist, zieht es der Offenmarktausschuss offenbar vor, die Straffung aggressiver in Form weiterer Anhebungen um 50 Basispunkte vorzunehmen. Mit dieser Strategie konnten die finanziellen Bedingungen bisher schnell und energisch gestrafft werden, deshalb gehen wir davon aus, dass der Ausschuss vorerst bei dieser Strategie bleibt."