Investing.com - Nach der Auktion dreißigjähriger US-Staatsanleihen am Donnerstag gaben die Anleiherenditen entlang der US-Laufzeitenkurve wieder nach.
Die jüngste Auktion zeigt, dass die Nachfrage nach Longbonds wieder angezogen hat. Die Anleihe mit einer dreißigjährigen Laufzeit wurde mit einer höheren Rendite als zuvor verkauft, was darauf schließen lässt, dass die Investoren weiterhin besorgt über die langfristigen Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft sind.
Das Finanzministerium wurde Longbonds im Wert von 19 Milliarden Dollar los. Die Bid-To-Cover Ratio lag bei 2,24 und damit höher als bei der vorherigen Auktion im Juli, als die Kennzahl mit 2,13 auf den tiefsten Stand seit 8 Monaten sank. In der Regel signalisiert eine Bid-To-Cover Ratio von mehr als 2 eine solide Nachfrage.
Die Anleihe wurde bei einer Rendite von 2,335 Prozent platziert, nach 2,644 Prozent im Juli. Damit werfen die Langläufer so wenig ab wie seit 3 Jahren nicht mehr. Seit November 2018, als der Longbonds noch eine Rendite von 3,418 Prozent abwarf, ist der Zins kontinuierlich gesunken.
Anleger fürchteten einen weiteren Rendite-Crash bei der Auktion, da die Zinspapiere in den letzten Wochen deutlich unter Druck geraten waren. Angesichts der jüngsten Eskalation im US-Handelskonflikt mit China schichten Anleger immer stärker ihr Geld in sichere Anleihen um. In der Folge fallen die Renditen der Papiere ins Bodenlose - ein Indiz dafür, dass die Marktteilnehmer die Konjunkturaussichten immer pessimistischer einschätzen.
Zuletzt platzierte das US-Finanzministerium eine Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit bei einem Zinssatz von 1,670 Prozent - den tiefsten seit August 2016. Enttäuscht hatte dabei vor allem die Bid-To-Cover-Ratio, die auf das zweitniedrigste Niveau seit mehr als 10 Jahren fiel.
Nach der jüngsten Stabilisierung haben die globalen Anleiherenditen am Freitag wieder etwas nachgegeben.
Das zehnjährige US-Zinspapier rentierte bei 1,705 Prozent und damit 0,57 Prozent im Minus. Die zweijährige Treasury-Rendite rentierte bei 1,606 Prozent. Neben der Zinskurve der dreimonatigen und zehnjährigen Renditen droht nun also auch bald eine Inversion der zweijährigen und zehnjährigen Zinskurve - ein weiterer Hinweis dafür, dass wir kurz vor einer Rezession in den USA stehen könnten. Für den Longbond mit einer Laufzeit von 30 Jahren gab es 2,23 Prozent - ein Minus von 0,76 Prozent.
Weitere zinspolitische Lockerungen durch die Federal Reserve (Fed), die die Zinsen aller Voraussicht nach im September erneut senken wird, könnten die US-Renditen noch tiefer drücken. Zuletzt hatten bereits Südkorea, Neuseeland, Australien, Indien, Thailand und die Philippinen ihre Zinsen überraschend deutlich gesenkt. Auch die EZB steht kurz vor einer erneuten Absenkung des Einlagesatzes.
In Deutschland gab die maßgebliche Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen um 5,02 Prozent auf -0,587 Prozent nach. Das Rekordtief liegt bei -0,61 Prozent. Die zweijährige Rendite verlor 2,12 Prozent auf -0,866 Prozent. Der Longsbond (30 Jahre) festigte seine Minuszinsen und rentierte bei -0,076 Prozent. Die Sorge vor Neuwahlen in Italien ließ Anleger erneut in sichere Häfen wie eben Bundesanleihen flüchten. Das drückte die Rendite.
In Italien legten die Renditen entlang der Zinskurve dagegen zu. Die Zweijahresrendite erholte sich aus dem Minus und lag zuletzt bei 0,21 Prozent. Für die zehnjährige Rendite ging es um knapp 15 Basispunkte nach oben.
Der Spread zwischen italienischen und deutschen Renditen auf Staatsanleihen weitete sich mit 229 auf den höchsten Stand seit Anfang Juli aus.
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von Robert Zach