Investing.com - Die Wall Street holte über den Abend ihre anfänglichen Verluste beinahe wieder auf. Nachdem Dow, S&P 500 und Nasdaq im Tief um mehr als 1 Prozent gefallen waren, haben sie den Freitag mit einem leichten Minus beendet.
Der Dow Jones ging mit einem Minus von 0,34 Prozent auf 26.287 Punkten aus dem Handel, nachdem er zur Wochenmitte mit 25.440 Punkten auf den tiefsten Stand gefallen war. Der marktbreitere S&P 500 gab am Freitag zwar um 0,64 Prozent nach. Die Technologiebörse verlor am letzten Tag der laufenden Handelswoche 1,02 Prozent auf 7.646 Punkte. Alle drei Indizes grenzten ihre Wochenverluste deutlich ein und hinterließen lange untere Schatten in ihren jeweiligen Charts - ein Zeichen dafür, dass die Bullen noch nicht bereit sind, das Handtuch zu werfen.
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In der Nacht von Donnerstag auf Freitag berichtete Bloomberg, wonach die USA eine Entscheidung über Lizenzen für US-Firmen zur Wiederaufnahme des Geschäfts mit dem chinesischen Telekommunikations-Giganten Huawei zurückhalten. Die Nachrichtenagentur berief sich dabei auf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Als die Meldung über den Ticker lief, gerieten Chip-Aktien wie Skyworks, Microchip (NASDAQ:MCHP) und Micron (NASDAQ:MU) unter Druck.
Am Freitagnachmittag goss US-Präsident Donald Trump dann noch Öl ins Feuer und sagte, dass die USA noch nicht bereit seien, einen Deal mit China zu machen. "China will einen (Deal) machen, aber ich mache noch nichts", sagte Trump. China habe die USA 25 Jahre ausgeraubt, so der Präsident. "Ich bin einfach noch nicht bereit."
Trump sagte außerdem, die USA werden keine Geschäfte mit Huawei machen. In der Folge rutschten Dow, S&P und Nasdaq deutlich ab - teilweise mehr als 1 Prozent, erholten sich dann aber mit einem Bericht von Fox Business, wonach das Weiße Haus Trumps Aussagen über Huawei klargestellt hatte. So soll es nur die US-Regierung sein, die keine Geschäfte mehr mit Huawei machen werde.
Das Spielchen, wie du mir, so ich dir, geht also weiter.
China hatte in dieser Woche den Kauf von US-Agrarprodukten gestoppt, nachdem die USA das Reich der Mitte offiziell als Währungsmanipulator gebrandmarkt hatte. Das war eine Antwort aus Washington auf die Yuan-Abwertung, der zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit mehr als 10 Jahren fiel.
"Während die USA nach wie vor in bescheidenem Umfang in der Lage sind, die Zölle weiter zu erhöhen, muss China stattdessen zunehmend auf handelsferne und zollfreie Instrumente zurückgreifen. Tatsächlich umfasste Chinas erste Reaktion auf die Trump-Ankündigung zweierlei Maßnahmen - eine Abschwächung des chinesischen Yuan sowie die Beendigung des Kaufs von US-Agrarprodukten durch chinesische Unternehmen", sagte Norman Villamin, Chief Investing Officer der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), in einer Kundennotiz.
China hatte in dieser Woche das Fixing des Yuan zum ersten Mal seit 2008 wieder über 7 Yuan je Dollar gelegt und damit für Turbulenzen an den Aktienmärkten gesorgt. Am Markt herrschte fortan die Sorge, dass China seine Währung als Waffe im Handelskrieg einsetzt. Das wies die People’s Bank of China zurück und sagte, man beabsichtige nicht, seine Währung zu instrumentalisieren.
"Trotz der Abschwächung nach der Zollankündigung vom 1. August über die politisch sensiblen 7 Yuan pro US-Dollar hinaus, bleibt die chinesische Währung weit hinter den 7,50 pro US-Dollar zurück, die die angekündigten Zölle vollständig ausgleichen würden. Dies deutet darauf hin, dass der jüngste Währungs-Schachzug nur ein Warnschuss aus China ist, um die möglichen Folgen aufzuzeigen, sollte die vollständige Einführung der Zölle erfolgen", erklärte Villamin von der UBP.
Gleichzeitig wird Trump nicht müde, den Dollar zu attackieren und die Federal Reserve zu Zinssenkungen zu ermutigen. Am Donnerstag sagte der Präsident: "Als Ihr Präsident, sollte man denken, dass ich begeistert bin von unserem sehr starken Dollar. Bin ich aber nicht! Das hohe Zinsniveau der Fed, im Vergleich zu anderen Ländern, hält den Dollar hoch."
Das sorgt am Markt für Spekulationen über eine Intervention in den Greenback. Kathy Lien von BK Asset Management hält das aber für keine gute Idee. Trump wolle so US-Exporte billiger machen und Auslandsgewinne amerikanischer Unternehmen in Dollar steigern, so Lien. „Aber eine Intervention beim Dollar ist eine schlechte Idee, da sie die Preise hochtreibt, zu höherer Volatilität im Markt führt und der Fed ihre Arbeit erschwert."
"Sollte Trumps vorrangiges Ziel sein, die Fed zu zwingen, die Zinsen weiter abzusenken, dann hat er dies mit der Eskalation des Handelskriegs mit China schon erreicht. Die Märkte kollabierten, das globale Wachstum wird sich verlangsamen und die Investoren erwarten zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr", erklärte Kathy Lien
Und den Dollar gegen China im Handelskonflikt einzusetzen sei auch keine gute Idee, da "China die tieferen Taschen hat."
"Der chinesische Staat hat Reserven von 3 Billionen USD angehäuft, um eine Schwächung der Währung verhindern zu können. Eine US-Intervention würde hingegen über den Exchange Stabilization Fund finanziert, der ein Volumen von 100 Mrd USD hat. Trump könnte weitere Mittel bereitstellen, dazu bräuchte er aber die Zustimmung des Kongresses", erklärte der gerngesehene Gast beim TV-Sender CNBC.
Unterdessen haben schwache Erzeugerpreise und in den USA die Spekulation auf eine weitere Zinssenkung durch die Federal Reserve im September erhöht.
Das von Investing.com entwickelte FedWatch-Tool taxiert die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 86,9 Prozent, nach 75,4 Prozent am Tag zuvor.
"Schwache Erzeugerpreise sind Ausdruck einer dramatischen Verlangsamung der Produktion aufgrund des globalen Handelskrieges", sagte Chris Rupkey, Chefökonom bei MUFG in New York. "Wir erwarten eine zweite Zinssenkung der Federal Reserve im September, da sich das verarbeitende Gewerbe und die Weltwirtschaft weiter abschwächen."
Der Erzeugerpreisindex stieg im Juli um 0,2 Prozent (vorher +0,1 Prozent). In den zwölf Monaten bis Juli legte der Index um 1,7 Prozent zu (vorher 1,7 Prozent). Das wurde am Markt auch so erwartet. Die Kernrate auf Jahressicht gab von 2,3 auf 2,1 Prozent nach.
Am US-Anleihemarkt hat sich die Lage indes wieder etwas beruhigt und die Zinskurve hat sich etwas versteilt. Die Zehnjahresrendite, die zur Wochenmitte auf den tiefsten Stand seit Oktober 2016 sank, legte am Freitag um mehr als 1 Prozent auf 1,74 Prozent zu, schloss die Woche aber deutlich im Minus.
Für die dreimonatigen Zinspapiere ging es um 1,43 Prozent nach unten, so dass sich der Spread zwischen 3M/10Y auf 25 Basispunkte zusammenzog, nach mehr als 35 Basispunkte am Mittwoch und damit so groß wie zuletzt vor dem Ausbruch der großen Finanzkrise.
Am Ende bleibt die wichtige Zinskurve aber knapp den dritten Monat in Folge invertiert, was das Risiko einer Rezession in den nächsten 311 Tagen erhöht.
"Nach unserem Rezessionsradar steigt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im Juni 2020 auf über 50 Prozent und im Dezember 2020 auf 81 Prozent. Daher gehen wir davon aus, dass die Fed im Jahr 2020 einen vollständigen Zinssenkungszyklus starten wird, der den Leitzins bis Ende 2020 wieder auf Null bringt", schreiben die Experten der Rabobank.
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-- Mit Material von Reuters.